Am gestrigen Dienstagmorgen , 27. Juli,  kam es auf dem Gelände des Leverkusener Chemiegebiets Chempark, in dem der Bayer-Konzern und andere Hersteller produzieren, zu einer schweren Explosion. Das internationale Netzwerk der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG, weitere Angaben zur Organisation s. unten)  gab dazu öffentlich eine eigene Einschätzung ab, die wir hier veröffentlichen:

Die Detonation erfolgte im Tanklager der Sondermüllverbrennungsanlage...; Bild bbu
Die Detonation erfolgte im Tanklager der Sondermüllverbrennungsanlage…; Bild bbu

„Bei dem Ereignis wurden mehrere Mitarbeiter verletzt, mindestens zwei davon schwer“, so der Chempark-Betreiber CURRENTA (ehemals Bayer Industry Services GmbH & Co. OHG), der im Auftrag von BAYER und anderen Chempark-Nutzern u.a. die Ver- und Entsorgung betreibt.

Es gab mind. einen Toten, noch mindestens fünf Beschäftige werden vermisst. Die Leverkusener Feuerwehr setzte eine Warnung der Kategorie „Extreme Gefahr“ ab. Die Polizei ließ das gesamte Industrie-Areal räumen und sperrte die Autobahn A1 in beiden Richtungen.

Die Detonation erfolgte im Tanklager der Sondermüllverbrennungsanlage, in der die CURRENTA die Produktionsrückstände von BAYER und anderen auf dem Gelände ansässigen Firmen entsorgt. Danach entstand ein Brand, der die MVA teils erfasste.

Die Feuerwehr tat alles dafür, ihn nicht auf das angrenzende Gebäude, in dem brennbare Lösemittel lagern, übergreifen zu lassen. Mittags gibt es erste Meldungen zur Löschung des Brandherds.

2019 hatte BAYER seine CURRENTA-Mehrheitsbeteiligung an einen Finanzinvestor verkauft, lässt aber u.a. Chempark und seine Sondermüll-MVA rechtlich von CURRENTA betreiben. Vor rund zehn Jahren erteilte die Bezirksregierung Köln dem Unternehmen die Genehmigung, die Kapazitäten der Brennöfen von 80.000 auf 120.000 Tonnen pro Jahr zu erweitern.

Störfälle traten in dem „Entsorgungszentrum“ schon vielfach auf. Im Jahr 2011, als BAYER noch die Mehrheit der CURRENTA-Anteile hielt, erging nach einem Störfall dort ein Sandregen über Teile Leverkusens. 2010 entflammte ein Feuer und 2009 traten nach einem Defekt in der Dosier-Einrichtung der Abluft-Behandlung Schadstoffe aus. Die Müllverbrennung ist umgeben von dichten Wohngebieten mitten auf der „größten Giftmüll-Deponie Europas“ in unmittelbarer Nähe eines der größten Chemie-Werke der Welt sowie nur eine Rhein-Breite getrennt von der Millionenstadt Köln. Explosionen dieser Art können eine Kettenreaktion auslösen und in einen Chemie-GAU münden.

„BAYER/CURRENTA spielen mit dem Feuer. Dieser Beinahe-GAU zeigt einmal mehr, welche Gefahr

“Dank unserer Sicherheits-Philosophie war niemand zu irgendeinem Zeitpunkt gefährdet!“Karik. v. bbu und Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG)

von Produktion und Entsorgung chemischer Stoffe ausgeht, wenn diese der Profitmaximierung dienen. Offenbar reichten die Sicherheitsanforderungen von CURRENTA und seinen Auftraggebern im Chempark erneut nicht aus, um die Sicherheit der Arbeiter*innen und Anwohner*innen zu schützen. Seit Jahrzehnten fordert die CBG: Wirksamer Schutz für die Bevölkerung muss her!“, konstatiert Marius Stelzmann von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG).

„Für Windräder gelten gigantische Abstandsregeln, aber BAYER & Co dürfen in unmittelbarer Nähe zu Großstädten scheinbar tun und lassen was sie wollen. Dabei geht es hier um einen der größten Umschlagplätze für Chemiegifte in der Region! BAYER und CURRENTA müssen die Öffentlichkeit informieren, was da überhaupt explodiert und verbrannt ist und wie sie das in Zukunft verhindern wollen!“, meint Simon Ernst, Vorstand der CBG.

Erläuterungen zum  internationalen Netzwerk der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG). Die Angaben hat uns das Netzwerk selbst zur Verfügung gestellt: Demnach  organisiert es seit 1978 erfolgreich kritische Auseinandersetzung zu einem der großen Konzerne der Welt. Rund um den Globus und zu allen mit der Erwirtschaftung der BAYER-Profite verbundenen Problemen. Die CBG versteht ihre Arbeit als Beispiel, um derart die Strukturen von Konzernverbrechen und Konzernwillkür konkret und verstehbar zu machen.

Die CBG macht Mut gegen Konzernmacht, übt Solidarität mit Opfern und Betroffenen, informiert kontinuierlich die nationale und internationale Öffentlichkeit (u.a. mit der seit 1982 erscheinenden Zeitschrift Stichwort BAYER), organisiert Widerstand und Protest.