Das russische Atomschiff “Mikhail Dudin” steuert von St. Petersburg aus ungeachtet der völkerrechtswidrigen russischen Invasion in der Ukraine erneut Rotterdam an“, empörten sich am vergangenen Dienstag, 08. November, Umweltorganisationen aus den Niederlanden, Deutschland und Russland.

Die Atomgeschäfte mit dem Putin-Regime müssen sofort gestoppt werden."
“Die Atomgeschäfte mit dem Putin-Regime müssen sofort gestoppt werden.”

Laut der Marine-Website Vesselfinder argumentieren sie, ist die Ankunft für heute , Donnerstagmorgen, 10.November,  um 6 Uhr, geplant. Der Hafen von Rotterdam meldet die Ankunft bereits für morgen Mittag, 9.11., um 13 Uhr. Am Dienstagmorgen lag das Uranschiff noch an der Nordspitze Dänemarks auf Reede, heißt es in einem Statement der Organisationen darunter das Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen.Über die Urantransporte hatte Umwelt- und Energie-Report zuvor schon ausführlich berichtet,denn bereits Ende Oktober gab es einen solchen Transport.  s. unten.

Die Umweltorganisationen befürchten, dass sich an Bord erneut angereichertes Uran aus Russland für die Brennelementefabrik Lingen im Emsland befindet, das dann im Anschluss per LKW nach Lingen transportiert wird. Für heute, Donnerstagmittag, 10.November., bereiten die Umweltorganisationen ab 12 Uhr eine Mahnwache vor der Brennelementefabrik in Lingen vor. Anwesend wird dabei auch der Träger des Alternativen Nobelpreises, Vladimir Slivyak, sein. Er arbeitet für die in Russland verfolgte Umweltorganisation Ecodefense.

Slivyak warnte noch mal : „Die europäischen Länder sind gefährlich abhängig von russischen Uranlieferungen. Das Geld, das dafür an Vladimir Putin bezahlt wird, verwandelt sich in Bomben, Panzer und Raketen, die in der Ukraine eingesetzt werden. Es ist für Europa auch ein Sicherheitsproblem, sich derart abhängig von russischen Uranlieferungen zu machen. Die Atomgeschäfte mit dem Putin-Regime müssen sofort gestoppt werden.”

Die Umweltorganisationen kritisieren insbesondere die Regierungen in Paris, Berlin und Den Haag: “Während das russische Militär in der Ukraine bewusst die Energieversorgung der Menschen dort zerstört, beharren Frankreich, Deutschland und die Niederlande darauf, ausgerechnet mit dem Kreml-Konzern Rosatom weiter Atomgeschäfte zu machen. Das ist zynisch und ein Schlag ins Gesicht der leidenden Bevölkerung in der Ukraine. Rosatom ist dort unter anderem aktiv an der Besatzungsverwaltung des militärisch besetzten AKW Saporischschja beteiligt,” erklärte Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen.

“Dieser Urantransport ist auch eine erste Bewährungsprobe für die neue rot-grüne Landesregierung in Hannover. Im Koalitionsvertrag steht, dass Hannover auf ein Ende der russischen Uranimporte

"... wir  kritisieren insbesondere die Regierungen in Paris, Berlin und Den Haag:....."
“… wir kritisieren insbesondere die Regierungen in Paris, Berlin und Den Haag…..”

“drängt”. Stephan Weil und Julia Hamburg müssen Kanzler Scholz sowie Umweltministerin Lemke nun umgehend zum Handeln bewegen. Die Zeit der Ausreden ist abgelaufen,” ergänzte Alexander Vent vom Lingener Bündnis AgiEL – Atomkraftgegner:innen im Emsland.

Da das russische Atomschiff bereits weniger als 48 Stunden vom Hafen in Rotterdam entfernt ist, schreiben die Umweltorganisationen heute nochmals an das Bundesumweltministerium, um Auskunft und einen Stopp der Urangeschäfte zu erreichen. Beim letzten Urantransport Ende September hatte das Bundesumweltministerium jedoch noch 24 Stunden vor Ankunft des Urans in Lingen jegliche Kenntnis abgestritten. Deshalb fordern die Organisationen ein Ende der Verschleierungstaktik in Berlin.

Die Brennelementefabrik Lingen gehört dem staatlich-französischen Atomkonzern Framatome, eine Tochter von EdF. Die Umweltorganisationen vermuten, dass das Uran letztlich für Brennelemente bestimmt ist, die von Lingen aus an die Schweizer AKW Leibstadt, Beznau und/oder Gösgen geliefert werden.

Die dortigen AKW-Betreiber haben Lieferungen aus Russland zugegeben, Gösgen wurde zudem mindestens bis 2012 aus Russland via Lingen beliefert. Für alle drei AKW wurden in den letzten Wochen und Monaten entsprechende Brennelement-Exportgenehmigungen des deutschen Bundesamtes BAFA ausgestellt.

“Wir fordern zudem von der niederländischen Regierung, dass sie die Nutzung der niederländischen Häfen für russische Atomschiffe ab sofort untersagt. Urangeschäfte mit Russland sind aktive Hilfe für Putins Kriegskasse. Atomenergie bringt keine Energieunabhängigkeit,” so Dirk Bannink von der Laka in Amsterdam. Die Laka hatte die aktuellen niederländischen Uran-Transitgenehmigungen für Rosatom und Framatome im Sommer öffentlich gemacht. Demnach sind bis 2025 noch insgesamt 43 Urantransporte von Russland via den Niederlanden nach Lingen geplant.

Lesen Sie dazu auch unseren Bericht: Uran von Moskau nach Lingen: “Die Ministerin hat jetzt einiges zu erklären!”