Blick von der Brücke zur Insel grafenwerth hinüber  zum Siebengebirge und zum Drachenfels
Blick von der Brücke zur Insel Grafenwerth hinüber zum Siebengebirge und zum Drachenfels

Welche Weg hat Bad Honnef eingeschlagen, seitdem immer deutlicher wird, dass die Energiewende in erster Linie von den Kommunen zu bewältigen ist. Einen guten Ausgangspunkt dazu bietet die  Studie EnergieRegion Rhein-Sieg – Maßnahmen und Projekte, die bereits 2009 von den Bonner Regionalplanern Heide und Eberhard 2009 erstellt wurde und die einen Überblick über den Status Quo seinerzeit verschafft und Zukunftsprojekte empfiehlt und benennt.

Vorweg: Der Rhein-Sieg-Kreis könnte sich nicht nur mit selbst erzeugter Energie voll versorgen, behaupten die Planer in ihrer Studie. Er könnte sogar in erheb- lichem Maße  Energie, Strom, „exportieren”. Wie sah es damals , wie sieht es heute in Bad Honnef aus.

Zunächst kommen wir zum Status Quo  der Erneuerbaren Energien  innerhalb der Stadt :
Dazu  heißt es im Gutachten: Grundsätzlich steht man den erneuerbaren Energien in der Stadt Bad Honnef positivgegenüber. Der örtliche Versorger Bad Honnef AG (BHAG) wurde gebeten, diesbezüglich Strategien und Mach- barkeitsanalysen vorzustellen (Beschluss des Rates vom August 2008). Ziel ist dabei ein verstärkter Einsatz von erneuerbaren Energien, gemeinsam mit der BHAG. Die Verwaltungsspitze möchte gerne mehr mit der BHAG auf dem Gebiet realisieren. Die sieht sich im Spannungsfeld des Wettbewerbs zwischen der wirtschaftlichen Notwendigkeit des Angebots günstiger Preise und dem Wunsch der Realisierung ökologisch sinnvoller Projekte.
BHAG- Vorstand Peter Storck erklärt aktuell dazu, auch die Versorgungssicherheit, die Verfügbarkeit von Strom zum Beispiel müsse gesichert sein.

Dann kommen wir zu den vorhandenen Anlagen und der eingesetzten Technik:

Derzeit ( zur Erinnerung: 2009) werden im Stadtgebiet Bad Honnef 38 PV-Anlagen mit einer installierten Leistung von insgesamt 400 kWp betrieben. Die BHAG betreibt 2 davon selbst. Die größte Anlage mit 111 kWp befindet sich auf einer Industriehalle im Stadtteil Aegidienberg.
Darüber hinaus werden derzeit 7 BHKW-Anlagen im Stadtgebiet Bad Honnef mit einer installierten Leistung von insgesamt 89,5 kWel betrieben.

Die BHAG wird im Jahr 2009 im Stadion Menzenberg, in der Grundschule Selhof und im eigenen Verwaltungsgebäude ein BHKW installieren. In der Grundschule Aegidienberg steht man vor dem Abschluss eines Vertrages über eine BHKW Anlage. Die BHAG betreibt außerdem in ihrem Gas-Netzgebiet (außerhalb Bad Honnef) weitere 3 eigene BHKW- Anlagen mit einer Gesamtleistung von 141 kWel. Im Jahr 2009 wird in der Regionalschule Unkel ein weiteres BHKW installiert. Weitere Projekte befinden sich in der Angebotsphase.
– Vom Rhein-Sieg-Kreis (Umweltamt) wird gemeldet, dass für den Anschluss an Wärmepumpen 12 Erdsonden genehmigt sind.
BHAG-Vorstand Peter Storck erklärt U&E aktuell dazu, man habe sich noch keine Erdsonde genehmigen lassen.

Weitere Aktivitäten im Energiebereich

Grundschule am Reichenberg
Grundschule am Reichenberg

Weiterhin fördert die BHAG Projekte an Schulen unter dem Motto “Energieeffizienz und Klimaschutz macht Schule”. Derzeit laufen konkrete Pla- nungsgespräche über eine Nahwärmeinsel mit Dampferzeugung bei einem der größten Industriekunden in Bad Honnef.
Weiterhin werden derzeit mit der Kommune strategische Gespräche geführt, um die durch den neuen Gesetzesrahmen verbesserten Möglichkeiten des Einsatzes erneuerbarer Energien, schon im Vorfeld der Erschließung neuer Baugebiete einzubinden.
Für die Straßenbeleuchtung, für die die BHAG die Betriebsführung macht, wurde zusammen mit der Stadt ein Konzept mit Mehrjahresplan zur energetischen Verbesserung aufgestellt.
In Neubaugebieten wird direkt ein mehrgliedriges Kabel verlegt, damit dort später eine flexible und bedarfsgerechte Beleuchtung möglich wird.
Eine Investition der BHAG in eine größere PV-Anlage “Solarpark Bad Honnef” am südlichen Ortsausgang (4 ha großes Gelände der Wasserschutzzone des Wasserwerkes) wurde vor 2 Jahren noch vor Baubeantragung verworfen, wegen zu erwartender hoher Bauauflagen und der Notwendigkeit des Nachweises von Ausgleichsflächen.

B Ausbaumöglichkeiten
Geothermie
Nach den allgemeinen Unterlagen sind die Voraussetzungen im Rheintal sehr gut. Die BHAG hat Interesse, für einen großen Kunden mit ganzjähriger Wärmeabnahme die Nutzung von Erdwärme zu prüfen. Darüber hinaus beste- hen derzeit Überlegungen, diese Technik verstärkt auch im Neubaubereich, z. B. durch entsprechende Förderprogramme, zu verbreiten.

Solarenergie
Die Dachflächen städtischer Gebäude werden bislang – mit Ausnahme einer Grundschule – nicht für PV Anlagen genutzt. Es ist auch kein potenzieller Investor an die Stadt herangetreten, um diese zu pachten. Vor Jahren wurde das Dach des Siebengebirgs- Gymnasiums auf seine Eignung hin untersucht, eine Nutzung aber aus statischen Gründen verworfen.

Siebengebirgsgymnasium
Siebengebirgsgymnasium

Eine weitere Bewertung der Dächer und ein Angebot an Private oder Vereine wurde bisher nicht vorgenom- men.
Windkraft
Es wurde bereits vor Jahren ein Gutachten für möglich Standorte erstellt, das für die Windkraft aus Gründen der Topographie und des Landschaftsschut- zes keine Ausbaumöglich- keiten attestierte. Daher wurden auch keine Vor- rangflächen im FNP ausgewiesen bzw. kein Planverfahren eingeleitet.Lesen Sie dazu auch: Windpark Asberg ohne Chancen?
Biomasse
Landwirtschaftliche Biomasse ist kaum vorhanden, da es vielleicht noch 2-5 aktive Bauern gibt, die anderen betreiben die Landwirt- schaft im Nebenerwerb, als Landschaftspfleger der Ausgleichsflä- chen (im Rahmen des ICE Baus), Pferdehalter u.a.
Die Stadt Bad Honnef verfügt über erhebliche eigene Waldflächen. Diese sollen zu einem großen Teil in den vorgesehenen Nationalpark eingebracht werden. Ein Gutachten klärt zurzeit, welche Maßnahmen des Waldumbaus in den nächsten 15-20 Jahren dafür erforderlich werden. Es ist noch nicht geklärt, wie eine nachhaltige Bewirtschaftung dann auszusehen hat.
Neben der energetischen Nutzung ist jedoch auch die Anrechnung von Ökopunkten und deren Veräußerung innerhalb des Rhein-Sieg-Kreises als Ausgleichsmaßnahme abzuwägen.
Die Waldflächen östlich der A3 (außerhalb eines möglichen Nationalparks) könnten ebenfalls für eine Waldbewirtschaftung genutzt werden. Große Mengen durch Sturmschäden entstandenes Bruchholz werden gegenwärtig der Bevölkerung kostenlos angeboten. Städtischer Grünschnitt wird an zwei Stellen eingesammelt, kompostiert und in den städtischen
Anlagen wieder ausgebracht.

Aktueller Kommentar von BAHG-Vorstand Peter   Storck: Angesichts der Realisierung des Natzurschutzgroßprojekts Chance 7  besteht kaum eine Möglichkeit der Realisierung. Lesen Sie dazu auch aus unserem Bericht auf unserer Seite Rhein-Sieg-Energie und Umwelt-Portal: Weitere Millionen für Naturgroßprojekte

 Planung, Umsetzung, Realisierung

Öffentliche Einrichtungen
GE DIGITAL CAMERADas Schwimmbad (Freibad) auf der Insel Grafenwerth wird von der Stadt betrieben. Zurzeit wird darüber nach- gedacht, Abwärme aus der Kläranlage “An St. Göd- dert” für die Schwimmbadheizung nutzbar zu machen.

Bauleitplanung
Das Baugebiet “Am Floßweg” mit 80-120 WE soll vorrangig erschlossen werden. Hierzu hat die Politik die Beschlüsse zur Erarbeitung der Bauleitplanung gefasst. Zusammen mit der BHAG sollen Wärmeinseln zum Beispiel auf Basis Solar oder Geothermie realisiert werden. Die Stadt sollte daher aus Sicht der BHAG einen Anschluss- und Benutzungszwang vorgeben.
Ein 54 ha großer Bereich im Süden von Bad Honnef, das Gebiet “Selhof-Süd” wird bereits seit 20 Jahren als Baugebiet diskutiert. Hier sind viele Einzeleigentümer involviert, was eine Abwicklungsdauer von bis zu 8 Jahren bedeutet. Energetische Planungskriterien oder Auflagen zur Nutzung von erneuerbaren Energieträgern sollen in den zu erarbeitenden Bebauungsplänen für diese Bereiche als Maximalwerte vorgesehen werden.

Wohnen
Die BHAG ist durchaus interessiert, mit Nahwärmelösungen auch in den Bestand zu gehen,wenn sich dies wirtschaftlich darstellen lässt.

Gewerbe / Industrie / Dienstleistungen
So steht die Stadt Bad Honnef mit dem Gewerbegebiet “Am Dachsberg” (eine Konversionsfläche) an der Grenze zu Rheinland-Pfalz in hartem Wettbewerb um ansiedlungswillige Betriebe.
Während hier die Grundstückpreise für die erschlossene Fläche bei ca. 69 €/m2 liegen, werden sie jenseits der Landesgrenze zu 23 €/m2 angeboten bei lockereren Baubestimmungen. Daher sollte in diesem Gewerbegebiet etwas Attraktives angeboten werden. Eine günstige Energieversorgung wäre aus Sicht der Stadt ein solcher Ansatzpunkt.

Abfall / Abwasser
Die Kommune betreibt die Abwasserentsorgung und zwei Kläranlagen als Eigenbetrieb. Eine Nutzung der Faulgase in Kraft-Wärme-Kopplung erfolgt bisher nicht.
Ein BHKW kann lediglich auf der Kläranlage – Tallage eingesetzt werden, da nur hier Faulgas infolge der Schlammfaulung erzeugt wird. Bislang wird es zur Beheizung des Gebäudes und des Faulturms eingesetzt. Der Rest wird abgefackelt. Bei der anstehenden Faulturmerneuerung soll auch ein BHKW installiert werden. Es wird gegenwärtig in einem Gutachten geprüft, wie viel Gas anfallen kann und ob möglicherweise eine Leitung zum 1 km entfernten Schwimmbad geleitet und dort in einem BHKW zur Wärmeerzeugung genutzt werden könnte.
Eine erste Vorabschätzung zur Verwertung des Faulgases zur Schwimm- badbeheizung ergab, dass es wirtschaftlicher ist das Gas zu verstromen (BHKW), als es in einer langen Transportleitung bis zum Bad zu befördern und dort zur Beckenwasseraufheizung einzusetzen.
Grundsätzlich sind auch für das Schwimmbad zur Warmwassererzeugung und zur Beckenwasserbeheizung Solarenergie und die Geothermie gut geeignet. Auch hierzu werden noch Untersuchungen durch die Betriebsleitung des Bades veranlasst.
Die Kläranlage Aegidienberg wird ohne Faulturm betrieben. Somit fällt kein Faulgas an und der Einsatz eines BHKW scheidet aus.

Vorschläge für Maßnahmen

Kurzfristige Maßnahmen
1. Bei den städtischen Einrichtungen sollte die Standardprüfung für den Einsatz erneuerbarer Energien bei Sanierungsmaßnahmen im Bestand verankert werden und in einem 5 – 10 Jahres Finanzierungsplan ein festzulegender Anteil, z.B. 30 % (ohne Holz), 80 % (mit Holz) an erneuerbaren Energien realisiert werden.
Geothermische Untersuchung:
2.Prüfung im Tal und Information der Bevölkerung über die Möglichkeiten. Geothermische Untersuchung von Seiten der Stadt für das Baugebiet
Höhe in Aegidienberg – Rottbitze als Service für die Bauherren und für das Baugebiet Selhof-Süd als Planungsgrundlage für die Überlegung zu zentralen Wärmeversorgungsmöglichkeiten.

3. Etablierung eines kontinuierlichen Planungsaustausches zwischen den relevanten Stellen in der Verwaltung (Gebäudemanagement, Planungsamt , Wirtschaftsförderung) und der BHAG, über das “normale” Maß einer tiefbaulichen Abstimmung hinaus. So können frühzeitig strategische Überlegungen über optimale Versorgungslösungen von Neubaugebieten, aber auch zur Mobilisierung von Effizienz-Potenzialen und zum Ausbau von erneuerbaren Energien im Bestand abgestimmt werden. Dies sollte auch die öffentlichen Gebäude einbeziehen.
4. Aufstellung integrierter Energieversorgungskonzepte für die bestehenden Siedlungskerne sowie die öffentlichen Einrichtungen als Hauptabnehmer mit besonderer Beachtung der Potenziale für Nahwärme (Solar, Holz und KWK).
5. Prüfung der Errichtung einer Solar-Absorberanlage für die Beheizung des Freibades auf Grafenwerth als Alternative.
6. Erfassung, Bewertung und Vermarktung von städtischen Dachflächen für die Nutzung von Solarenergie unter prioritärer Berücksichtigung der integrierten Energiekonzepte für die städtischen Liegenschaften und deren Anforderungen z.B. an Flächen für Solarthermie.
Mittel- und langfristige Maßnahmen:
7. Mit BHAG prüfen, ob Interesse an der Errichtung und den Betrieb einer Biogasanlage im Gewerbegebiet “Am Dachsberg” besteht und welche Optionen für eine Versorgung des Gebietes mit einer zentralen Lösung bestehen. Bei positiver Entscheidung Vermarktung der Grundstücke mit verbindlicher Festlegung der Auflage des Anschlusses an die zentrale Versorgung. Ausarbeitung einer Vermarktungsstrategie zusammen mit der Wirtschaftsförderung, die genau diese Vorteile als Wettbewerbsvorteil herausstellt.
8. Untersuchung verschiedener Varianten für eine Nahwärmever- sorgung auf der Basis erneuerbarer Energien (Geothermie, Solarthermie mit saisonalem Speicher, KWK auf Holzbasis u.a.) im Baugebiet “Am Floßweg” durch die BHAG. Einleitung der notwendigen planungsrechtlichen und kommunikativen Maßnahmen, um sinnvolle Optionen voranzubringen.
9. Systematische Klärung der Faulgas-Potenziale bei gleichzeitiger Effizienzüberprüfung der Kläranlagen unter dem Aspekt der Maximierung der energetischen Nutzung in Kraft-Wärme-Kopplung. Auch Überprüfung anderer vorhandener oder leicht erschließbarer Substrate, um hier vorhandene Anlagen besser für die Biogasproduktion auszulasten.
10. Gleichzeitig Nutzungskonzepte erstellen für das Biogas oder die Wärme vornehmlich in den städtischen Liegenschaften, z.B. in der Theodor-Weinz Grundschule mit Lehrschwimmbecken sowie bei anderen Wärmeverbrauchern. Erstellung einer städtebaulichen Richtlinie und Handlungsanleitung zur Energie- effizienz in Gebäuden und der Erschließung mit erneuerbaren Energien für die neuen bzw. sich in der Vermarktung befindlichen Gewerbegebiete.

Blick auf das waldige Siebengebirge bei bad Honnef Ägidienberg
Blick auf das waldige Siebengebirge bei Bad Honnef Ägidienberg

11. Untersuchung zu den Potenzialen der Holzressourcen aus dem kommunalen Wald, die bei Realisierung des Nationalparks im Zuge des Waldumbaus in den nächsten 10 – 15 Jahren bzw. alternativ im Rahmen einer nachhaltigen Bewirtschaftung zur Verfügung stehen könnten.

12. Entwicklungskonzept für den schrittweisen Aufbau einer Holz- nutzungskette von der Bergung, Aufbereitung, und Logistik bis hin zur Holzverwertung in Zusammen- arbeit mit der BHAG sowie der Forstbetriebsgemeinschaft.

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