Nach der Vertragsunterzeichnung: Kreml-Chef Wladimir Putin, Gazprom-Chef Alexej Miller, der Chef der chinsischen Energiekonzerns CNPC und der chinesiche Staatschef Xi Jinping
Nach der Vertragsunterzeichnung: Kreml-Chef Wladimir Putin, Gazprom-Chef Alexej Miller, der Chef des chinesischen Energiekonzerns CNPC und der chinesiche Staatschef Xi Jinping,Bild Sputnik news, Sergei Guneev

Russland versucht die politischen und wirtschaftlichen Schwächen, die es aufgrund seiner Verwicklungen in den Ukraine-Krieg und der daraus folgenden westlichen Sanktionen erlitten hat, durch eine Verstärkung seiner politischen und wirtschaftlichen Bemühungen in Richtung Osten, China, auszugleichen.

Schon jetzt ist Russland zum Beispiel der größte Energielieferant Chinas. Peking importiert noch mehr russisches Öl als Deutschland. Die enge Verbindung oder Abhängigkeit beider Staaten soll mit einem Pipeline-Projekt noch weiter verstärkt werden.

Fast zehn Jahre lang kam das Gas-Pipeline-Projekt „Die Kraft Sibiriens“ zwischen beiden Ländern nicht voran. Am 21. Mai haben nun, laut der russischen Nachrichten-Agentur Sputnik news, der russische Gasgigant Gazprom und der chinesische Energie-Konzern CNPC einen langfristigen Vertrag über russische Gaslieferungen nach China unterzeichnet. Gazprom spricht vom bislang größten Deal. Laut Konzernchef Alexej Miller hat der für 30 Jahre ausgelegte Vertrag einen Gesamtwert von 400 Milliarden US-Dollar. „Mit keinem anderen Unternehmen haben wir einen solchen Vertrag“, sagte Miller.

Peking zeigt   sich angeblich großzügig und will beim Bau der Leitung, die 50 Milliarden Dollar kosten soll, Vorkasse leisten. Miller rechnet mit einem Vorschuss der chinesischen Seite, der „bis zu 25 Milliarden Dollar“ betragen kann. Die Entscheidung liege bei den Chinesen, ließ er öffentlich verlauten.
Laut Russlands Energieminister Alexander Nowak soll in vier bis sechs Jahren mit den Lieferungen begonnen werden. Letztlich sollen 38 Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr nach China fließen. Der Gaspreis, den Kreml-Chef Putin seinerzeit ausgehandelt hat, soll deutlich unter jenem liegen, den die EU-Staaten zahlen. Inzwischen ist aber auch der so stark gesunken, dass Russland nicht mehr draufzahlt.

Noch mehr Gas in den Westen

Der russische, staatliche  Energiekonzern Gazprom rechnet aber auch , trotz aller Bestrebungen der EU vom russischen Gas unabhängiger zu werden, mit einem kon- tinuierlichen Wachstum der russischen Gaslieferungen in die Europäische Union.
Nach einer Prognose des russischen Energiegiganten, so berichtet die russische Nachrichten-Agentur Sputnik news, werde Europas Eigenproduktion und der Anteil anderer Lieferanten schrumpfen ebenso wie die Rolle des Flüssigerdgases: „Europa hat den Kampf um das Flüssigerdgas verloren,“ wird Gazprom-Chef Alex Miller zitiert.

Gazpromchef Alexej Miller Europa braucht mehr Russen-Gas
Gazpromchef Alexej Miller Europa braucht mehr Russen-Gas

Schon in diesem Jahr werde es ein Wachstum geben: Im Mai habe Gazprom die Lieferun- gen um fünf Prozent gegenüber dem Vor- jahreszeitraum auf- gestockt, teilte Miller am Donnerstag in Bel- grad in einer Konferenz des European Business Congress mit. „Unabhängig davon, was auf dem europäischen Markt passiert, ist es absolut klar, dass es einen Bedarf an mehr Gas aus Russland geben wird,“ konstatierte Miller.
Im laufenden Jahr will Gazprom bis zu 153 Milliarden Kubikmeter Gas an Länder außerhalb der Ex-Sowjetunion pumpen. Das teilte, laut Berichten Sputnik news am Freitag, Gazprom-Vizevorstandschef Alexander Medwedew bereits am Mittwoch bei einer Telefonkonferenz mit Investoren mit. Medwedew: „Das ist nicht nur eine Prognose. …Die gegenwärtigen Zahlen (liegen) über denen vom Vorjahr.“

Vizevorstandschef Alexander Medwedew: Wir pumpen mehr Gas in die  Länder außerhalb der Ex-Sowjetunion
Vizevorstandschef Alexander Medwedew: Wir pumpen mehr Gas in die Länder außerhalb der Ex-Sowjetunion

Dem Vizevorstandschef zufolge waren die Gaslieferungen an Länder außerhalb der Ex-Sowjetunion im vergangenen Jahr gegenüber 2013 um neun Prozent auf 147 Milliarden Kubikmeter zurückgegangen. Im Februar hatte das Gazprom-Management mitgeteilt, dass sich die Gasausfuhren nach Europa 2015-2017 vorläufigen Prognosen zufolge auf 155 Milliarden bis 160 Milliarden Kubikmeter stabilisieren dürften. 2014 habe Gazprom seinen Anteil in Europa auf 30 Prozent erhöht und es gebe seit drei Jahren eine steigende Tendenz.

Europas Gasförderung wird schrumpfen
Laut Gazprom-Chef Miller wird Europas eigene Gasför- derung bis zum Jahr 2030 nach Schätzungen seines Konzerns um 80 Milliarden Kubikmeter schrumpfen.

Es sei die Tendenz erkennbar, dass die anderen traditionellen Lieferanten immer weniger Rohrleitungsgas lieferten. Auch Flüssigerdgas (LNG) werde in den nächsten Jahrzehnten keine nennenswerte Rolle auf dem europäischen Energiemarkt spielen.