„Trotz des seit 1. Januar gültigen Plastiktütenverbots und einer Warnung von Bundesumweltministerin Steffi Lemke wollen Edeka, Netto Marken-Discount, Netto Nord, Norma, Müller und Rossmann unbeirrt am Angebot umweltschädlicher Plastiktüten mit Einweg-Charakter festhalten“, berichtete am vergangenen Freitag, 16. September, die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und verwies auf ihre aktuelle Umfrage.

"...bereits  im Juni auf den Trick der Händler zur Umgehung des offiziellen Verbots aufmerksam gemacht…..!" !Barbara Metz , bild duh
“...bereits  im Juni auf den Trick der Händler zur Umgehung des offiziellen Verbots aufmerksam gemacht…..!” !Barbara Metz , bild duh

Umwelt- und Energie-Report hatte gerade über eine aktuelle Studie des Umweltbundesamts (UBA) berichtet, s. unten, mit der das Amt beklagt  die Nachhaltigkeitsstrategien der Konzerne im Lebensmitteleinzelhandel  sind bis jetzt nur unzureichend verankert. „So wird zwar viel von Umweltschutz und Nachhaltigkeit gesprochen, aber im Einkauf der Produkte, bei Preisgestaltung oder Werbung zum Beispiel sehen wir oft das Gegenteil. Hier ist auch die Politik ist gefragt: Sie muss entsprechende Rahmenbedingungen schaffen, damit aktiver und konsequenter Umweltschutz zum Wettbewerbsvorteil für die Unternehmen wird.

Bezüglich der aktuellen Kritik der DUH anlässlich des Umgangs  mit dem Plastiktütenverbot verweist jetzt der Verband darauf, dass sie  bereits  im Juni auf den Trick der Händler zur Umgehung des offiziellen Verbots aufmerksam gemacht hatte. Dabei würden Plastiktüten für den Einkauf nur um den Bruchteil eines Haares dicker gemacht und fielen somit aus dem Regelungsbereich.

Da die betroffenen Unternehmen bisher keine Einsicht zeigen, fordert die DUH in einem neuen Brief an Bundesumweltministerin Steffi Lemke nun Maßnahmen zum Gegensteuern: eine sofortige Lenkungsabgabe von 50 Cent auf alle Plastiktüten mit einer Wandstärke von unter 120 Mikrometern und eine Ausweitung des EU-Plastiktütenverbots.

„…. Dass die Ermahnung von Bundesumweltministerin Steffi Lemke nichts bewirkt hat, ist nicht überraschend“, konstatiert  Barbara Metz, DUH-Bundesgeschäfts-führerin. Edeka, Netto und Co. setzen aus ihrer Sicht in dreister Weise weiterhin auf dünne Plastiktüten und umgehen so gezielt die Verbotsregelung. „Wenn sich Ministerin Lemke nicht unglaubwürdig machen will, muss sie jetzt rechtlich gegensteuern. Durch eine Lenkungsabgabe von 50 Cent auf alle Plastiktüten mit einer Wandstärke von unter 120 Mikrometern würden diese finanziell so unattraktiv, dass sie nicht mehr angeboten werden. Auf europäischer Ebene bedarf es zudem einer Nachbesserung der Verbotsregelung von Plastiktüten. Plastiktüten unter 120 Mikrometern dürfen nicht mehr zugelassen werden“, fordert Barbara Metz.

Edeka, Netto Marken-Discount und Netto Nord verwiesen darauf, dass ihre dünnen Plastiktüten Recyclingmaterial beinhalten und mehrfach wiederverwendet werden können. Hierzu entgegnet Thomas Fischer, DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft:Die im Handel angebotenen Plastiktüten zum Einkaufen haben mit 50 bis 60 Mikrometern eine sehr dünne Wandstärke. Beim Tragen schwerer Einkäufe und eckiger Verpackungen können diese schnell einreißen und sind somit nicht mehr nutzbar. Wenn sich Verbraucherinnen und Verbraucher nach Aussagen von Edeka die Mühe machen sollen, dünne Plastiktüten wiederzuverwenden, dann können sie stattdessen stabile Mehrwegtaschen nutzen. Auch der Einsatz von Recyclingmaterial macht eine dünne Plastiktüte nicht zu einem umweltfreundlichen Produkt, denn es ändert nichts an der eingeschränkten Wiederverwendbarkeit. Recyclingmaterial könnte zur Herstellung stabiler Mehrwegtaschen zudem viel sinnvoller eingesetzt werden als zur Produktion kurzlebiger Wegwerfprodukte.“

Lesen Sie dazu auch unseren Bericht: „Die Unternehmen im Lebensmitteleinzelhandel haben sehr viel Einfluss…!“