Der Automobilindustrie war es offenkundig vollkommen egal, welche gesundheitlichen Folgen ihre Produkte hatten, erklärte der Anwalt der Deutschen Umwelthilfe, Pro. Remo Klinger,  im Interview mit Umwelt- und Energie-Report, das wir am Mittwoch veröffentlicht hatten. Nun belegt einen Tag später, wie gerufen, eine Studie des Umweltbundesamts (UBA), die NO2-Konzentrationen in der Außenluft in Deutschland führen „zu erheblichen Gesundheitsbelastungen“ und Todesfällen.  Die  Ergebnisse wurden gestern Donnerstag 08. März, vorgestellt.

"Wir müssen alles tun ..."; Maria Krautzberger
“Wir müssen alles tun …”; Maria Krautzberger

Demnach lassen sich für das Jahr 2014 statistisch etwa 6.000 vorzeitige Todesfälle aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf die NO2-Hintergrund-Belastung im ländlichen und städtischen Raum zurückführen. Die Studie zeigt außerdem: Die Belastung mit Stickstoffdioxid steht im Zusammenhang mit Krankheiten wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Schlaganfall, der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) und Asthma. UBA-Präsidentin Maria Krautzberger fordert: „… Wir sollten alles unternehmen, damit unsere Luft sauber und gesund ist. Gerade in den verkehrsreichen Städten besteht Handlungsbedarf. Das hat das Bundesverwaltungsgericht bestätigt. Selbst Fahrverbote sind als letztes Mittel demnach möglich.“

DUH-Anwalt Klinger geht in unserem Interview mit ihm noch einen Schritt weiter und verweist darauf: „Der BGH hat bereits entschieden, dass jedenfalls dann, wenn Unternehmen Immissionsschutzvorschriften nicht eingehalten haben, eine Beweislastumkehr gilt. …“ Das bedeute konkret, dass „…In diesem Fall der Autohersteller zu beweisen (hätte), dass die Erkrankung nicht auf die Stickstoffdioxidbelastung zurückgeht. Volkswagen hat erwiesenermaßen gegen

Es gilt die Beweislastumkehr...; Prof. Klinger, rechts,  mit DUH-Geschäftsführer Resch im Leipziger Gericht
Es gilt die Beweislastumkehr…; Prof. Klinger, rechts, mit DUH-Geschäftsführer Resch im Leipziger Gericht

Immissionsschutzvorschriften verstoßen. Ein solches Verfahren ist also sehr wohl denkbar, wenngleich es bisher noch nicht entschieden wurde.“ Auf die Automobilwirtschaft könnten jedenfalls noch  Prozesse zukommen in denen sie beweisen müssten, dass die Todesfälle aufgrund von Stickoxid-Einwirkungen nicht auf die Emissionen ihrer Autos zurückzuführen sind.

 Die Studie zeigt aber auch konkret, so das UBA in seiner Erläuterung dazu, dass acht Prozent der bestehenden Diabetes mellitus- Erkrankungen in Deutschland im Jahr 2014 auf Stickstoffdioxid in der Außenluft zurückzuführen waren. Dies entspricht etwa 437.000 Krankheitsfällen. Bei bestehenden Asthmaerkrankungen liegt der prozentuale Anteil der Erkrankungen, die auf die Belastung mit NO2 zurückzuführen sind, mit rund 14 Prozent sogar noch höher. Dies entspricht etwa 439.000 Krankheitsfällen.
Epidemiologische Studien ermöglichen zwar keine Aussagen über ursächliche Beziehungen. Jedoch liefern sie zahlreiche konsistente Ergebnisse über die statistischen Zusammenhänge zwischen negativen gesundheitlichen Auswirkungen und NO2-Belastungen.