Ministerpräsident Franz Josef Strauß bei unserem Interview im Juni 1986
Ministerpräsident Franz Josef Strauß bei unserem Interview im Juni 1986

Das äußerte der damalige bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß auf unsere Interview- Frage „Was halten Sie von der gegenwärtigen Kernenergie-Diskussion?“

Wir haben sie Strauß gleich nach der Atomkatastrophe in Tschernobyl gestellt. Im Verlauf des Interviews machte Strauß eine Aussage, die heute, vor allem nach dem Schweizer Vorstoß in Wien bei der IEAO gewagt hat und der während der Diplomatischen Konferenz vom 9. bis 13 Februar in Wien intensiv behandelt wird. Er hat in der Atombranche weltweit für Furore gesorgt. Die Schweiz verlangt, dass neue Atomkraftwerke nach den neuesten Sicherheitsstandards und Technologien gebaut sein müssen. Die Sicherheit der bestehenden Atomkraftwerke soll sich an diesen Maßstäben orientieren.
Wir haben Strauß im Juni 1986 die Frage nach dem Tschernobyl-Gau gefragt: „…was ist jetzt Ihrer Meinung nach zu tun?“

Strauß antwortete: „Eine internationale Reaktorsicherheitskonferenz muss festlegen, dass alle Reaktoren mit den bestmöglichen Sicherheitssystemen nach dem jeweils besten Stand der technik ausgerüstet werden. Dies gilt auch und ganz besonders für solche Anlagen, die militärische und zivile Zwecke erfüllen, so dass die Erzeugung von Kernenergie für den zivilen Bedarf nur einen Nebenzweck darstellt. Alle Staaten, die Kernenergie erzeugen, müssen zu vollständiger und regelmäßiger Information über sämtliche Störfälle und ihre Auswirkungen verpflichtet werden. Das Verursacherprinzip und die damit verbundene Entschädigungspflicht müssen international anerkannt werden, das heißt für grenzüberschreitende Schäden muss der Staat aufkommen, auf dessen Gebiet die Schadensursache liegt.“

Botschafter Rolf Stalder
Botschafter Rolf Stalder

Eine Steilvorlage des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten für die Schweizer in Wien, aber auch für die EU endlich das Haftungsrecht für Atom- unfälle in der Europäischen Union anzugleichen, das bisher noch weit ausein- anderklafft.

Tschernobyl ist 28 Jahre her. Lesen Sie auch unser Interview mit dem Schweizer Botschafter bei der IEAO in Wien, Rolf Stalder:

Heisse Atom-Debatte in Wien