Am vergangenen Mittwoch, 05. Juni, stellte das Bundesverkehrsministerium  (BMDV) die  Neuauflage der Studie „Ladeinfrastruktur nach 2025/2030: Szenarien für den Markthochlauf“ der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur des Bundesverkehrsministeriums vor.  

„Alle Zahlen zeigen, dass der Ausbau des öffentlichen Ladeangebots auf Hochtouren läuft“,konstatierte  Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung am selben Tag . Und sie warnte: „ Die Ladebranche blickt daher mit großer Skepsis auf die Studienergebnisse. Es ist zwar positiv, dass das technisch veraltete Ziel von einer Million Ladepunkten bis 2030 endlich ad acta gelegt wird und

 „... Wir brauchen dringend mehr bezahlbare E-Pkw-Modelle ......."   Kerstin Andreae
„… Wir brauchen dringend mehr bezahlbare E-Pkw-Modelle …….” Kerstin Andreae

die installierte Ladeleistung als Messgröße verwendet werden soll. Beunruhigend ist jedoch, dass die Studie das im Koalitionsvertrag vereinbarte Ziel von 15 Millionen vollelektrischen PKW in 2030 zurücknimmt. So arbeitet die Studie nur noch mit 13,4 Millionen vollelektrischen PKW, wobei selbst dieses Ziel von anderen Experten bereits noch niedriger eingestuft wurde. Beispielsweise geht der Expertenbeirat Klimaschutz im Mobilitätssektor (EKM) des Bundesverkehrsministeriums von nur 10,5 Millionen e-Fahrzeugen aus. Statt Maßnahmen zu ergreifen, um das richtige und wichtige 15-Millionen E-Pkw-Ziel zu erreichen, wird nun die Zielmarke in Frage gestellt. Das bedeutet für den Lademarkt weniger Kundinnen und Kunden und für die Klimaziele eine weitere Vergrößerung der Lücke bei den CO2-Einsparungen im Verkehrssektor.

Weiter Kritisiert die BDEW-Spitzenfrau: „Zudem postuliert die Studie einen deutlich höheren Bedarf an installierter Ladeleistung als dies die EU in ihrer gerade verabschiedeten AFIR-Verordnung vorgibt. In Deutschland soll demnach über 40 Prozent mehr Ladeleistung errichtet werden als die lange verhandelten und ausgiebig geprüften EU-Vorgaben fordern. Das entspricht einem Plus von 8 Gigawatt, die vierfache Maximallast der Stadt Berlin. Das ist überdimensioniert und wird in diesem Maße nur mit staatlichen Subventionen oder unwirtschaftlichen Versorgungsauflagen gelingen, da es einfach nicht

„...größte Hürde beim Umstieg auf Elektromobilität vor allem der relativ hohe Anschaffungspreis“ ;... Hier ein Tesla Modell mit Elon Mus, dem Tesla-Chef
„...größte Hürde beim Umstieg auf Elektromobilität vor allem der relativ hohe Anschaffungspreis“ ;… Hier ein Tesla Modell mit Elon Mus, dem Tesla-Chef

wirtschaftlich ist, Ladesäulen aufzustellen, die am Ende kaum genutzt werden. Unterstrichen wird dies auch von der Annahme in der Studie, dass die Nutzungsdauer der Ladesäulen im Vergleich zur EU in etwa halbiert wird.

Auch beklagt Kerstin Andreae, es sei auch ein großes Problem  , „…dass die Netzbetreiber verpflichtet sind, ihren Netzausbau auf die Prognosen des Verkehrsministeriums aufzusetzen. In der Konsequenz führt die Überschätzung des Bedarfs an Ladeleistung zu unnötigen Kosten, die am Ende von den Verbraucherinnen und Verbrauchern gezahlt werden müssen.

Kundenbefragungen zeigen immer wieder, dass die größte Hürde beim Umstieg auf Elektromobilität vor allem der relativ hohe Anschaffungspreis für Elektrofahrzeuge ist, insbesondere im Kleinwagensegment. Wir brauchen dringend mehr bezahlbare E-Pkw-Modelle, um das 15 Millionen-E-Pkw-Ziel zu erreichen. Daher wird es Zeit, dass die Bundesregierung eine Strategie zur Erreichung ihres Ziels entwickelt. Der Expertenbeirat Klimaschutz in der Mobilität (EKM), in dem alle beteiligten Branchen vertreten sind, hat dafür letztes Jahr Vorschläge erarbeitet. Nun muss es darum gehen, diese Vorschläge in die Praxis zu überführen.“