„Das Potential ist aber noch lange nicht ausgeschöpft. Salopp gesagt: da geht noch mehr“, konstatierte  Peter Kurth, Präsident  Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-  Wasser- und Kreislaufwirtschaft (BDE) am vergangenen Mittwoch, 07. September,  in Berlin nachdem die Zahlen zum Bioabfallaufkommen für das Jahr 2020 des Statistischen Bundesamtes (Destatis) vorlagen.

„Das Potential ist aber noch lange nicht ausgeschöpft..."; Peter Kurth bild bde
„Das Potential ist aber noch lange nicht ausgeschöpft…”; Peter Kurth bild bde

„Es ist ein gutes Signal, dass Städte und Gemeinden ihren Fokus bei der Getrenntsammlung von Abfällen immer stärker auch auf Bioabfälle legen. Die Entwicklung der Sammelmengen spricht dabei für sich. Demnach belief sich die Gesamtmenge an Bioabfällen aus dem Siedlungsbereich in diesem Zeitraum auf 14,4 Millionen Tonnen. Damit ist diese Abfallmenge seit dem Jahr 2010 um knapp ein Viertel (+23,7 %) gestiegen. Bioabfälle aus der Landwirtschaft oder dem produzierenden Gewerbe sind dabei nicht mitgerechnet. In der Gesamtmenge enthalten sind aber die in den privaten Haushalten kompostierten Bioabfälle. Sie haben einen Anteil von ca. 2,6 Millionen Tonnen.

Zu den Bioabfällen gehören die Inhalte aus der Biotonne, organische Abfälle aus Gärten und Parks, Küchen- und Kantinenabfälle, Speiseöle und -fette sowie Marktabfälle. Bemerkenswert findet Peter Kurth  zudem, dass im Corona-Jahr 2020 vor allem das Aufkommen an Abfällen aus der Biotonne im Vergleich zum Jahr 2019 stärker zugenommen hatte.
„Mit Sicherheit haben die ersten Auswirkungen der Corona-Pandemie mit Lockdown und Homeoffice für einen Schub bei den getrennt erfassten Bioabfallmengen gesorgt“, befindet der BDE-Präsident.  Dennoch sei ein Trend erkennbar, „…denn der Mengenzuwachs von knapp einem Viertel über einen Zeitraum von etwas mehr als zehn Jahren ist eine erfreuliche Entwicklung und zeigt, dass der Wert von Bioabfällen immer besser erkannt wird. Trotzdem dürfen wir nicht verkennen, dass deutschlandweit mit 39 Prozent der größte Anteil im Restmüll immer noch falsch entsorgte organische Abfälle sind. Der Schatz der Bioabfälle ist also noch lange nicht gehoben.“
Kurth betonte weiter, dass die Biotonne trotz entsprechend geltender gesetzlicher Regelungen bundesweit immer noch nicht vollständig eingeführt ist. „Es ist wirklich ein Ärgernis, dass zwar seit 2015 die Pflicht zur Getrenntsammlung von Bioabfällen besteht, sie aber vielerorts einfach nicht vollzogen wird,“ kritisiert der BDE-Präsident. Hier müssten Städte und Gemeinden ihrer Pflicht endlich nachkommen. Das bedeute konkret, dass nicht funktionierende Bringsysteme und auf Freiwilligkeit beruhende Biotonnensysteme abgeschafft gehörten und dass in den Ausschreibungen stärker auf die Vergärung und anschließende Kompostierung der Gärreste gesetzt werden müsse. Gerade vor dem Hintergrund der sich anbahnenden Energiekrise in Deutschland sei es ratsam, stärker auf Biogas zu setzen. Derzeit werde der deutsche Gasbedarf zu einem Prozent mit Biogas gedeckt. Diese Menge ließe sich, so Kurth, mit einem stärkeren Einsatz von Biotonnen mindestens verdoppeln.
Der BDE-Präsident unterstrich außerdem die Notwendigkeit der Verbraucherbeteiligung, um die Bioabfallsammlung noch effektiver zu gestalten.
“Um noch mehr und noch bessere Bioabfälle zu gewinnen, kommt es insbesondere auf das Engagement der Verbraucher an“, lautet ein zentrales Fazit von Peter Kurth.  Dafür brauchten sie klare Informationen und einen einfachen Zugang zur Sammlung. Hier engagiere sich der BDE mit in der Aktion Biotonne Deutschland, die sich in den vergangenen Jahren als bundesweites Netzwerk für nützliche Informationen rund um die Sammlung von Bioabfällen etabliert hat. Mit ihrer „28-Tage-Biotonnen-Challenge“, die am 7. November startet, wird die Aktion Biotonne auch in diesem Jahr sachgerecht über Nutzen und Verwendung der Bioabfälle informieren und zu noch besserer Sammlung ermuntern,“ ist sich der BDE-Chef sicher.