Die historisch stabile Stromversorgung in Deutschland gerät unter Spannung: Die verfügbare Leistung zu Spitzenlastzeiten sinkt durch den Plan, aus Kernkraft und aus allen fossilen Energien auszusteigen, von heute 99 GW auf 90 GW im Jahr 2030. Dieseses Ergebnis  liefert eine aktuelle Analyse von McKinsey im Rahmen seines halbjährlich erhobenen Energiewende-Index (EWI), sie wurde gestern, Montag, 06. März, veröffentlicht.

"Sichere Stromversorgung: Deutschland WAR lange Zeit Spitzernreriter ...!!!" , Thomas Vahlenkamp , bild mckinsey
Sichere Stromversorgung: Deutschland WAR lange Zeit Spitzernreriter …!!!” , Thomas Vahlenkamp , bild mckinsey

Und dieses ist das Ergebnis, laut McKinsey-Analyse   bei insgesamt steigender Spitzenlast, die 2030 auf bis zu 120 GW ansteigt. In der Studie heißt es weiter damit drohe eine Stromlücke von bis zu 30 GW im Jahr 2030 – dies entspricht umgerechnet etwa 30 thermischen Großkraftwerken. Die  Hebel auf der Angebotsseite wie der massive Ausbau von Erneuerbaren reichen demnach allein nicht aus, falls nicht zusätzlich noch neue Erdgaskraftwerke gebaut werden und der temporäre Weiterbetrieb von Kohlekraftwerken erwogen wird. Auch auf der Nachfrageseite müsste für eine Stabilisierung des Systems stärker interveniert werden. Wie beschrieben, diese Zahlen liefert die  aktuelle Analyse von McKinsey.  Die jüngste Entwicklung der 15 Indikatoren zeigt demnach auch ein enttäuschendes Bild. Drei Indikatoren haben sich schon jetzt deutlich verschlechtert, nämlich der Haushaltsstrompreis, der Anteil Gesamtenergiekosten Haushalte und die Kosten für Netzeingriffe.
Wir berichten nun authentisch weiter aus den Studienergebnissen: Lange Zeit war Deutschland Spitzenreiter, wenn es um sichere Stromversorgung ging. 2020 mussten hiesige Verbraucher im Schnitt nur etwa 15 Minuten mit Stromausfällen rechnen. Frankreich kam im gleichen Zeitraum auf 21 Minuten, Österreich auf 38 und Bulgarien gar auf 370 Minuten. „Von der grundsätzlich hohen Versorgungssicherheit profitieren nicht nur die Privathaushalte, sondern auch die Industrie, die auf ein stabiles Stromnetz essenziell angewiesen ist“, sagt  Thomas Vahlenkamp, Senior Partner von McKinsey.
Doch die gesicherte Leistung nimmt ab: Standen im Jahr 2010 noch 105 GW zur Verfügung, waren es Ende 2022 noch 90 GW. Bleibt es bei den Ausstiegsplänen aus Kohle und Kernkraft, könnten es bis 2025 nur noch 80 GW und bis zum Ende des Jahrzehnts 70 GW sein. Addiert man zusätzlich die Kapazität aus erneuerbaren Energien (EE), die statistisch im Bedarfsfall zur Verfügung steht, beträgt die verfügbare Leistung zu Spitzenlastzeiten 99 GW (2022), 92 GW (2025) und 90 GW (2030) – vorausgesetzt, die hoch ambitionierten Ausbauziele der Bundesregierung für die Erneuerbaren Energien werden erreicht. Vahlenkamp: „Spitzenreiter war gestern – die Kombination aus sinkender gesicherter Kapazität und durch die Elektrifizierung steigender Spitzenlast kann zu Versorgungslücken führen. Selbst bei einem flächendeckenden Umstieg auf Erneuerbare sind weitere Maßnahmenhebel nötig, um das System zu stabilisieren.“