Atommeiler Fessenheim: Gewerkschaften kämpfen um ihre Pfründe
Französische Gewerkschaften hatten für gestern, Mittwoch 15.September, zum Protest gegen die geplante Stilllegung des ältesten französischen Pannenreaktors im elsässischen Fessenheim, es liegt direkt am Rhein an der deutschen Grenze zu Baden-Württemberg, aufgerufen. Die Gewerkschaften befürchten den Verlust von
Arbeitsplätzen. Sie fürchten aber wohl noch mehr um bisher gewährte horrende Zuwendungen seitens des Atomkonzerns EdF.
Nach Ansicht von BUND-Geschäftsführer Axel Mayer geht es der CGT –Gewerkschaft nicht alleine um die Arbeitsplätze was aus seiner Sicht ja nachvollziehbar wäre, sondern „um die gigantischen Summen mit denen der Atomkonzern EdF einige Gewerkschaften seit vielen Jahrzehnten schmiert. Diese “andere ökonomische Seite” des Streiks werde leider nicht öffentlich diskutiert, bedauert der BUND-Geschäftsführer.
Ein Teil der Fessenheim -Belegschaft marschierte gestern am Nachmittag zu einer Kundgebung vor dem Akw-Gelände in Fessenheim.
Währenddessen reiste eine Delegation zu einer außerordentlichen Betriebsratssitzung von Eletricité de France (EdF) nach Levallois-Perret bei Paris.. In der Sitzung wollte der Kraftwerksbetreiber laut eigener Ankündigung darlegen, wie der Prozess bis zur geplanten Abschaltung von Fessenheim ablaufen solle.
Der Atomkonzern hatte sich lange gegen die von der sozialistischen Regierung gewollte Schließung des ältesten Akw im französischen Nuklearpark gesträubt..
Laut aktuellen Darlegungen des BUND-Geschäftsführers zahlt der Konzern seit 1946 jedes Jahr ein Prozent seines Umsatzes an die Sozialkasse CCAS.
Mayer greift damit alte Vorwürfe auf, die immer wieder hochgespült wurden und für viel Verwirrung und Spekulationen, aber auch neue Gewissheiten sorgten. Das private französische Forschungsinstitut Ifrap schätzt, dass der Rentenanspruch aller Mitarbeiter von EDF zusammen gerechnet einen Wert von 40 Milliarden Euro ergibt – so viel wie der Jahresumsatz des Unternehmens .
Die Sozialkasse CCAS …
… so Mayer „… hat rund 3700 Beschäftigte und besitzt Ferienzentren, Sanatorien und Restaurants, in denen sich EdF-Mitarbeiter mit ihren Angehörigen für wenig Geld
verwöhnen lassen können. Zudem ist die CCAS eng mit der mächtigen, kommunistisch orientierten Gewerkschaft CGT verflochten.
Mithilfe der einprozentigen Abgabe hat sich EdF über Jahrzehnte das Wohlwollen der Gewerkschaft erkauft”, sagt ein Branchenkenner. Vor allem diesen Geldern sei es zu verdanken, dass die Kommunistische Partei Frankreichs noch existiere.“ Darüber hatte seinerzeit auch die ZEIT berichtet.
Auch brandeins zeigte diese Verfilzung …
… und ökonomische Abhängigkeit laut Mayer bereits vor Jahren auf und verweist auf die Ausgabe 7/2007 in der es heißt: „Ein unbestimmter Teil der jährlichen Zuwendungen für die Sozialkassen blieb über die Jahrzehnte auch im gewerkschaftlichen Filz hängen. Zum populären politischen Gemeingut in Paris gehört die These, dass es die Kommunistische Partei ohne verdeckte Transfers aus der CCAS nicht mehr gäbe.
Aber daran störte sich in Frankreich kaum jemand, schon gar nicht die EdF-Führung, sicherte die CGT doch dauerhaft innerbetrieblichen Frieden und damit konstanten Energiefluss in einem Land, das durch fast jede größere Berufsgruppe, von den Bauern über die Fischer bis hin zu den Lehrern und Schaffnern, in regelmäßigen Abständen lahmgelegt wird.”
Das undemokratische „atomare Dorf“ …
… gibt es nicht nur in Japan, so Mayer, sondern auch in Frankreich. An der Spitze stehen die EDF und AREVA. Die bilden eine dauerhafte Atomallianz aus Parteien, Regierung und Medien. Technokraten aus diesem atomaren Dorf halten die gut dotierten Posten in den staatlichen Aufsichtsgremien und der Nuklearwirtschaft besetzt.
Es ist traurig, dass gerade einige Gewerkschaften aus der strukturkonservativen Linken in Frankreich ein zentraler Teil des undemokratischen „atomaren Dorfes“ sind.
Frankreich hat mit dem sonnig heißen Süden und den windiglangen Küsten die besten Voraussetzungen für eine Energiewende. Das bringt Energie, das schafft zukunftsfähige Arbeit.
Der jetzige, rückwärtsgewandte Streik für Atom & Geld, um veraltete und gefährliche Energieformen in Frankreich zeige, so Mayer, dass auch linke Gewerkschaften strukturkonservativ sein können.
Nachtrag des BUND:
“Bei einem Jahresumsatz der EDF von 73 Milliarden Euro (DIE ZEIT) wäre ein Prozent eine ungeheure (selbst für einen AKW-Gegner beinah unvorstellbare) Summe. Es wäre gut und wichtig, wenn Journalisten einmal die Angaben von brandeins und von Der Zeit überprüfen würden…” Tund wir …
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