Blick auf den Plenarsaal im neuen UN-Konfgresszentrum Bonn in dem das Plenum meist hinter verschlossenen Türen tagte
Blick auf den Plenarsaal im neuen UN-Konfgresszentrum Bonn in dem das Plenum meist hinter verschlossenen Türen tagte, Bild U&E

Die inhaltlichen Differenzen der Delegierten aus 195 Staaten bei der UNO-Klimakonferenz in Bonn, die gestern Abend zu Ende ging, führten dazu, dass noch keine we- sentlichen Fortschritte in Richtung eines Weltklimaab-kommens, das Ende des Jahres in Paris geschlossen werden soll, erreicht wurden.
Allein die Verhandlungsatmosphäre während der zehntägigen Verhandlungen im neuen UN-Kongress-Center Bonn war konstruktiver als sonst üblich wie von Umweltschützern, EU-Vertretern und UNO-Klima-Sekretariats-Mitarbeitern zu vernehmen war. Die Konferenz in Bonn sollte dafür sorgen, dass der Weltklimagipfel im Dezember in Paris nicht auf ein Fiasko hinausläuft. Ob das gelungen ist, steht noch nicht fest.

Im Forum des neuen UN-Konferenzzentrums in Bonn: Heiße Heiße Diskussionen über das Wie zum besseren Weltklima
Im Forum des neuen UN-Konferenzzentrums in Bonn: Heiße Heiße Diskussionen über das Wie zum besseren Weltklima

Viele Industrieländer haben inzwischen die von ihnen geforderten “Nationalen Klimaschutzziele” mit konkreten Maßnahmen bei der UN eingereicht und in Bonn zur Diskussion gestellt. Auch darüber wurde intensiv debattiert. Vieles muss noch nachgebessert werden. Doch trotz der inhaltlichen Differenzen soll bis zu der alles entscheidenden Weltklimakonferenz in Paris ein gemeinsames überschaubares Papier entstehen. Wie das erreicht werden soll ist bisher noch unklar. Auch während der langen Verhandlungstage in Bonn ist es nicht gelungen das bisherige 90Seiten-Papier, das aus dem vorherigen Treffen im Februar in Genf hervorgegangen war, wesentlich einzudampfen. Es sind immer noch über 80 Seiten.

Bis Ende Oktober soll es „ein Vorprojekt des Pakets“ sagten die beiden Co-Vorsitzenden Treffens während der Abschlusspresse-konferenz. in Bonn, der Algerier Ahmed Djoghlaf und der US-Ame- rikaner Daniel Reifsnyder, zum Abschluss des Vorbereitungstreffens in Bonn am Donnerstag.

"Wir haben gute Arbeit geleistet":Der Algerier Ahmed Djoghlaf (links)und der US-Amerikaner Daniel Reifsnyder während der Abschlusspressekonferenz
“Wir haben gute Arbeit geleistet”: Der Algerier Ahmed Djoghlaf (links)und der US-Amerikaner Daniel Reifsnyder während der Abschlusspressekonferenz; Bild U&E

Gelobt wurde von Franz Perrez, dem Leiter der Schweizer Delegation, Chef der Abteilung Internationales beim Bundesamt für Umwelt (BAFU), dass die Konferenzteilnehmer erstmals in thema- tischen Gruppen verhandeln konnten. Das habe die Arbeit viel effizienter gemacht. Perrez entdeckte erstmals, dass „ … alle Teilnehmer einen klaren Willen zum Abschluss eines Abkommens zeigten.“ Außerdem würden die Kernelemente eines Abkommens langsam spürbar.

Umweltschutz-Organisationen  enttäuscht
«Ernüchternd», war der Kommentar des Greenpeace-Klimaexperten und Teilnehmer der Konferenz Martin Kaiser. «Bis zur Klimakonferenz in Paris ist nicht mehr viel Zeit», warnte er.

Mit der Geschwindigkeit, mit der hier verhandelt werde, wurde Kaiser zitiert, sei eine Klärung der großen Fragen nicht absehbar – etwa wie schnell wir aus den fossilen Energieträgern aussteigen wollen, wann die großen Schwellenländer, wie China und Indien, dazu verpflichtet werden, ihre Treibhausgasemissionen zu senken, und wie diejenigen Länder finanziert werden sollen, die am meisten unter dem Klimawandel leiden. Kaiser sieht immer noch Blockierer am Werk die verhindern wollen, dass es vorwärts geht.
Die Hauptursache sei sicherlich, so der Greenpeace-Experte, dass Saudi-Arabien und die Öl-exportierenden Länder überhaupt kein Interesse an einem guten Abkommen in Paris hätten und deswegen alles daran setzten, die Verhandlungen wie die in Bonn extrem in die Länge zu ziehen und einen Klimavertrag Ende des Jahres in Paris so nahezu unmöglich machten.

Es warten noch riesige Herausforderungen
Davon ab kommen auf alle an den Klimaverhandlungen Beteiligten auch weiter noch riesige Herausforderungen zu. Es geht ja nicht nur um die Minderung von Treibhausgasen und die Fragen wie das zu erreichen ist. Da sind ja auch noch die Probleme zu lösen, wie sich Länder, die bei ansteigendem Klima Gefahr laufen vom Meer überflutet zu werden, schützen können – gegen steigenden Meeresspiegel, gegen zunehmende Stürme und Fluten. Wer hilft ihnen dabei?

Allein werden sie es nicht schaffen können. Greenpeace-Kaiser prophezeit da seien noch große finanzielle und technische Fragen zu klären und zu lösen. Und das seien Fragen, die bereits in dem Vertragsentwurf für Paris vorkommen müssen.

Nur wenige deutsche Journalisten

Der Ko-Vorsitzende Reifsnyder wiederum verteidigte am Donnerstag während der Pressekonferenz die Ergebnisse von Bonn. «Die Leute fragen sich vielleicht, was wir seit zwei Wochen gemacht haben, doch ich denke, wir haben viel gemacht», sagte er. Er versuchte das vor allem damit deutlich zu machen , dass der 90-seitige Entwurfstext in seiner englischen Fassung derzeit 80 Seiten umfasst. – Bemerkenswert vielleicht, dass unter den Pressevertretern, die an der Konferenz teilnahmen ,   sich nur ganz wenige deutsche Journalisten befanden. 

Nur noch wenig Zeit bis Paris

Abschlusspressekonferenz am Donnerstagmittag im UN-Kongresszentrum, Bild U&E
Abschlusspressekonferenz am Donnerstagmittag im UN-Kongresszentrum, Bild U&E befanden. 

Bis zum Weltklima- gipfel in Paris im Dezember sind neben informellen Treffen nur noch zwei formelle Vorbereitungs- treffen im Septem- ber und Oktober eingeplant.
Beim Pariser Gipfel soll dann ein Abkommen für mehr als 190 Staaten erzielt werden. Die dort getroffenen Absprachen sollen die Treibhausgas-Emissionen so verringern, dass sich die Erdatmos- phäre um nicht mehr als zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit im 19. Jahrhundert erwärmt. Experten bezweifeln allerdings, dass dies gelingen wird. «Was bisher an Angeboten zur Reduzierung von Treibhausgasen auf dem Tisch liegt, wird nicht ausreichen, um die globale Erwärmung auf maximal zwei Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen», sagte inzwischen Jan Kowalzig von der Organisation Oxfam.