Kurz vor der Landtagswahl in Niedersachsen am kommenden Sonntag haben sich SPD, CDU und FDP für neue Erdgasbohrungen in der Nordsee vor Borkum ausgesprochen, das zeigt eine Umfrage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) unter den Spitzenkandidatinnen und Spitzenkandidaten die am gestrigen Dienstag, 04. Oktober, bekannt gegeben wurde.

„...Klage gegen Erdgasbohrungen in der Nordsee ... !"„Sascha Müller-Kraenner, bild duh
„…Klage gegen Erdgasbohrungen in der Nordsee … !”„Sascha Müller-Kraenner, bild duh

Ein Datum für das Ende der bestehenden Erdgasförderung in Niedersachsen wollte demnach keine der drei genannten Parteien nennen. Als Begründung für neue fossile Förderpläne führen sie die aktuelle Erdgasknappheit an. Aus Sicht der DUH ist das absolute Augenwischerei, da eine tatsächliche Förderung frühestens Ende 2024 starten könnte. Bis dahin müssen längst Maßnahmen wie der Ausbau erneuerbarer Energien und Energieeinsparungen greifen, um fossile Abhängigkeiten abzubauen und die Klimaziele nicht zusätzlich zu gefährden. Bündnis 90/Die Grünen sowie DIE LINKE distanzieren sich von geplanten Bohrungen vor Borkum und sprechen sich für einen Ausstieg aus der bestehenden Erdgasförderung bis zu den Jahren 2035 und 2030 aus.

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH konstatiert erbittert: “In Niedersachsen droht das fossile Zeitalter eine Renaissance zu erleben: Neben den LNG-Terminals stehen auch neue Erdgasbohrungen auf der Agenda. Die Wahl am Sonntag muss zur Klimawahl werden. Nur so kann die erschreckende Sorglosigkeit einiger Parteien angesichts von Rekordhitzen, Dürren und Überschwemmungen beendet werden. Und nicht nur das Klima ist durch die Förderpläne vor Borkum bedroht. Schon allein der Bau der Pipeline zum Transport des Gases, der Stromleitungen und der Plattform werden 30 Hektar Wattenmeer vernichten. Durch die Bohrungen besteht die Gefahr von Erdbeben und Bodensenkungen im Wattenmeer. …. Der sofortige Stopp dieses Projektes ist die einzige vernünftige Option.“

Das niederländische Unternehmen ONE Dyas B.V. will zusammen mit Hansa Hydrocarbons Ltd. und

 "...Lediglich die FDP will die Zulassung von unkonventionellem Fracking nicht ausschließen. ....!" Constantin Zerger
“…Lediglich die FDP will die Zulassung von unkonventionellem Fracking nicht ausschließen. ….!” Constantin Zerger

Neptune Germany B.V. die Erdgasbohrungen im niedersächsischen Wattenmeer durchführen. Damit soll ab Ende 2024 grenzüberschreitend Erdgas in der Nordsee gefördert werden. Für die Energiesicherheit und die aktuelle Gasknappheit kommt dieses Vorhaben damit zu spät. Gegen eine Genehmigung auf niederländischer Seite hat die DUH mit der niederländischen Umweltorganisation Mobilisation for the Environment und der Bürgerinitiative Saubere Luft für Ostfriesland bereits Klage eingereicht.

Auch die Förderung von Erdgas auf niedersächsischem Festland steht laut DUH-Angaben zur Debatte. Hierfür müsste allerdings die hoch umstrittene Methode des unkonventionellen Frackings eingesetzt werden, die in Deutschland bisher verboten ist. In der Umfrage der DUH spricht sich allein die FDP dafür aus, das Verbot zu überdenken.

Constantin Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz der DUH zeigt sich erfreut ,  dass sich fast alle Parteien klar gegen Fracking aussprechen: „Lediglich die FDP will die Zulassung von unkonventionellem Fracking nicht ausschließen. … Egal, um welche fossile Förderung es geht: Durch die kostspieligen und risikoreichen Förderverfahren werden wichtige Investitionen in erneuerbare Energien und Energieeinsparungen verzögert.“

Lesen Sie dazu auch unseren Bericht: Öl und Erdgas aus der Nordsee? -Abstimmen mit Holland!!!