Marsch am Abgrund, Karik.  E&U pointer
Marsch am Abgrund, Karik. E&U pointer

Es ist eine heiße Zeit für die vier Atomkonzerne E.on, RWE  und Vattenfall  in Deutschland. Überleben sie? Oder gehen sie unter? Aber auch für die deutschen Steuerzahler steht viel auf dem Spiel. Schaffen  die Atomkonzerne ihren Weg in die Zukunft nicht, bezahlen die Bürger unzählige Milliarden Kosten für die Beseitigung der atomaren Hinterlassenschaften der Konzerne.

Gerade werden die Weichen für den Untergang oder das Überleben der vier Atomkonzerne E.on, RWE,  und Vattenfall gestellt. Vor dem Bundesverfassungsgericht klagen die vier um einen gerechten Ausgleich für Folgen des plötzlichen Ausstiegsbeschlusses aus der Atomnutzung den die Bundesregierung Ende Juni 2011 getroffen hat.

Die Konzerne fordern 19 Milliarden Euro.

…Zur gleichen Zeit berät die von der Bundesregierung eingesetzte Kommission zur Überprüfung der Finanzierung des Kernenergieausstiegs (KFK) über die Kosten die die vier Konzerne für den Rückbau aller 17 Atommeiler sowie für die Endlagerung des gesamten Atommülls zu tragen haben. Dabei geht es um weit mehr als die doppelte Summe die die Energiekonzerne vom Staat fordern.
Die Verhandlungen der Konzerne vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe

….haben gestern, Dienstag 15. März, begonnen und werden heute fortgesetzt. Es liegt auf der Hand, dass die vier Atomkonzerne versuchen mit dieser Klage ihre nicht gesicherte Zukunft etwas sicherer zu gestalten. Die Konzerne versuchen mit Blick auf den Abgrund nicht abzustürzen.

Den zweitgrößten deutschen Energiekonzern RWE…

… drücken aus der Vergangenheit 27,7 Milliarden Euro Schulden. Die wären wesentlich höher, wenn der im März abgeschlossene Verkauf der Öl- und Gasfördertochter Dea an ein Konsortium des russischen Oligarchen Michail Fridman nicht zustande gekommen wäre. Er brachte inklusive Zinsen 5,3 Milliarden Euro ein. Aber auch die Gegenwart sieht nicht gerade rosig aus. Angesichts der niedrigen Börsenstrompreise verdient der Konzern mit seinen konventionellen Kraftwerken immer weniger Geld: “Bei etwas über 20 Euro je Megawattstunde Grundlast, die wir jüngst am deutschen Terminmarkt gesehen haben, sind fast alle unsere Kraftwerke in den roten Zahlen”, notierte RWE-Chef Peter Terium

RWE-Vorstandschef Peter Terium vor einiger Zeit: Uns bläst der Wind ins Gesicht, Karik. U&E
RWE-Vorstandschef Peter Terium vor einiger Zeit: Uns bläst der Wind ins Gesicht, Karik. U&E

für die Aktionäre im Geschäftsbericht. Das operative Ergebnis der Sparte brach wie aus dem Bericht hervorgeht im vergangenen Jahr um fast die Hälfte auf 543 Millionen Euro ein.

E.on,  größter deutscher Energiekonzern, …wird von Schulden von 37,6 Milliarden Euro gedrückt. Das Unternehmen verbuchte im vergangenen Jahr darüber hinaus einen Nettoverlust von sieben Milliarden Euro.

Schon das Jahr 2014 hatte der Konzern mit einem Minus von 3,2 Milliarden Euro abgeschlossen. Maßgeblich dafür stehen Wertberichtigungen von insgesamt 8,8 Milliarden Euro auf die konventionellen Kraftwerke des Konzerns. Wie auch beim Konkurrenten RWE haben sich deren zukünftige Gewinnperspektiven wegen des Preisverfalls im Stromgroßhandel und des Ökostrom-Booms stark verringert.

04.09.15 Titel Atommüll das MilliardengrabAuch bei Vattenfall…

haben Strompreisverfall, unrentable Kraftwerke, Abschreibungen zu Düsternis in den Bilanzen geführt.

Der schwedische Stromkonzern macht 2,1 Milliarden Euro Minus. Noch dazu droht der geplante Braunkohleverkauf in Deutschland in einem Fiasko zu enden, geben Experten zu bedenken.

ENBW: In den Bilanzen des drittgrößten deutschen Energieversorgers, er klagt zwar nicht mit,

…sieht es nicht viel besser aus. EnBW muss wegen der rasant fallenden Strompreise fast eine Milliarde Euro abschreiben. Billiges Öl und Gas befeuern dazu den Absturz.

Ein Ende des Niedergangs ist für den Konzern noch nicht in Sicht. ENBW-Chef Frank Mastiaux

Mastiaux inszeniert sich zwar gerne als Kämpfer mit Stehvermögen, aber jüngst gestand auch er, dass die Energiewende und der Atomausstieg die heimischen Stromkonzerne wie ein „Boxschlag“ getroffen hätten. ENBW-Finanzchef Thomas Küsterer bilanzierte gar : „Wir sehen weder kurzfristig noch mittelfristig Anzeichen für eine Erholung.“

ENBW-Chef  Frank Mastiaux
ENBW-Chef Frank Mastiauxinszeniert sich zwar gerne als Kämpfer mit Stehvermögen…

Entscheidet sich das Schicksal der Konzerne am 22. März oder 13. April?

Soweit zu den Befindnissen der Konzerne. Die Ergebnisse der beim Bundeswirtschaftsminister angesiedelten Kommission zur Finanzierung des Atomausstiegs könnten dieses Befinden der Unternehmen noch weiter stark trüben. Ursprünglich sollte der Bericht der Kommission Ende Februar vorgelegt werden.

Es wurde aber bis dahin keine Einigkeit in den Beschlüssen erzielt. Nun sind weitere Sitzungen am 22. März und 13. April anberaumt worden.
Bisher ist gesetzlich vorgeschrieben, dass die vier Energie-Unternehmen sämtliche Kosten übernehmen, für den Abriss der Atom-Kraftwerke sowie für Zwischen- und Endlagerung des Atommülls. Für den Rückbau der Atommeiler und die Endlagerung des Atommülls haben sie deshalb bisher 38 Milliarden Euro Rückstellungen vorgenommen. Über den Rückbau eines einzelnen Atommeilers gibt es aufgrund der bisherigen Rückbauarbeiten in etwa Erfahrungswerte. Mit einer Milliarde Euro würde der wohl zu Buche schlagen.

Bis zu 70 Mrd Euro für die Endlagerung?
Weit höher werden die Kosten für die Endlagerung eingeschätzt: Die Kosten dafür könnten in den nächsten Jahrzehnten auf 50 bis 70 Milliarden Euro steigen, schätzen Mitglieder einer dafür eingesetzten Regierungskommission.

Abschließend stellt sich aber noch eine ganz andere Frage:

Was bleibt von den Rückstellungen der Konzerne für die kostenmäßige Bewältigung des Atom-Ausstiegs übrig, wenn zwischendrin doch noch ein unerwarteter Gau passiert? Die Konzerne haften bei einem Atomunfall unbegrenzt mit ihrem gesamten Vermögen.

Schon jetzt ist als Fazit aus den Betrachtungen zu erkennen, dass auf den Steuerzahler und Stromkunden später noch hohe „Nachzahlungen“ zukommen, die die Konzerne zuvor, wohl ganz bewusst, nicht in die Stromrechnungen der Kunden eingebaut haben. Doch ganz düster sieht es aus, wenn die Konzerne die die nächsten Jahrzehnte nicht überstehen und pleitegehen.