Sitz der Bad Honnef AG in Rheinlage
Sitz der Bad Honnef AG in Rheinlage

Der Ruf von Bad Honnef das „rheinische Nizza“ zu sein, hat die ehemalige Kurstadt weithin bekannt gemacht. Vor allem hat aber auch ein Bürger der Stadt, der erste Bundeskanzler der Bundesre- publik Deutschland, Konrad Adenauer, dazu beigetragen, dass die Stadt auch über die Bundesgrenzen bekannt wurde.

Erst-Kanzler Konrad Adenauer: Die Wirtschaftswunderjahre wurden auch von Rhöndorf aus gesteuert
Erst-Kanzler Konrad Adenauer: Die Wirtschaftswunderjahre wurden auch von Rhöndorf aus gesteuert

Bis zu seinem Tod im Jahr 1967 hatte er im Stadtteil Rhöndorf, unweit von Bonn seinen Wohnsitz. Bad Honnef, am rechten Rhein- Ufer zwischen Königswinter und Rheinbreitbach am Fuße des Siebengebirges gelegen, grenzt direkt an den Bonner Stadtbezirk Bad Godesberg wo die Diplomaten vorwiegend residierten als in Bonn noch die Bundespolitik zu Hause war. Da wurde ganz in der Nähe, der mit knapp 25 000 Einwohnern gar nicht so großen Stadt Bad Honnef, Weltpolitik gemacht.

In den letzten Jahrzehnten hat sich Bad Honnef zu einer wichtigen Tagungs- und Kongressstadt entwickelt. Die Energie- und Wasserversorgung dieser Stadt mit ihren Besonderheiten könnte hier hin und wieder ebenfalls ein inter- essantes Tagungsthema sein.
Was zum Beispiel gar nicht so häufig in der Größe einer solchen Gemeinde anzutreffen ist: Die Stadt selbst hält fast hundert Prozent an der Gesellschaft die die Bürger mit Strom, Gas und Wasser versorgt. Und diese Gesellschaft hat dazu noch die Rechtsform einer AG. Umwelt und Energie-Report hat dieses Thema mal zunächst mit dem Vorstandsvorsitzenden der BHAG, Peter Storck, im schön gelegenen Sitz der Gesellschaft in Bad Honnef, direkt am Rhein, mit Blick aus dem hellen Konferenzzimmer auf das herrliche Rhein-Panorama, ausführlich erörtern können.

Vorstand Peter  Storck
Vorstand Peter Storck

Und wir haben Erstaunliches erfahren:

Für die gesamte Energie- und Wasserversorgung in Bad Honnef ist diese Bad Honnef AG (BHAG) zustän- dig. Anteilseigner sind die Stadt mit 50,17 Prozent. Hinzu kommen die Anteile des städtischen Eigenbe- triebs Freizeitbad Grafen- werth der Stadt Bad Honnef mit 46 Prozent. Einen kleinen Anteil von 3,83 Prozent hält die benachbarte Verbandsgemeinde Unkel mit der die BHAG so manches im wahrsten Sinne des Wortes verbindet. Sie liefert der Nachbargemeinde das Trinkwasser und auch das Gas. Das Versorgungsgebiet der Gesellschaft umfasst im Wasser- und Gasvertrieb auch noch Teile des nördlichen Rheinland-Pfalz. Im Gegensatz zu den nördlicher gelegenen Städten des Rhein-Sieg-Kreises stammt das Wasser in der ehemaligen Kurstadt nicht aus der Wahnbachtalsperre, sondern wird u. a. dem Grundwasser in dem Wasserschutzgebiet im Lohfeld entnommen.

Die Stromnetze besitzen die BHAG
Die Bad Honnef AG (BHAG) ist ein Versorgungs-Querverbundunternehmen mit den Sparten Strom, Erdgas und Wasser. Das Versorgungsgebiet Strom umfasst das Gebiet der Stadt Bad Honnef. Geliefert wird der Strom von dem Kölner Energieunternehmen Rheinenergie. Die Netze befinden sich im Besitz der BHAG, die auch den Netzbetrieb unterhält.
Mit Erdgas versorgen die BHAG dagegen nicht nur die eigene Stadt sondern auch die Verbandsgemeinden Unkel, Asbach und Flammersfeld sowie Teile der Verbandsgemeinden Altenkirchen, Puderbach und einige Ortsteile der Stadt Hennef.

Die Bürger sind dem eigenen Stadtwerk treu

Im Geschäftsbericht der BHAG wird ausführlich darüber berichtet, dass im Versorgungsgebiet der Gesellschaft starker Gas- Wettbewerb zwischen verschiedenen Anbietern herrsche. So reichte 2013 die eigene Gasexport- menge trotz erheblicher Steigerung nicht an die Durchleitungsmenge heran.
Bei der Analyse der Daten kam man schließlich zu einer aufschlussreichen Feststellung: Die Wechselbereitschaft der Kunden nimmt mit der räumlichen Entfernung zum Stammhaus stark zu. Die Mannschaft um den Vorstand Peter Storck hat eine klare Erkenntnis daraus gewonnen:

Während die Bad Honnefer überwiegend die Vorteile eines eigenen Stadtwerkes im Zusammenspiel mit anderen städtischen Einrich- tungen schätzen, wird mit stärker zunehmendem Abstand zum Zentrum und auch außerhalb des Eigentümerkreises der Preis für die Ware zum entscheidenden Kriterium.

Und wenn dann noch eine steigende Anzahl von Energieanbietern im eigenen, Bad Honnefer Versorgungs- gebiet um den Strom- und beim Gas -Markt kämpft, ist es schon ein wenig beruhigender wenn man auf die positive Bindungs-Wirkung von Stadtwerken auf die Bürger der Stadt bauen kann. Eine hilfreiche Erkenntnis für manche Stadtväter, die zur Zeit prüfen, ob sie ein Stadtwerk gründen sollten oder nicht. Der BHAG gehören die auch die Gasnetze. Den Gaseinkauf betreibt die Gesellschaft selbst zusammen mit einem Dienstleister der Firma FSE Portfolio Mangement GmbH.

Das Versorgungsgebiet der BHAG ist auf den Wagen der gesellschaft nachzuvollziehen
Das Versorgungsgebiet der BHAG ist auf den Wagen der gesellschaft nachzuvollziehen

Trotz schärfer werdendem Wettbewerb, so Storck, habe man dennoch die Stromverkäufe außerhalb des eigenen Netzgebietes steigern und so die Durchleitungsmengen im eigenen Netz überkompensieren können.
Dann wechselt Storck plötzlich das Thema, die konventionellen Energien haben wir jetzt abgehakt soll das wohl bedeuten. Er gießt uns ein wenig Mineralwasser nach und schenkt noch mal Kaffee ein.

Mit der Energiewende mitgehen
„Um auch den Weg der Energiewende mitzugehen“, wechselt Storck im Gespräch das Thema und kommt damit, nachdem zu den Zukunftsplänen, den eigenen Aktivitäten beim Ausbau der Erneuerbaren Energien, „haben wir uns zum Einen, mit fünfzehn anderen Stadtwerken zusammen , der TOBI- Gruppe, an verschiedenen Windkraftanlagen und auch an einem Gasturbinen-Kraftwerk beteiligt.“ 75 Megawatt Stromerzeugung zu erreichen, ist das gemeinsame Ziel beim Ausbau der Windanlagen. Zur Zeit sind es rund 45 MW, die erreicht sind.

Blick auf die TOBI-Gruppe
Es lohne sich in dem Zusammenhang, empfiehlt Storck, einen Blick auf die TOBI- Gruppe zu richten.

Das haben wir später getan und gelesen, dass sie sich, laut eigenen Aussagen, zum Ziel gesetzt hat: „Durch die Errichtung und den Betrieb von Stromerzeugungsanlagen (Windenergieanlagen sowie GuD- Kraftwerke) sollen die eigenen Geschäftsfelder über die einzelnen Wertschöpfungsstufen gestärkt und ausgebaut werden, heißt es in den Unterlagen der Gesellschaft. Und weiter: Damit leiste die TOBI- Unternehmensgruppe auch einen aktiven Beitrag zur Energiewende. Weiteres Ziel sei, für mehr Wettbewerb in der Stromerzeugung in Deutschland zu sorgen. Weiter beschreibt die Gruppe ihre Unternehmensaktivitäten so: „Durch eine fortschreitende Beteiligung kommunaler Unternehmen an diesem Teil der Wertschöpfung der Energiewirtschaft wird das “Quasi-Oligopol” der vier großen Marktteilnehmer reduziert.“ Mit den vier „Großen“ sind unter anderem sicherlich RWE, EON,ENBW und Vattenfall Europe gemeint, deren Größe allerdings nach dem Ausstieg aus der Atomenergie und dem rasanten Einstieg in die Energiewende immer mehr dahin schmilzt.

Keine guten Aussichten für den Windpark am Asberg
Keine guten Aussichten für den Windpark am Asberg

„Da die Erschließung der Wertschöpfungsstufe “Stromerzeugung” einer- seits mit einem hohen In- vestitionsaufwand verbun- den ist und andererseits es umfangreicher Spezial- kenntnisse hinsichtlich Projektentwicklung, Bau und Betrieb bedarf, bieten sich idealerweise Koope- rationen kleinerer und mittlerer Energieversor- gungsunternehmen, – insbesondere kommunale Unternehmen – an. Durch den Zusammenschluss generieren wir Stärken und federn evtl. Risiken ab“, ist sich die TOBI- Gruppe sicher.

Risiken wurden abgefedert
Die Zukunfts-Chancen der Gruppe sind sicherlich als gut zu bewerten, waren wir in der Redaktion einer Meinung. Dass auf der anderen Seite auch „evtl Risiken“ abgefedert werden müssen, ist sicherlich auch eine am gegenwärtigen Alltag der Gruppenanteils- eigner, wie der BHAG, festgemachte Erkenntnis.

So steht auch für sie schon jetzt fest, erklärt Storck, dass „bei der heutigen Konstellation der für dieses und nächstes Jahr gehandelten Strompreise wie auch bei den derzeitigen Preisen für CO2-Zertifikate und Braunkohle die Stromproduktion in Gasturbinenkraftwerken,( an denen sie sich mit der TOBI- Gruppe beteiligt hat), nicht wettbewerbsfähig erfolgen kann.“ Das wird bereits im Geschäftsbericht 2013 bestätigt.
Storck ergänzt, dass man bereits im Jahresabschluss 2013 die sich bereits im Jahr 2012 abzeichnenden Drohverlustrückstellungen eingestellt und fortgeschrieben habe.- Grundsätzlich wird sicherlich dazu, aber auch zu anderen Überlegungen in dem Zusammenhang, im Geschäftsbericht darauf hingewiesen, dass zu möglichen Schadensfällen oder Haftungsrisiken, entsprechende Versicherungen abgeschlossen worden seien, die die Auswirkungen auf Liquidität, Finanzlage und Ertragssituation der Gesellschaft sehr eng begrenzten. Existenzgefährdende Situationen seien so ausgeschlossen.

2,5 Mio Dividende für die Stadt
Wie gesund die Aktiengesellschaft dasteht beweist auch, dass sie im Geschäftsjahr 2013 immerhin 2,5 Millionen Euro Dividende an die Stadt ausgeschüttet hat. Im laufenden Geschäftsjahr ist wohl mit einer ähnlichen Summe zu rechnen.
In die Zukunft geblickt, erklärt der Vorstand: „Der Energievertrieb und die Energieverteilung bleiben die wichtigsten Säulen, auf denen die BHAG aufgebaut ist. Zu weiteren Standbeinen bauen wir dann noch kontinuierlich unsere Leistungen im Bereich Beratung zu Energieeffizienz, zum Contracting und zur Nutzung von Fördermitteln aus.“ Dies seien spürbare Zusatznutzen, konstatiert Storck.
„Dennoch“, gibt er zum Schluss mit auf den Weg, „wird zur Zeit noch geprüft, ob wir in Biogasanlagen oder weitere Windanlagen investieren sollen. Fotovoltaik-Anlagen haben wir ja inzwischen auf mehreren Schuldächern und auf unserem eigenen Werksdach installiert. Und auch gute Erfahrungen gemacht. “
Bezüglich der Errichtung eines eigenen Windparks in unmittelbarer Nachbarschaft der Stadt, in Unkel, hat die BHAG dagegen Erlebnisse hinter sich, die zur Zeit viele Stadtwerke und Energiekonzerne noch durchlaufen. Nachdem man zunächst mit der Stadt Unkel sowie den Gemeinden Bruchhausen, Erpel und Rheinbreitbach einen Windpark am Asberg im Siebengebirge errichten wollte, kam starker Gegenwind aus Kreisen der Bürger und Energiekunden, aber auch aus Richtung des Bundes für Umwelt- und Naturschutz.

Ursprünglich vorgesehen waren zehn bis fünfzehn Anlagen.

Als der BUND dann darauf hinwies, dass in dem Errichtungsgebiet Schwarz- störche gesichtet worden waren, verkleinerte sich das Errichtungsgebiet. Die BHAG rechnete darauf hin nur noch mit drei bis fünf Anlagen. Von den vormals geplanten 40 bis 60 MW, die erzeugt werden sollten, blieben somit rechnerisch nach Inbetriebnahme nur noch bis zu 25 MW übrig. Hinzu kamen die Proteste von Bürgern die auch damit drohten die Strom- und Gasverträge zu kündigen. Schließlich ist die BHAG ganz ausgestiegen. Die Energieversorgung Mittelrhein (EVM) aus Koblenz hat ihren Part in dem Projekt übernommen. derzeit laufen die Vorbereitungen für die Genehmigung der Anlage. Genehmigungsbehörde ist die Verwaltung des Rhein-Sieg-Kreises in Siegburg. Und dort zuständig ist Amtsleiter Rainer Kötterheinrich der auch die Unterlagen zum Windpark in Bornheim auf dem Tisch hat. (Berichte dazu finden Sie hier: Signalprojekt: Windpark in Bornheim

Und wie es mit dem Windpark am Asberg weiter geht berichten wir  unter Stadt und Energie: Gegenwind für Windpark Asberg