Die Atomkraftwerke Isar 2 und Neckarwestheim sollen nach dem Ende ihrer regulären Laufzeit am 31.Dezember diesen Jahres  in eine Einsatzreserve überführt werden. Robert Habeck, Bundeswirtschafts-  und Klimaschutzminister , hat sich am gestrigen Dienstag, 27. September,  mit den Betreibern der Atommeiler auf ein Konzept mit gemeinsamen Eckpunkten für eine Einsatzreserve verständigt

"...Mehr als die Hälfte der französischen Atomkraftwerke ist nicht am Netz l..!" Robert Habeck, bild bmwi
“…Mehr als die Hälfte der französischen Atomkraftwerke ist nicht am Netz l..!” Robert Habeck, bild bmwi

Sie stehen – laut Habeck – damit bereit, um einen drohenden Stromnetzengpass in Süddeutschland zu verhindern. Um die Reserve zu ermöglichen, werden die Betreiber der beiden Atomkraftwerke ab sofort alles Erforderliche in die Wege leiten, damit die Anlagen über den 31.Dezember 2022 hinaus bis längstens zum 15.April 2023 weiter im Markt betrieben werden können.

Ob der Betrieb der Anlagen notwendig ist, wird entlang der Grunddaten des „Netzstresstests“ entschieden. Basis ist ein Monitoring, das die Verfügbarkeit der Atomkraftwerke in Frankreich, den Umfang der an den Markt zurückgekehrten Kohlekraftwerke, die Verfügbarkeit der Gas- und Kohlekraftwerke sowie die erwartete Entwicklung des Stromverbrauchs berücksichtigt. Die Entscheidung über den Reservebetrieb der Atomkraftwerke soll den Eckpunkten zufolge noch in diesem Jahr fallen.

Der Minister erklärte anlässlich der Bekanntgabe der neuen Vereinbarung: „Aufgabe ist es, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und gleichzeitig der Tatsache Rechnung zu tragen, dass Atomenergie eine Hochrisikotechnologie ist, die streng unter den geltenden Sicherheitsvorkehrungen eingesetzt werden muss. Entsprechend haben wir die Einsatzreserve ausbuchstabiert. Jetzt werden die Betreiber alle nötigen Vorbereitungen treffen, damit die süddeutschen Atomkraftwerke über den Jahreswechsel hinaus im Winter Strom produzieren können, selbstverständlich unter Einhaltung aller geltenden Sicherheitsvorschriften. Wir bringen derweil das nötige Gesetz zügig auf den Weg und beobachten die Lage im deutschen und europäischen Stromsystem genau!“ Dann bekräftigte Habeck noch mal: „ Deutschland hat insgesamt eine hohe Versorgungssicherheit im Strombereich, die Lage muss aber immer im Zusammenspiel mit den europäischen Nachbarn betrachtet werden.“ Und er verwies

"...das AKW soll nach dem Ende seiner regulären Laufzeit am 31.Dezember diesen Jahres  in eine Einsatzreserve überführt werden.....!" Neckarwestheim, bild enbw
“…das AKW soll nach dem Ende seiner regulären Laufzeit am 31.Dezember diesen Jahres  in eine Einsatzreserve überführt werden.….!” Neckarwestheim, bild enbw

darauf, dabei spiele vor allen die Versorgungssituation in Frankreich eine große Rolle. Mehr als die Hälfte der dortigen Atomkraftwerke ist nicht am Netz, es fehlen daher Strommengen, die Deutschland zum Teil mit Strom aus Erdgaskraftwerke ausgleicht. Entwickelt sich die Lage in Frankreich schlecht, verschärfen sich die Stressfaktoren für das deutsche Stromsystem.

Und Habeck betonte, „…dass sich  die Daten aus Frankreich in den letzten Wochen immer weiter nach unten entwickelt. Von ursprünglich angegebenen 50 GW an Leistung aus den dortigen Atomkraftwerken im Winter ist nicht mehr auszugehen. Der französische Stresstest des dortigen Übertragungsnetzbetreibers rechnet im Kernszenarien nur noch mit 45 GW und das nur für zwei Wochen im Januar. Damit wären wir schon in unserem sehr kritischen Stresstestszenario. Dann geht es runter, und Ende Februar sind den Daten zufolge nur noch 40 GW verfügbar – da wären wir im Extremszenario. Meine französische Kollegin hat mir schriftlich bestätigt, dass dies auch die Annahmen der Regierung sind!“

Habeck betonte ganz hart und nüchtern das Fazit unter die französichen Angaben beziehend: „Unter diesen Bedingungen ist der Einsatz der AWK für die Netzstabilität nach dem Stresstestszenario geboten. Hinzu kommt, dass die Angaben des Betreibers EDF sich in der Vergangenheit häufig als zu positiv herausgestellt haben. Als für die Energiesicherheit verantwortlicher Minister muss ich daher sagen: Wenn diese Entwicklung nicht noch in ihr Gegenteil verkehrt wird, werden wir Isar 2 und Neckarwestheim im ersten Quartal 2023 am Netz lassen. Stand heute halte ich das für notwendig. Die Gespräche mit den Betreibern sind abgeschlossen, das Eckpunktepapier vereinbart. Auf dessen Basis werden jetzt die gesetzlichen Änderungen ausgearbeitet. Sie sollen Ende Oktober beschlossen werden. Heute muss ich sagen, dass die Daten aus Frankreich dafür sprechen, dass wir die Reserve dann auch abrufen und nutzen werden.“