Zum ersten Mal seit November 2022 wurde am vergangenen Sonntag, 07. April, Europas größtes Atomkraftwerk, das  ukrainische Kernkraftwerk Saporischschja (ZNPP), direkt zum Ziel einer Militäraktion, die auch einen klaren Verstoß gegen die fünf Grundprinzipien zum Schutz der Anlage darstellt, die der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde, Rafael Mariano Grossi, im Mai letzten Jahres im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) festgelegt hatte. Nur drei Tage zuvor hatte Umwelt- und Energie-Report berichtet: Schüsse  in der Nähe des größten europäischen Atomkraftwerks … wie lange geht’s noch …??? !!!, Bericht, s. unten.

„Solche rücksichtslosen Angriffe erhöhen das Risiko eines schweren Atomunfalls erheblich....!", Grossi, bild iaea
Solche rücksichtslosen Angriffe erhöhen das Risiko eines schweren Atomunfalls erheblich….!”, Grossi, bild iaea

Und nun am vergangenen Sonntag konstatiert   Grossi von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA): „Dies ist eine erhebliche Eskalation der nuklearen Sicherheitsrisiken, denen das Kernkraftwerk Saporischschja ausgesetzt ist. Solche rücksichtslosen Angriffe erhöhen das Risiko eines schweren Atomunfalls erheblich und müssen sofort eingestellt werden“, fordert   Grossi. Er versuchte vermutlich mit den Worten „…zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine Hinweise auf Schäden an kritischen nuklearen Sicherheits- oder Sicherheitssystemen am Standort“ die internationale Erregung ein wenig zu sedieren. Aber er bestätigte dann aber sogleich auch: „ Die Militärschläge waren jedoch eine weitere deutliche Erinnerung an die anhaltende Bedrohung des Kernkraftwerks und anderer Nuklearanlagen während des bewaffneten Konflikts, trotz der Bemühungen der IAEA, das Risiko eines schweren Unfalls zu verringern, der Menschen und der Umwelt in der Ukraine und darüber hinaus schaden könnte.

Er wiederholte in dem Zusammenhang auch nochmal seine oft anmahnenden Worte: „Wie ich wiederholt erklärt habe – auch im Sicherheitsrat und im IAEA-Gouverneursrat – kann niemand aus Angriffen auf Nuklearanlagen einen militärischen oder politischen Vorteil ziehen oder daraus einen militärischen oder politischen Vorteil ziehen. Ein Atomkraftwerk anzugreifen ist ein absolutes No-Go!“ Und weiter wiederholte er auch seine schon fast in Stein gemeißelte Beschwörung: … „Ich appelliere nachdrücklich an die militärischen Entscheidungsträger, alle Maßnahmen zu unterlassen, die gegen die Grundprinzipien zum Schutz nuklearer Anlagen verstoßen.“

Nachdem sie vom ZNPP Informationen über die Drohnenangriffe erhalten hatten, begaben sich die vor Ort stationierten IAEA-Experten zu drei betroffenen Orten. Sie konnten die physischen Auswirkungen der Drohnendetonationen bestätigen, unter anderem in einem der sechs Reaktorgebäude des Standorts, wo offenbar Überwachungs- und Kommunikationsgeräte angegriffen worden waren. Während sie sich

" Die Militärschläge waren jedoch eine weitere deutliche Erinnerung an die anhaltende Bedrohung des Kernkraftwerks... Bild A. Kassing Öl auf Leinwand
Die Militärschläge waren jedoch eine weitere deutliche Erinnerung an die anhaltende Bedrohung des Kernkraftwerks... Bild A. Kassing Öl auf Leinwand

auf dem Dach des Reaktorblocks 6 befanden, griffen russische Truppen etwas an, das wie eine sich nähernde Drohne aussah. Es folgte eine Explosion in der Nähe des Reaktorgebäudes. Das IAEA-Team berichtete, dass es an diesem und an zwei weiteren Einschlagstellen am Standort Überreste von Drohnen beobachtet habe. Bei einem von ihnen sahen sie vor einem Labor Blutflecken neben einem beschädigten militärischen Logistikfahrzeug, was auf mindestens einen Verletzten hindeutete.

Die Experten berichteten, dass es auf dem Gelände im Laufe des Tages zu Explosionen und Gewehrschüssen gekommen sei. Darüber hinaus hörte das IAEA-Team mehrere Schüsse Artilleriefeuer aus der Nähe des Kraftwerks. Während das Team bisher über keine strukturellen Schäden an Systemen, Strukturen und Komponenten beobachtet hat, die für die nukleare Sicherheit oder den Schutz der Anlage wichtig sind, berichteten sie von geringfügigen oberflächlichen Verbrennungen an der Oberseite des Reaktorkuppeldachs von Block 6 und von Riefenbildung im Beton Platte, die die primären Frischwasserspeichertanks trägt. „Obwohl der Schaden an Block 6 die nukleare Sicherheit nicht gefährdet hat, handelte es sich um einen schwerwiegenden Vorfall, der das Potenzial hatte, die Integrität des Sicherheitsbehältersystems des Reaktors zu untergraben“,mahnte  Grossi nochmals.

Lesen Sie dazu auch unseren Bericht: Schüsse  in der Nähe des größten europäischen Atomkraftwerks … wie lange geht’s noch …??? !!!,