Einer  der riesigen Konferenzsäle im neuen UN-Kongresszentrum, Bild U&E
Einer der riesigen Konferenzsäle im neuen UN-Kongresszentrum, Bild U&E

Sollte nicht, wer lautstarke Forderungen erhebt, auch selbst schon ein wenig Vorbild sein? Zeichen setzen? In diesem Sinne haben wir uns gefragt, geht nicht auch schon von dem jeweiligen Verhandlungsdomizil in dem die Delegierten die Weltklimaziele für die Zukunft festlegen ein Signal aus in die Welt? Wie wird es beheizt, wie beleuchtet? Wie viel Treibhausgas bläst das jeweilige Tagungsdomizil in die Luft?
Der G 7-Gipfel fand vor Tagen im bayerischen Schloss Elmau statt. Rund 340 Mio Euro Steuergelder wurden investiert, um den G 7-Gipfel dort möglich zu machen. Die 10tägige UN-Klimakonferenz in Bonn endete gestern Abend und fand im World Conference Center Bonn (WCCB)statt. Das Center trägt seit Sonntag, seit der offiziellen Eröffnung durch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon offiziell den Titel „UN-Kongresszentrum“ .

Blick aus dem Forum des neuen UN-Kongresszentrums auf das daneben stehende Hotel (im Bau), Bild U&E
Blick aus dem Forum des neuen UN-Kongresszentrums auf das daneben stehende Hotel (im Bau), Bild U&E

Die G 7- Länder hatten bei ihrem Gipfel im Schloss im bayrischen Elmau bereits die Botschaft für die Weltklima-Konferenz in Paris verbindlich formuliert: Bis zum Ende des Jahrhunderts muss die Weltwirtschaft so reformiert werden, dass sie komplett ohne den Ausstoß von Kohlendioxid (C02)auskommt. Kohlendioxid entsteht beim Verbrennen fossiler Stoffe wie Kohle, Öl und Gas. Könnte da das neue UN-Kongress-Zentrum Strom verbrauchen der von Stein- oder Braunkohlenkraft- werken erzeugt wird? Oder wird dort die Wärme mit Kohle oder Gas erzeugt? Das wäre sicher die falsche Botschaft. Umwelt und Energie-Report wollte deshalb mehr darüber wissen wie das Zentrum beheizt und beleuchtet wird.
Wir erhielten von der Stadt Bonn die Antwort auf unsere Nachfragen:
Ganz allgemein: Das UN-Kongress-Centrum Bonn wird mit Geothermie und Fernwärme beheizt. Eine große Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des neuen Centers erzeugt den nötigen Strom.

Blick in eine Cafeteria mit Arbeitsmöglichkeiten. Blick von dort aus auf den Rhein und Terasse zum Sitzen
Blick in eine Cafeteria mit Arbeitsmöglichkeiten. Blick von dort aus auf den Rhein und Terasse zum Sitzen

Im Einzelnen:
Geothermie
Die im WCCB zum Einsatz kommende Geothermie wird additiv, d.h. gemeinsam mit Fernwärmeenergie eingespeist. Die Geothermie dient dabei Heiz- und auch Kühlzwecken. Im UN-Campus und seiner Peripherie kommt die Geothermie in verschiedenen Gebäuden zum Einsatz.

1. In der Winterperiode (Dezember, Januar, Februar, März) werden 120 m³/h an Brunnenwasser zur Abdeckung der Heizungs-Grundlast und zur Prozesskühlung (Betriebsräume) gefördert. Die Abdeckung der Heizungs-Spitzenlast erfolgt über Fernwärme.
2. Die Fernwärmeversorgung erfolgt über das Netz der Stadtwerke Bonn. Das sagen die Stadtwerke Bonn (SWB)zur Herkunft:

3. Produziert wird die Fernwärme im Verfahren der Kraft-Wärmekopplung in Heizkraftwerken. Einfach ausgedrückt: Die Gewinnung von Kraft, also Strom, und Wärme sind miteinander gekoppelt. Die Abwärme der Stromerzeugung wird direkt als Fernwärme verwendet – eine optimale und wirtschaftliche Ausnutzung der Brennstoffenergie. Da unsere beiden Heizkraftwerke mit Erdgas befeuert werden, können wir eine umweltschonende Erzeugung garantieren.

4. In der Übergangszeit (April, September, Oktober, November) wird die Beheizungs-Grundlast ebenfalls über die Geothermie-Anlage gedeckt, zusätzlich wird Brunnenwasser zur Prozesskühlung und zur Gebäudekühlung bei Veranstaltungen genutzt. Die solcherart dem Gebäude World Conference Center Bonn entzogene Wärme kann im weiteren Verlauf wiederum zur Gebäudebeheizung an anderer Stelle genutzt werden. Die Auslegungs-Fördermenge beträgt in dieser Zeit 140 m³/h.
5. In den Sommermonaten (Mai, Juni, Juli, August) wird das geförderte Brunnenwasser neben der Betriebsraum-Kühlung zur Deckung der Kühllasten im Gebäude genutzt. Die Kühlung verläuft zweistufig (1. Stufe passive Kühlung über Wärmetauscher, 2. Stufe aktive Kühlung über zwei Kompressionskältemaschinen (KKM)), die Kühlkapazität des geförderten Brunnenwassers wird daher weitestgehend ausgenutzt. Der Auslegungsvolumenstrom beträgt für diese Zeit 250 m³/h.

Fotovoltaik
Auf dem Dach des WCCB- Erweiterungsbaus über dem Großen Saal befindet sich eine 2008/2009 von den Stadtwerken Bonn installierte Fotovoltaik- Anlage. Sie hat bei bester Sonneneinstrahlung nach Angaben der SWB eine höchstmögliche Leistung von 59,64 kWp (Kilowatt Peak).
Schloss Elmau und Paris
Wir haben auch beim Schloss Elmau nachgefragt. Die Angaben stehen noch aus. 12.06.15 Logo UN-Konferenz Paris

Die UN-Weltklimakonferenz „Paris 2015“ findet vom 30. November bis 11. Dezember 2015 in Paris statt.Tagungsort der Konferenz wird das Messegelände von Paris-le Bourget sein. Auch hier warten wir noch auf Angaben.