Auch blauen Wasserstoff importieren …?
„Importe von Wasserstoff und Derivaten werden eine entscheidende Rolle spielen, um die Verfügbarkeit von Wasserstoff in Deutschland sicherzustellen. Es ist daher gut, dass die Bundesregierung ihre Wasserstoffimportstrategie nun endlich vorgelegt hat“, kommentierte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäfts-führung am vergangenen Mittwoch, 24. Juli, die am selben Tag von der Bundesregierung präsentierte Importstrategie. Gibt es unterschiedliche Einschätzungen zwischen dem BDEW und dem VKU…, der , wie Sie liebe Leserin und lieber Leser , später weiter unten lesen können , auch für eine Übergangszeit erlaubt, dass auch blauer Wasserstoff importiert wird.
Wie aber Kerstin Andreae zunächst weiter erklärte „…geht die Bundesregierung selbst von einem Bedarf an Wasserstoff und Derivaten von 95 bis 130 TWh im Jahr 2030 aus, von denen 50 bis 70 Prozent importiert werden sollen. Um die erforderlichen Mengen sowie die notwendige Geschwindigkeit zu erreichen, braucht es geeignete Importinfrastrukturen, langfristig absehbare Liefermengen sowie international anschlussfähige Zertifizierungssysteme und eine gesicherte Nachfrage.
Die vorgelegte Importstrategie enthält hierzu viele sinnvolle Ansätze und Einblicke in die Vielzahl der Instrumente. Positiv hervorzuheben ist, dass die Bundesregierung beim Import sowohl auf Pipelines als auch auf Schiffstransporte und Hafeninfrastrukturen baut. Das eröffnet vielen Partnerländern in der EU, der europäischen Nachbarschaft und dem fernen Ausland die Möglichkeit, Wasserstoff und seine Derivate nach Deutschland zu exportieren.
Aktuell aber fehlt der Strategie die Priorisierung der Maßnahmen und Ziele. Die bisherigen Instrumente zur Mengenbeschaffung müssen sinnvoll ergänzt und weiterentwickelt werden.
Zudem erscheint die Importstrategie überfrachtet. Aus Sicht des BDEW sollte sie sich auf ihr Kernziel fokussieren: in kurzer Zeit große Mengen Wasserstoff und Derivate zu möglichst wettbewerbsfähigen Preisen importieren zu können. Denn es gilt: Je schneller und je mehr Wasserstoff und Derivate verfügbar gemacht werden, desto besser ist es für den Wasserstoffhochlauf und damit für das Gelingen von Energiewende und die Transformation der Wirtschaft. Die Importe von Wasserstoff sollten nun ähnlich ambitioniert angegangen werden wie der Bau des Wasserstoff-Kernnetzes.“
Und auch Ingbert Liebing, VKU-Hauptgeschäftsführer , kommentierte am vergangenen Mittwoch, 24. Juli, anlässlich der am selben Tag beschlossenen Wasserstoff-Importstrategie der Bundesregierung: „Wasserstoff ist eine zentrale Säule der Energiewende und kann Öl und Erdgas ersetzen. Das gilt vor
allem bei industriellen Prozessen sowie der Strom- und Wärmeversorgung.
Nachdem die Bundesregierung Pläne für Bau- und Finanzierung des Wasserstoffnetzes genehmigt hat, steht nun der Energieträger im Mittelpunkt. Wir begrüßen die Wasserstoff-Importstrategie, weil der Bedarf in Deutschland sehr groß ist. Das sorgt für Klarheit bei den Importrouten.
Die verschiedenen Quellen können dazu beitragen, mögliche Ausfallrisiken zu minimieren: Wasserstoff soll hauptsächlich über Rohrleitungen aus Norwegen, Großbritannien und Dänemark sowie nach Umrüstung der bestehenden Erdgasrohrleitungen, auch aus Algerien über Tunesien, Italien und Österreich importiert werden!“
Doch der VKU-Spitzenmann erklärte für seinen Verband auch: „Mit Blick auf die bevorstehenden Aufgaben bei der Energiewende halten wir es für angemessen, dass in einer Übergangszeit auch so genannter Blauer Wasserstoff, der aus Erdgas hergestellt wird, importiert werden darf. Zumal das bei der Produktion entstehende Kohlendioxid unterirdisch gespeichert werden soll. Klar ist aber auch, dass Wasserstoff künftig weitgehend mit Wind- und Sonnenenergie hergestellt werden muss. Alles andere wäre ineffizient, nicht klimaneutral und damit kontraproduktiv.“
Lesen Sie dazu auch unseren Bericht: Importstrategie für Wasserstoff und Wasserstoffderivate beschlossen
und auch: Wie die ausreichende Versorgung mit Wasserstoff gewährleistet werden kann