Befürchtungen bleiben: Hunderttausende Erkrankungen und vorzeitige Todesfälle jedes Jahr …
Umwelt- und Energie-Report hatte am vergangenen Freitag,11.November, den einen Tag zuvor veröffentlichten Entwurf der EU-Kommission zur Neufassung des Abgasstandards Euro 7, betitelt: „Die EU-Kommission will mit der neuen Euro-7-Norm die Straßen sauber fegen, s. unten! Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) veröffentlichte am selben Tag ihre Kritik zum Entwurf und erklärte sie sähe ihre Befürchtungen bestätigt: Die vorgeschlagenen Vorgaben entsprechen nicht dem Stand der Technik und werden auch weiterhin zu hunderttausenden Erkrankungen und vorzeitigen Todesfällen jedes Jahr in Europa führen.

Der Entwurf offenbart nach Ansicht des Umwelt- und Verbraucherschutzverbandes eindrücklich, wie die Autokonzerne nach der Übernahme des Kommissionsvorsitzes durch Ursula von der Leyen nun auch in Brüssel „durchregieren“.
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH gestand in einem Statement der Organisation : „Bei früheren Abgasvorschriften kämpfte die EU-Kommission für den Schutz von Verbraucherinnen und Verbrauchern und der Umwelt und legte ambitionierte Regelungsvorschläge vor. Sieben Jahre nach der Aufdeckung von Dieselgate – dem größten Industrieskandal der deutschen Nachkriegsgeschichte – plant die EU-Kommission nun einen Kniefall vor den Dieselkonzernen. Mit einer inhaltlich entkernten Euro-7-Abgasnorm handelt die EU-Kommission ihrer eigenen Parole von Zero Emission entgegen!“ Für seine DUH fordert Resch die EU-Parlamentarierinnen und Parlamentarier auf, „…die Euro-7-Abgasnorm auf den Stand der Technik zu verschärfen und zu verhindern, dass Diesel-Pkw in Europa zukünftig drei Mal schmutziger sein dürfen als beispielsweise in Kalifornien.“
Aus Sicht der DUH missachtet der Entwurf der EU-Kommission mit seinen schwachen Grenzwerten, niedrigen Dauerhaltbarkeitsanforderungen und aufgeweichten Prüfbedingungen weitgehend die Empfehlungen des EU-eigenen Expertengremiums CLOVE (Consortium for ultra Low Vehicle Emissions) sowie Gesundheitsaspekte zum Schutz der Bürgerinnen und Bürger. Statt die gesundheits- und umweltschädlichen Stickoxidemissionen zu reduzieren, soll der Grenzwert unverändert auf dem Niveau der vor über zehn Jahren festgelegten Euro-6-Abgasnorm (60 mg/km) bleiben. Das Expertengremium hatte einen Stickoxidgrenzwert von 20 mg/km für alle Pkw vorgeschlagen. Zum Vergleich: In Kalifornien liegt der Grenzwert für die Summe aus Stickoxiden und non-Methane Organic Gases (NMOG) aktuell bei umgerechnet 32 mg/km und ab 2025 bei 19 mg/km.
Darüber hinaus müssen diese Grenzwerte für Pkw nur im Außentemperaturbereich oberhalb von 0

Grad Celsius sowie bis zu einer Erhebung von bis zu 700 Metern über dem Meeresspiegel eingehalten werden. Auch diese Prüfbedingungen sind lascher als von CLOVE vorgeschlagen.
Resch kommt zu dem Ergebnis „Mit den laschen Prüfbedingungen wird ein weiterer Abgasskandal geradezu befeuert. Die EU-Kommission dokumentiert, dass ihr …einzig die Steigerung der Profite weniger Dieselkonzerne liegt im Fokus liegt. Spätestens mit dem Bekanntwerden des Dieselgates im Jahr 2015 sollte die EU-Kommission aus den Fehlern lernen und sich nicht länger von der Autolobby um den Finger wickeln lassen“, fordert Resch .
Resch verweist schließlich auf die eigenen Taten des Verbandes: Was auf dem Stand der Technik möglich ist, hat die DUH auch mit Messungen in ihrem eigenen Emissions-Kontroll-Institut (EKI) nachgewiesen: So konnten Diesel-Pkw mit ordnungsgemäß verbauter Abgasreinigungsanlage bereits vor Jahren den Wert von 60 mg/km deutlich unterschreiten. Selbst ein schwerer Stadtpanzer wie der Mercedes GLS 350d mit der aktuellen Abgasnorm Euro 6 kann die Stickoxidemissionen mit entsprechender Technik problemlos unter den kalifornischen Grenzwert von 19 mg/km absenken. Die auf der Straße gemessenen Stickoxidemissionen lagen im Durchschnitt sogar bei nur 6 mg/km – gerade einmal ein Zehntel des vorgesehenen Grenzwerts nach Euro 7.
Lesen Sie dazu auch unseren Bericht: Die EU-Kommission will mit der neuen Euro-7-Norm die Straßen sauberfegen