Bundeswirtschaftsminister Gabriel: Windkraft ist das Arbeitspferd der Energiewende
Bundeswirtschaftsminister Gabriel: Windkraft ist das Arbeitspferd der Energiewende

Zum Auftakt der weltweit wichtigsten Messe der Windkraftbranche, der neuen WindEnergy Hamburg, die noch bis morgen geöffnet hat,  betonte Bundeswirtschafts- und Energieminister Sigmar Gabriel (SPD) die Windenergie ist “das Arbeitspferd” der deutschen Energiewende.
“Wir wollen so viel Dezentralität wie möglich und so viel Zentralität wie nötig”, erklärte der Minister weiter. Dass die Befürchtung aufkommt, die Erneuerbaren könnten auch zu erneuten Großstrukturen zusammenwachsen sprach der Minister damit betont vorsichtig an. Wir berichteten darüber unter dem Titel: Künftig neue Energieriesen?
Die Windkraft bringt sorgt an der norddeutschen Küstenregion zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder für eine Re-Industrialisierung. Neue, hochwertige Arbeitsplätze entstehen dort. An Nordsee und Ostsee stehen die großen Offshore-Anlagen, und von den Häfen der Küstenländer werden die Windkraftanlagen versorgt. In Hamburg sitzen die

Andreas Nauen
Andreas Nauen

Windturbinenhersteller Siemens, Senvion und Nordex mit ihren Zentralen für das große internationale Geschäft. Rund 190 Mitgliedsunternehmen zählt mittlerweile die Netzwerkagentur Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH), überwiegend aus der Teilbranche der Windkraft, vom Ingenieurbüro bis zum Energiekonzern, vom Windparkentwickler bis zum Anlagenhersteller. Aus Lars Quandels Sicht, Leiter des Geschäfts für erneuerbare Energien bei der HSH Nordbank Quandels, neben der Commerzbank ein starker Finanzier der Erneuerbaren, rückt vor allem die Windkraft an windstarken Landstandorten immer näher an ein Kostenniveau heran, bei dem sie in einigen Jahren auch ohne Förderung durch die Stromverbraucher wettbewerbsfähig werden dürfte: “Windkraft an guten Landstandorten ist hierzulande heute bereits günstiger als Strom aus Erdgaskraftwerken”, sagte Lars Quandel.
„Die Kosten für Windenergie werden weiter sinken“, bestätigt auch Andreas Nauen, Vorsitzender der VDMA Power Systems und CEO des Windturbinenherstellers Senvion SE. Das gelte besonders für die Offshore-Windenergie. “Moderne Offshore-Anlagen sind um bis zu 20 Prozent effizienter als Anlagen der ersten Generation. Die Lebensdauer beträgt fünf Jahre länger und Fundamente für große Anlagen sind mit innovativen Konzepten deutlich günstiger. Das senkt die Erzeugungskosten effektiv”, betonte Nauen.

Um die Energiewende mit erneuerbaren Energien auf eine wirtschaftliche Basis zu stellen, sind auch Speichertechnologien für Strom, Wärme und Mobilität unabdingbar. Die Metropolregion Hamburg arbeitet daran mit einer Reihe von Pilot- und Modellprojekten, die auch bei der Fachmesse H2Expo innerhalb der Leitmesse WindEnergy gezeigt werden. “Wir arbeiten am weltweit leistungsfähigsten Demonstrationsprojekt zur Elektrolyse von Wasserstoff mithilfe von Windstrom”, sagte Bürgermeister Rupert Scholz, “und wir setzen auf eine wasserstoffgetriebene Mobilität.”

Hildegard Müller: Steuervergünstigungen verlängern
Hildegard Müller: Positive Kostenentwicklung

Der Fachverband VDMA Power Systems und der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) haben auf der internationalen Leitmesse der Windenergie einen positiven Ausblick auf die Entwicklung der Windindustrie gegeben: “Neue Märkte, hohe Ausbauzahlen und eine positive Kostenentwicklung sind kennzeichnend für die wirkungsvolle Partnerschaft zwischen Turbinenherstellern und Energiewirtschaft”, stellten sowohl Andreas Nauen, als auch Hildegard Müller, Vorsitzende der BDEW- Hauptgeschäftsführung, auf einer gemeinsamen Pressekonferenz fest. Beide Verbände stützen die These von Bundeswirtschaftsminister Gabriel Windenergie an Land und auf See sei die treibende Kraft für die weltweite Energiewende. “Damit Deutschland seine Vorreiterrolle beim Umbau der Energieversorgung behält, muss die Politik hierzulande aber für verlässlichere Rahmenbedingungen sorgen”, forderten beide Verbandsvertreter.
Die Interessenvertretung der Anlagenhersteller, VDMA Power Systems, schätzt, dass die Windenergie, gemessen an der Kapazität auf den Schlüsselmärkten wie China und den USA, unter allen Energieträgern einen Spitzenrang einnimmt. Die international tätigen Anlagenhersteller sehen die aufstrebenden Märkte in Regionen der Welt, die auf den ersten Blick überraschen. “Die Türkei, Südafrika und Japan haben wir als neue Plus-500-Megawatt-Märkte identifiziert”, sagte Nauen. Auch der Gigawattmarkt Kanada bleibt weiterhin stark. Schwierig sind Märkte wie Brasilien, die von der Industrie “Local Content” fordern, also die Produktion der Anlagen vor Ort. Aus diesen Märkten ziehen sich Hersteller und Zulieferer teilweise zurück. Die Branche erwartet 2014 bei den Neuinstallationen ein globales Wachstum von 25 Prozent. Für 2015 und die folgenden Jahre rechnet der Verband damit, dass die Zahl neu gebauter Anlagen moderat um rund 5 Prozent pro Jahr wächst. Im Jahr 2018 werden laut VDMA Power Systems voraussichtlich 52.000 Megawatt Leistung neu installiert.
Der BDEW veröffentlichte in Hamburg aktuelle Zahlen zur Entwicklung der Windenergie in Deutschland. “2014 war bislang ein Rekordjahr für Windenergie”, sagte Hildegard Müller. Zwischen Januar und August 2014 wurden insgesamt 36.027 Gigawattstunden (GWh) Strom mit Wind erzeugt. Das waren 23 Prozent mehr als im selben Zeitraum im Jahr 2013 (29.288 GWh). Die Stromerzeugung aus Wind lag im August 2014 bei 3.688 GWh.
Aus Sicht des BDEW sind nun nach Inkrafttreten der EEG-Novelle Anfang August weitere Schritte zur Markt- und Systemintegration der Erneuerbaren Energien in Deutschland notwendig. Neben der bereits beschlossenen verpflichtenden Direktvermarktung ist die geplante Ermittlung der Förderhöhe im Wettbewerb dabei ein zentrales Element. Der BDEW hat bereits konkrete Vorschläge für ein Auktionsdesign für Photovoltaik-Freiflächenkraftwerke vorgelegt.

Für den Ausbau an Land bedarf es verlässlicher politischer Rahmenbedingungen
Für den Ausbau an Land bedarf es verlässlicher politischer Rahmenbedingungen

Für den Ausbau der Windenergie an Land forderte der BDEW zudem verlässliche politische Rahmenbedingungen damit die Windenergie für die Energiewende die entscheidende Rolle wirklich einnehmen könne. „Wenn wir die Energiewende als gesellschaftliches Großprojekt ernst nehmen wollen, dann müssen die Bundesländer mehr Verantwortung übernehmen. Ohne die notwendigen Flächen für Windanlagen werden die ehrgeizigen Ausbauziele nicht erreicht”, sagte Müller. Dies könne nicht im Sinne des Klimaschutzes und der Energiewende sein. “Vor allem mit der kürzlich zusammen mit der EEG-Novelle beschlossenen Länderöffnungsklausel wird das Potenzial der Windenergie an Land drastisch reduziert.“