Ernteausfälle, Waldbrandgefahr, weniger Strom: Die Dürregfahr in Europa hat weiter zugenommen.Zu dem Ergebnis kommt der neue Monatsbericht der Gemeinsamen Forschungsstelle (GFS) der EU-Kommission, der am vergangenen Dienstag, 23. August veröffentlicht wurde.

Die Forscherinnen und Forscher gehen davon aus, dass die diesjährige Dürre die Schlimmste seit mindestens 500 Jahren ist. Fast zwei Drittel der Fläche Europas befinden sich in einem kritischen Zustand. Auch Deutschland zählt zu den Staaten, in denen die Dürregefahr weiter gestiegen ist.

„Die Kombination aus schwerer Dürre und Hitzewellen hat zu einer noch nie dagewesenen Belastung der Wasserstände in der gesamten EU geführt. Derzeit verzeichnen wir eine deutlich über dem Durchschnitt liegende Waldbrandgefahr und erhebliche Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Produktion“,

 „Die Kombination aus schwerer Dürre und Hitzewellen hat zu einer noch nie dagewesenen Belastung der Wasserstände in der gesamten EU geführt...."; Mariya Gabriel
„Die Kombination aus schwerer Dürre und Hitzewellen hat zu einer noch nie dagewesenen Belastung der Wasserstände in der gesamten EU geführt….”; Mariya Gabriel

bilanzierte  EU-Forschungskommissarin Mariya Gabriel. Und lobte sie dann: „Die Europäische Kommission und ihre Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten unermüdlich daran, diese Krise mit der besten verfügbaren Technologie zu kartieren und zu untersuchen, sowohl aus dem Weltraum als auch vor Ort, und sind maßgeblich daran beteiligt, unsere Umwelt und unsere Bürgerinnen und Bürger vor Notfällen zu schützen.”

Warnung: Die Entwicklung und die Auswirkungen der anhaltenden Dürre in der EU bestätigen die Tendenz zur Verschlechterung:

Denn: 47 Prozent der Fläche Europas befinden sich immer noch im Warnzustand. Das bedeutet, dass weniger Niederschläge als üblich gefallen sind und die Bodenfeuchtigkeit ein Defizit aufweist.

17 Prozent der Fläche Europas befinden sich im Alarmzustand, was bedeutet, dass auch die Vegetation und die Kulturpflanzen von den negativen Auswirkungen der Dürre betroffen sind.

Insgesamt befinden sich 64 Prozent der Fläche Europas im Warn- oder Alarmzustand. Das führt auch dazu, dass sich die brandgefährdeten Gebiete in der EU weiter ausbreiten.

 Wassermangel und Hitze beeinträchtigen die Ernteerträge erheblich.  Die aktuellen Ertragsprognosen für Körnermais, Sojabohnen und Sonnenblumen auf EU-Ebene liegen jeweils 16 Prozent, 15 Prozent und 12 Prozent unter dem 5-jährigen Durchschnitt. Das zeigt der monatliche Bericht zu den landwirtschaftlichen Ressourcen in der EU, den die Forschungsstelle bereits am  vergangenen Montag, 22.August, veröffentlicht hat.

Flüsse, Strom und Verkehr: Das starke Niederschlagsdefizit hat fast alle Flüsse in ganz Europa in Mitleidenschaft gezogen. Das wirkt sich auf die Stromerzeugung aus Wasserkraft und die Kühlsysteme von Kraftwerken sowie auf den Flussverkehr aus. Mehrere EU-Mitgliedstaaten haben bereits dementsprechend Maßnahmen zur Wasserbeschränkung ergriffen.

Weiter prognostiziert der Bericht, dass in den kommenden Monaten, d. h. bis November 2022, ist im westlichen Europa-Mittelmeerraum mit wärmeren und trockeneren Bedingungen als üblich zu rechnen ist. In den letzten Tagen haben Niederschlagsereignisse die Trockenheit in einigen Regionen Europas gemildert. Sie brachten jedoch auch neue Herausforderungen mit sich, da sie in einigen Gebieten in Form von schweren Gewittern auftraten.

Den Experten der Gemeinsamen Forschungsstelle zufolge scheint die derzeitige Dürre immer noch die Schlimmste seit mindestens 500 Jahren zu sein. Die endgültigen Daten am Ende der Saison werden diese vorläufige Einschätzung bestätigen, sind sie sicher.  Die Gemeinsame Forschungsstelle stellt über das Europäische und das Globale Dürreobservatorium (EDO und GDO), die Teil des Copernicus-Notfallmanagementdienstes (CEMS) sind, auch Dürreinformationen in Echtzeit bereit.