Die Schweizer  Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) hat am vergangenen Montag, 11. September,  einen Endlager-Standort in Nördlich Lägern, nördlich von Zürich vorgeschlagen. Wenige Kilometer nordwestlich davon liegt die baden-württembergische Gemeinde Hohentengen am Hochrhein im Landkreis Waldshut. Umwelt- und Energie-Report hat berichtet, s. unten.

"...richtig und wichtig, dass die Geologie das entscheidende Kriterium für die Standortwahl ist...!" Christian Kühn, bild bmuv
“…richtig und wichtig, dass die Geologie das entscheidende Kriterium für die Standortwahl ist…!” Christian Kühn, bild bmuv

Das geplante Endlager soll alle radioaktiven Abfälle der Schweiz aufnehmen. Die Expertengruppe Schweizer Tiefenlager (ESchT) wird nun im Auftrag des deutschen Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) eine Einschätzung zur Nachvollziehbarkeit des Standortvorschlags erstellen und ihn bewerten. Bereits 2006 hatte das BMUV die ESchT eingerichtet, um die Schweizer Endlagersuche fachlich zu begleiten.

Christian Kühn, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesumweltministerium und Mitglied des Bundestags aus Baden-Württemberg versuchte mit fast diplomatischen Aussagen die heftige Kritik der  deutschen Umwelt- und Anti-Atombewegung, zu begleiten indem er äußert: “Das Schweizer Standortauswahlverfahren zeigt deutlich, wie wichtig es ist, wissenschaftsbasiert und partizipativ vorzugehen. Es ist richtig und wichtig, dass die Geologie das entscheidende Kriterium für die Standortwahl ist. Die grenznahe Lage des Standortvorschlags im schweizerischen Nördlich Lägern mit Oberflächenanlagen nahe der Gemeinde Hohentengen am Hochrhein in Baden-Württemberg stellt sowohl in der Errichtungsphase als auch beim Betrieb des Endlagers für diese und umliegende Gemeinden eine große Belastung dar. Ich setze mich bei der Schweiz dafür ein, dass die bisherige gute Einbindung der deutschen Nachbarn fortgesetzt wird.”

Das BMUV begleitet federführend für die deutsche Bundesregierung das Schweizer Verfahren. Das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) ist von deutscher Seite aus für die grenzüberschreitende Behörden- und Öffentlichkeitsbeteiligung zuständig, erklärte Christian Kühn  anlässlich des Bekanntwerdens des geplanten Endlagers. Es unterstützt als zuständige Bundesbehörde für Endlagervorhaben das BMUV mit seiner Fach- und Beteiligungsexpertise. Zur Information der Öffentlichkeit wird es in der kommenden Woche, am 22. September,  eine Informationsveranstaltung des BASE in Waldshut geben, die auch als live-stream übertragen wird.

Nach dem aktuellen Planungsstand der Nagra würden die Zugangsanlagen des Endlagers etwa zwei Kilometer von deutschen Gemeinden entfernt liegen. Für die Standortregion, zu der auch die Gemeinde Hohentengen im Landkreis Waldshut gehört, sind Ausgleichszahlungen der Nagra vorgesehen, die insbesondere der Regionalentwicklung dienen sollen.

Lesen Sie dazu auch unseren Bericht: Schweizer Atom-Endlager direkt an deutscher Grenze???