07.04.15 Flagge-Iran

Gelingt es bei den weiteren Sechserverhandlungen bis Juni ein gül- tiges Vertragswerk zu unterzeichnen in dem festgehalten ist wie das künftige iranische Atomprogramm gestaltet werden soll, dann wird das auch zu weiteren gravierenden Folgen auf den internatio- nalen Öl- und Gasmärkten führen. Dies wird inzwischen auch von russischer und amerikanischer Seite so eingeschätzt.
Für Saudi-Arabien könnte die Rückkehr seines langjährigen Gegners auf den internationalen Markt eine Kürzung der Ölförderung bedeuten. Laut der US- Nachrichten-Agentur Bloomberg könnte der Ölpreis deswegen um zehn Dollar pro Barrel sinken.

Teheran will nach Europa liefern
Das russische, in Moskau erscheinende Blatt „Wedemosti“ urteilt, für Russland bestehe die größte Gefahr in der wahrscheinlichen Konkurrenz mit dem Iran auf dem europäischen Gasmarkt. Die EU wolle ihre Gasabhängigkeit von Russland senken. Die Islamische Republik dagegen verfüge über die weltweit größten (33,8 Mrd. Kubikmeter) Gasvorräte die Teheran vor allem an die Türkei verkaufe. Teheran signalisiere Brüssel seit längerer Zeit seine Bereitschaft, sein Gas nach Europa unter Umgehung Russlands zu liefern.

Wladimir Putin: Moskaus Rolle in Europa würde geschwächt
Wladimir Putin: Moskaus Rolle in Europa würde geschwächt

Die Zeitung verweist darauf, der Iran könne sich an dem TANAP-Projekt beteiligen. Würde das geschehen, könnte die Islamische Republik bis 2030 Russland immer stärker vom europäischen Gasmarkt verdrängen. Russland und Iran sind die beiden Länder mit den größten Erdgasvorkommen weltweit.
Mit dem TANAP- Projekt, der Transanatolischen Pipeline, wird der Transport von Erdgas aus dem aserbaidschanischen Gasfeld Shah-Deniz-2 in die Türkei und nach Europa ermöglicht. Mit den Bauarbeiten wurde im September 2014 offiziell begonnen. Sie sollen spätestens 2019 abgeschlossen sein.

Mannesmann-Firma liefert Erdgasröhren

Durch die Gasleitung soll zunächst eine Jahreskapazität von 16 Mrd. cbm transportiert werden. 6 Mrd. cbm davon wird die Türkei für die eigene Versorgung abnehmen. Die restlichen 10 Mrd. cbm sollen nach Europa weitergeleitet werden. – Sechs türkische und ein ausländischer Hersteller liefern die Stahlrohre für die 1.800 km lange Erdgaspipeline. Einen großen Anteil der Stahlröhren liefert die deutsch-türkische Firmengruppe Borusan Mannesmann-Erciyas-Noksel Celik. Mannesmann hatte seinerzeit auch die Rohre geliefert mit denen das große Gas-Röhren-Geschäft mit der damaligen Sowjetunion begann. Das Geschäft, das in den USA größten Ärger und Verun- sicherung auslöste, weil Washington befürchtete Europa, aber vor allem Deutschland, geriete damit ein eine energiewirtschaftliche, aber auch politische Abhängigkeit von Moskau.Dokument (70)

Umwelt und Energie-Report hat damals ausführlich darüber berichtet und auch ein Interview im Kreml mit dem damaligen Wirtschaftsminister Kostandow gemacht. Dies und auch die Berichte unseres Magazins dazu landeten auf dem Schreibtisch des US-Präsidenten just zu dem Zeitpunkt als Kanzler Kohl US-Präsident Reagan einen Besuch abstattete.
Verschiebt sich nun, im sich abzeichnen- den aktuellen Fall, Europas und damit auch Deutschlands Abhängigkeit von Gaslieferungen immer stärker hin zur Türkei?

Fest steht bereits jetzt: Ab 2019 wird russisches Gas, so haben der russische Energieminister Andreij Nowak und der Chef des russischen Gasgiganten Gazprom, Alexeij Miller inzwischen öffentlich erklärt, nur noch auf drei Wegen nach Westeuropa gelangen: durch die Nord-Stream-Pipeline unter der Ostsee zur deutschen Küste (Nord Stream), durch Weißrussland nach Polen (Jamal-Pipeline) und durch die Türkei bis an die griechisch-türkische Grenze. Die Sicherheit der europäischen Gasversorgung wird dann ab 2018, wenn die Pipeline Türkischer Strom fertiggestellt ist, zu gut einem Drittel auch von der Türkei abhängen. Lesen Sie auch dazu: EU von Ankara abhängig