Steigen die Preise? Erdgasförderung in Sibirien
Steigen die Preise? Erdgasförderung in Sibirien

Aus Moskau sind bedrohliche Töne zu vernehmen. Als Antwort auf neue EU-Sanktionen droht Russland mit höheren Energie-Preisen. Dieser Schnellschuss, der mit ziemlicher Sicherheit aus dem Kreml abgefeuert wurde, dürfte nicht so schnell ins Schwarze treffen.

Präsident Wladimir Putin verfolgt mit dem Zündeln sicherlich eine ganz andere Absicht. Der russische Regimekritiker und frühere Schachweltmeister Garri Kasparow schildert das so: ” Putins außenpolitisches Credo lasse sich mit einem Satz formulieren – bei Krisen immer eher zu zündeln als schlichtens einzugreifen, damit der Ölpreis hoch bleibe. Kasparow machte diese Äußerung schon vor längerer Zeit, aber es zeigt doch, dass sie im Kern einen Funken Wahrheit enthält, wenn man sich die gegenwärtige politische Lage vor Augen hält. Denn der Kreml-Zar spielt im Moment mit dem Feuer.

Bei einer Gedenkfeier zum 100. Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkriegs, am Freitag 01. August, hat  Putin vor einer Eskalation der Krise in der Ukraine gewarnt. In Moskau sagte er: “Die Menschheit sollte längst begriffen und die wichtigste Wahrheit anerkannt haben: Gewalt erzeugt Gewalt.” Unklar ist, in wessen Richtung er seine Warnungen gerichtet wissen will. In Richtung Kiew, Washington oder Brüssel. Oder hat er sich öffentlich selbst ins Gewissen geredet? Komplizierte Liebesbeziehung

Putins erneutes, gegenwärtiges Zündeln könnte auch jetzt einfach nur das Ziel haben die Energiepreise nach oben zu treiben. Ob diese Masche  aber weiter Erfolg haben wird steht auf einem ganz anderen Blatt.

Die deutschen Energiekonzerne, die aus Russland Erdgas beziehen verfügen über Langfristverträge in denen Mengen und Preise fest verankert sind. Die Frage bleibt allerdings offen, ob Russland künftig auch seine Liefermengen einhalten wird.Putin dreht den Gashahn zu. Wie Deutschland sind mehrere europäische Staaten von den Erdgaslieferungen aus Russland stark abhängig. Im Folgenden ein Überblick:

Grafik Umwelt-Energie-Report
Grafik Umwelt-Energie-Report

Die Abhängigkeit Deutschlands vom russischen Erdgas wird sich absehbar nicht so schnell ändern lassen. Das belegen die Zahlen vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. Stand Februar des Jahres: Danach bezieht das Land 38 Prozent seines Erdgases aus Russland. Zweitgrößter Lieferant sind die Niederlande (26 Prozent) , Norwegen liefert 20 Prozent. Aus Dänemark und Großbritannien zusammen kommen etwa 6 Prozent. Deutschland fördert selbst 10 Prozent. -Bayern hat in seinem Energiekonzept nach wie vor drei neue Gaskraftwerke vorgesehen. Das Gas dafür müsste, da das Projekt der Nabucco-Pipeline, die Gas aus Aserbaidschan gebracht hätte, 2013 vorerst gescheitert ist, wohl weiter aus Russland kommen.

Fünf EU-Länder sind noch weit abhängiger!
Nach OECD-Zahlen beziehen fünf EU-Länder ihre Gaslieferungen ausschließlich aus Russland: Bulgarien, die Slowakei, Finnland und – Polen. Auch Ungarn (70 Prozent) und Griechenland (54 Prozent) sind noch stärker auf russisches Gas aus der Pipeline angewiesen als Deutschland.