In deutschen Haushalten: Erdgas immer noch wichtigster Wärmelieferant
In den meisten Haushalten in Deutschland läuft mittlerweile die Heizung. Erdgas ist in den meisten Haushalten in Deutschland immer noch der wichtigste Wärmelieferant, was nicht nur den Bund, sondern auch die Bundesländer vor große Herausforderungen stellt“, konstatierte am vergangenen Montag, 17. Oktober, die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) in einem selbst so bezeichneten „Hintergrundpapier“.

Danach unterscheidet sich der Erdgasanteil im Energiemix unterscheidet sich in den Ländern jedoch deutlich. Angesichts der aktuellen Energiekrise in Deutschland wirft die Agentur in dem neuen Hintergrundpapier einen genauen Blick auf die Energieversorgung in den Bundesländern, insbesondere hinsichtlich der Bedeutung von Erdgas.
„Die Zahlen zeigen ganz deutlich, dass die Erneuerbaren Energien in allen Bundesländern schnellstmöglich ausgebaut werden müssen, um Deutschland unabhängiger von Energieimporten und fossilen Energiepreisen zu machen“, betont Robert Brandt, Geschäftsführer der AEE. „Nur mit den Erneuerbaren können wir stabil preiswerte Energie für Industrie und Haushalte bereitstellen“. Wenn es darum gehe, Erdgas einzusparen, müsse auch ein besonderes Augenmerk auf die Themen Energieeffizienz und Energiesparen gelegt werden. Deshalb widmet sich der zweite Teil der Publikation Indikatoren, mit denen sich Fortschritte bei der Energieeffizienz quantifizieren lassen.
Neu: Angesichts deutlich steigender Gaspreise setzen immer mehr Neubauprojekte auf Wärmepumpen, Holzpellets und Solarthermie. Fast drei Viertel der in der ersten Jahreshälfte genehmigten Neubauten heizen mit Erneuerbaren Energien, wie aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen. Nur noch 16 Prozent sollen mit Gasheizungen ausgestattet werden.
Doch im Bestand ist Erdgas immer noch der wichtigste Wärmelieferant. Fast die Hälfte der bestehenden Gebäude in Deutschland nutzt Erdgas zum Heizen und zur Warmwassererzeugung. Das macht sich auch im Energiemix insgesamt bemerkbar. Erdgas ist mit fast 27 Prozent der zweitwichtigste Energieträger hinter Mineralöl. In Berlin und Rheinland-Pfalz lag der Erdgasbeitrag zum Energiemix im Jahr 2019

sogar bei fast 40 Prozent. Am geringsten war der Gasanteil in Brandenburg mit 17 Prozent. Den mit Abstand größten absoluten Erdgasverbrauch verzeichnete aber das Industrieland Nordrhein-Westfalen. Mit 265 Milliarden Kilowattstunden war es für nahezu ein Drittel des gesamten Erdgasbedarfs in Deutschland verantwortlich. Der geringste Gasverbrauch entfiel auf Bremen mit nur zehn Milliarden Kilowattstunden
Insgesamt hat sich der Erdgasverbrauch in Deutschland zwischen 2008 und 2019 kaum verändert. In der Entwicklung des Verbrauchs gibt es unter den Bundesländern aber deutliche Unterschiede. Während Thüringen den Gasverbrauch um acht Prozent und Baden-Württemberg um sieben Prozent senken konnte, stieg er in Sachsen um neun, in Berlin um elf und in Schleswig-Holstein sogar um 56 Prozent an. Diese Entwicklung in Schleswig-Holstein ist maßgeblich auf den Energieträgerwechsel von Öl auf Gas eines großen Unternehmens der Düngemittelproduktion, auf den Ersatz von Kohle- durch Gaskraftwerke sowie den Anstieg von Erdgasheizungen im Wärmesektor zurückzuführen.
In der Stromerzeugung ist der Erdgas-Anteil in Berlin am größten: Mehr als 61 Prozent (2019) des Stroms der Hauptstadt stammen aus Gaskraftwerken. Am geringsten ist der Anteil in Schleswig-Holstein (vier Prozent), in Brandenburg (fünf Prozent) und in Baden-Württemberg (sieben Prozent). In absoluten Zahlen war die Erdgasverstromung in Nordrhein-Westfalen am höchsten (35 Milliarden Kilowattstunden). Am niedrigsten war sie in Hamburg (1,2 Milliarden Kilowattstunden).