ATOMEXPO-Podium in Moskau
ATOMEXPO-Podium in Moskau

Russland bekundet Interesse am Bau von Atomkraft- werken in mehreren Ländern, darunter in Bangladesch, China, Indonesien und Großbritannien, dort sogar am umstrittenen Atommeiler Hinkley-Point.

Firmenzeichen des russischen Atomgiganten ROSATOM
Firmenzeichen des russischen Atomgiganten ROSATOM

„Ein Vertrag mit Bangladesch dürfte bereits in diesem Jahr unterschrieben werden“, teilte der Vizechef des russischen Konzerns Rosatom, Kirill Komarow, laut der russischen Nachrichtenagentur Sputnik news bereits am Montag in Moskau am Rande des Forums Atomexpo-2015 mit.
Die staatliche russische Gesellschaft Rosatom führt jährlich das internatio- nale Forum ATOMEXPO für Vertreter der Nuklearindustrie aus der ganzen Welt durch. In diesem Jahr fand es vom 1. bis zum 3. Juni in Moskau statt. Als „Zentralereignis“ wurde die Plenardiskussion zum Thema „Atomenergiebranche als Impuls der sozialwirtschaftlichen Entwicklung” angekündigt. Laut Veranstalter haben „Vertreter verschiedener Länder die Vorzüge der Atomenergie, ihre Auswirkung auf die sozialwirtschaftliche Entwicklung eines Landes und die möglichen Probleme diskutieren, die im Fall der Abkehr von ihrer Nutzung entstehen.“

ROSATOM-Chef Kirijenko
ROSATOM-Chef Kirijenko

Im Geschäftsprogramm des Forums wurde dieses Mal besonderes Augenmerk auf die internationale Zusammenarbeit Russlands mit Ländern Südamerikas, der Pazifikregion, Afrikas sowie Mittel- und Osteuropas im Atomenergiebereich gelegt. Diesen Fragen war eine „Sondersitzung mit dem Thema ‚Atomenergie in den BRICS-Ländern‘, gewidmet.“
An dem Forum nahmen Vertreter von AREVA (Frankreich), des Atomkraftwerks Paks (Ungarn), der NESCA (Südafrika), des NPCIL (Indien), der AG Slovenské Elektrárne sowie der Nuclear Energy Agency OECD teilnehmen.
Zu den weltweiten Geschäftsaktivitäten Rosatoms ließ der Veranstalter durchsickern: „Was China betrifft, erwägt Peking den Bau von Atomkraftwerken nicht in Küstengebieten, sondern im Kernland.“ Russland habe einmalige Erfahrungen beim Bau solcher AKW‘s.

 Bereit China zu helfen
Laut Rosatom-Vize Komarow wäre sein Konzern bereit, chinesischen Partnern beim Bau von Atomkraftwerken im Kernland zu helfen, sollten russische Technologien von Peking gefragt werden.

Der Finanzchef des Unternehmens, Nikolai Solomon, betonte am Rande des Atom-Forums chinesische Banken zeigten Interesse an der Finanzierung von Projekten des staatlichen russischen Atomkonzerns Rosatom. Das Unternehmen habe Ende vergangenen Jahres im Südosten Asiens, in China und Singapur, eine Roadschow durchgeführt. Dabei seien gute Kontakte zu chinesischen Banken entstanden. Auf diese Weise könnten zusätzliche Finanzierungs-quellen von Rosatom-Projekten entstehen.

Moskau: Interesse an Hinkley Point
Rosatom-Vizechef Komarow bekräftigte ferner das Interesse seines Konzerns am Einstieg in AKW-Projekte in Großbritannien.

„Moskau verfolgt aufmerksam die Realisierung eines Projekts zum Ausbau des Atomkraftwerks Hinkley Point, dessen ausländische Teilnehmer gewisse Präferenzen genießen… Sollten für Rosatom die gleichen Regeln gelten wie für andere ausländische Konzerne, wäre die russische Seite bereit, in britische Atomstromprojekte einzusteigen und in sie auch zu investieren“, sagte Komarow.

Der Rosatom-Vize bestätigte am Rande der Konferenz auch Rosatom bleibe bei seinen Plänen zum Ausbau des ukrainischen Atomkraftwerks Chmelnizki und einer Fabrik für die Produktion von Kernbrennstoff auf dem Territorium der Ukraine. „Wenn die Ukraine einen entsprechenden Antrag stellt, werden wir die Arbeiten übernehmen“, sagte der Topmanager. Zuvor hatte die Ukraine allerdings mitgeteilt, dass Russland am Bau der Reaktorblöcke drei und vier im AKW Chmelnizki nicht beteiligt wird.