Gestern morgen  ist der russische Atomfrachter “Mikhail Dudin” unmittelbar vor der Hafeneinfahrt von Rotterdam erneut in Wartestellung gegangen. Damit setzt sich das Verwirrspiel um den Uranfrachter fort, berichteten gestern, Montag 14.November, mehrere Anti-Atom-Aktionsbündnisse gegenüber Umwelt- und Energie-Report , so auch das Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen.

 "Offensichtlich bringen die beteiligten Regierungen aus Frankreich, Deutschland und den Niederlanden nicht die politische Kraft auf ... also doch weitere Uran--Geschäfte mit ihm ??? ... .... Wladimir Putin, bild Sergej Gunejew , sna-n.
Offensichtlich bringen die beteiligten Regierungen aus Frankreich, Deutschland und den Niederlanden nicht die politische Kraft auf … also doch weitere Uran–Geschäfte mit ihm ??? … …. Wladimir Putin, und auch …. bild Sergej Gunejew , sna-n.

Ursprünglich war das Schiff demnach schon für den vergangenen Mittwoch in Rotterdam angekündigt worden, dann gab es plötzlich einen fast fünftägigen Zwischenstopp vor der dänischen Küste. Am Samstag hieß es dann auf der Marine-Website Vesselfinder, Dünkirchen sei das Ziel – nun liegt das Schiff jedoch einfahrbereit vor dem Rotterdamer Hafen.

Die -Atomkraft-Initiativen gehen davon aus, dass sich an Bord russisches Uran für die Framatome-Brennelementfabriken in Lingen/Emsland sowie Romans in Frankreich befindet. Nach einer Meldung des Atomtransport-Bundesamts BASE vom letzten Donnerstag sowie einem Bericht der Neuen Osnabrücker Zeitung vom Samstag befürchten die Initiativen zudem, dass die “Mikhail Dudin” Brennstäbe aus Lingen mit nach Russland nimmt, um sie von dort nach Kasachstan zur Brennelement-Endfertigung zu bringen.

“Offensichtlich bringen die beteiligten Regierungen aus Frankreich, Deutschland und den Niederlanden nicht die politische Kraft auf, die “Mikhail Dudin” zurückzuschicken und die Urangeschäfte zwischen der Lingener Brennelementefabrik von Framatome und dem russischen Kreml-Konzern Rosatom einzustellen. Stattdessen werden die Atomgeschäfte nun noch mit Transit-Transporten durch Russland nach Kasachstan ausgeweitet – das ist völlig unverständlich,” klagte Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen.

Die Brennelementefabrik Lingen gehört dem französischen Konzern Framatome, einer Tochter des staatlichen Energiekonzerns EdF. Auf russischer Seite ist ausgerechnet der staatliche Atomkonzern Rosatom der Vertragspartner. Rosatom koordiniert zum Beispiel die fachliche Besatzungsverwaltung im militärisch eroberten AKW Saporischschja in der Ukraine – ist also für den Kreml direkt am Ukraine-Krieg beteiligt.

“Die Geschäftspolitik der Framatome in Lingen legt die große Abhängigkeit der Atomindustrie von Russland offen. Uranimporte, Transit für Brennstäbe, Schiffstransporte und womöglich werden von der Brennelementefabrik indirekt sogar russische AKW beliefert: Wer auf Atomkraft setzt, vergrößert die Energieabhängigkeit von Russland. Die Bundesregierung muss endlich einschreiten. Jedes Zögern hat enorme politische Konsequenzen. Am Ende hilft nur die Stilllegung der Brennelementefabrik in Lingen,” erklärte Alexander Vent vom Lingener Bündnis AgiEL – Atomkraftgegner:innen im Emsland.

Nach Medienberichten aus der Schweiz ist das nach Lingen gelieferte russische Uran womöglich für Schweizer Atomkraftwerke gedacht. Das deutsche Export-Bundesamt BAFA hat allein seit Juni drei

...und auch weitere geschäfte mit ihm...? Kasachstans Machthaber Sultan Nazarbajew
… weitere geschäfte mit ihm…? Kasachstans Machthaber Sultan Nazarbajew

Export-Genehmigungen für Lingener Brennelemente an die Schweizer AKW Leibstadt, Beznau und Gösgen ausgestellt. Der Betreiber der ersten beiden AKW, der Konzern Axpo, hat zugegeben, Uran aus Russland zu beziehen. Während der Mahnwache vor der Brennelementefabrik Lingen wehte am vergangenen Donnerstag vor dem Framatome-Tor zudem die Schweizer Flagge.

Als sehr besorgniserregend bezeichnen die Aktionsbündnisse auch den Brennstab-Export von Lingen nach Kasachstan.  Dieser Export war am vergangenen Donnerstag vom Atomtransport-Bundesamt BASE bekannt gemacht worden. Noch vor wenigen Tagen wehte auch die kasachische Fahne vor dem Tor von Framatome Lingen. Nach Recherchen der Neuen Osnabrücker Zeitung ist nicht ausgeschlossen, dass die Brennstäbe letztlich sogar in russischen AKWs eingesetzt werden. Die Brennelementefabrik in Ust-Kamenogorsk hat schon lange AKWs in Russland beliefert. Der andere wichtige Kunde der kasachischen Brennelementefabrik ist China. Doch warum sollte Framatome die eigenen Brennelemente nicht direkt nach China liefern, sondern erst einen Transit durch Russland und Kasachstan in Kauf nehmen? Kasachstan selbst verfügt über keine AKWs. Die Anti-Atomkraft-Initiativen erwarten hier klare Auskünfte von der Bundesregierung.

Lesen Sie dazu auch unseren Bericht: “Atomgeschäfte mit dem Putin-Regime müssen sofort gestoppt werden !”