“Ausgetrocknete Moore geben klimaschädliche Treibhausgase ab…!”
Die zunehmende Trockenheit im Sommer bedroht die Moore in Baden-Württemberg. Während intakte, nasse Moore das Klima schützen und Kohlenstoff speichern, bewirken ausgetrocknete Moore das genaue Gegenteil: Sie geben klimaschädliche Treibhausgase ab und werden so zum Problem. Bei den über 45.000 Hektar Mooren in Baden-Württemberg besteht dringender Handlungsbedarf. klagte deshalb am vergangenen Donnerstag, 27. Juli, Ulfried Miller Regionalgeschäftsführer des BUND
Bodensee-Oberschwaben gegenüber Umwelt- und Energie-Report. Doch auch die Bundesumweltministerin Steffi Lemke beschreibt heute die Lage so: „ Moorlebensräume sind selten geworden …“. Umwelt- und Energie-Report berichtet heute an anderer Stelle, s. unten
Etwa die Hälfte der baden-württembergischen Moore befinden sich in Oberschwaben nördlich des Bodensees. „Die Moore leiden sehr unter der Sommertrockenheit“, Doch dort, wo eigentlich grünes Torfmoos auf feuchtem Untergrund wachsen sollte, finden sich teils trockene, karge Böden, konstatiert Miller. Die Folge: Der Torfboden kommt mit Sauerstoff in Verbindung und der dort gespeicherte Kohlenstoff tritt als Treibhausgas aus. Der BUND-Spitzenmann: „Ein Teufelskreis setzt sich in Gang. Denn damit werden die Klimakrise und somit Hitze und Trockenheit weiter verschärft.“
Auch Katharina Baudis, Regionalgeschäftsführerin des BUND Schwarzwald-Baar-Heuberg, beobachtet die Entwicklung mit Sorge. „Normalerweise sind bestimmte Bereiche im Moor immer wassergefüllt. Dort leben viele kleine Lebewesen – zum Beispiel Libellenlarven. Trocknen die Bereiche
aus, dann stirbt dort die ganze Nachwuchsgeneration. Das ist im Schwenninger Moos im Schwarzwald-Baar-Kreis und in vielen anderen Mooren im letzten Jahr auf großer Fläche geschehen.“ Die Folge: Mooruntypische Pflanzen und Tiere können sich plötzlich auch in den Mooren etablieren und verdrängen seltene Moorarten wie Sumpfgrashüpfer oder Sonnentau.
Die Probleme, die durch die Trockenheit bei intakten Mooren auftreten, treten bei entwässerten Mooren ständig auf. Ein Großteil der Moore in Baden-Württemberg ist nach wie vor mit Drainagen und Entwässerungsgräben trockengelegt und wird vielfach als Wiese, Weide oder Acker genutzt. Ein Teil ist auch bewaldet. 1,2 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen sind durch diese entwässerten Moore im Jahr 2020 in Baden-Württemberg freigesetzt worden. Nach Auffassung des BUND Baden-Württemberg
müssen die Anstrengungen im Moorschutz daher vervielfacht werden.
Ganz kategorisch fordert der BUND Baden-Württemberg die Moore zügig zu renaturieren und die
Entwässerung von Mooren umgehend zu stoppen. Dazu gehören nach seiner Vorstellung umsetzungsorientiere Schutzkonzepte, ein Sofortprogramm für landeseigene Moore und Moorböden und mehr Grunderwerb und Flächentausch, um Moore in die Renaturierung zu bekommen. Außerdem braucht es mehr Fördermittel für Moorschutz-Projekte und Hilfen für Landwirt*innen, die Moore natur- und klimaverträglich zu bewirtschaften.
Der BUND Baden-Württemberg fordert die weitere Zerstörung von Mooren, zum Beispiel durch Torfabbau im Reicher Moos im Kreis Ravensburg, muss beendet werden. „Der Torfabbau verhindert eine umgehende Renaturierung und Wiedervernässung dieser landeseigenen Fläche. Sie wäre angesichts der trockenen Sommer dringlicher denn je. Konzepte dazu gibt es – sie müssen nur umgesetzt werden. Da sind die Landesministerien gefordert“,konstatiert BUND-Regionalgeschäftsführer Miller.
Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, müssen allein in Deutschland jedes Jahr rund 50.000 Hektar Moore wiedervernässt werden.
Lesen Sie dazu auch unseren heutigen Bericht: „Moorlebensräume sind selten geworden…!“