Demonstrationen in Skopje, Bild Sputnik news
Demonstrationen in Skopje, Bild Sputnik news

Während der Westen die Demonstrationen in Mazedonien als gegen den zunehmend autoritär regierenden Regie- rungschef Nikola Gruevski gerichtet sieht, zitiert die russische Nachrichten-Agentur Sputnik news den russi- schen Außenminister Sergej Lawrow sowie  russische Wissenschaftler und mazedonische Journalisten wonach der Westen, vor allem die USA, hinter den Protesten stecken, um den Bau der Gaspipeline Türkischer Strom zu verhindern.

Mehr als 20.000 Mazedonier hätten am Sonntag den Rücktritt der Regierung in Mazedonien gefordert, berichtete die Zeitung Die Welt vor wenigen Tagen. Ihr Protest richte sich gegen den seit 2006 zunehmend autoritär regierenden Ministerpräsidenten Nikola Gruevski dem sie vorwerfen, tief in Korruption und Kriminalität verstrickt zu sein. “Tschüss Nikola”, “Rücktritt” und “Freiheit” war auf Transparenten zu lesen. So weit der Bericht der Zeitung Die Welt.

 

Außenminister Lawrow: Die Gaspipeline Türkischer Strom soll verhindert werden
Außenminister Sergej Lawrow: Die Gaspipeline Türkischer Strom soll verhindert werden

Die russische Nachrich- tenagentur Sputnik news zitierte den russischen Außenmi- nister Sergej Lawrow mit den Worten Skopje werde wegen seiner Kooperation mit Russland bestraft. Lawrow hatte auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem serbischen Amtskollegen am Freitag vergangenen Woche bereits erklärt ausschlaggebend seien Mazedoniens Verzicht auf die Sanktionspolitik gegen Russland und die Unterstützung des Pipeline-Projekts „Turkish Stream“. Die Nachrichten-Agentur Sputnik news wurde aber auch selbst tätig und interviewte zu den Ereignissen Slobodan Nikolic, Vorsitzender der „Russischen Partei“. Der sieht das Ganze so wie Lawrow: „Der Westen hat unter US-Führung ein Projekt zur Destabilisierung Mazedoniens begonnen. Das Ziel: den Bau von Turkish Stream durch Mazedonien zu verhindern.“ Damit lasse sich auch der Angriff der Kosovo-Terroristen auf Mazedoniens drittgrößte Stadt Kumanovo erklären. „Denn der Bau von Turkish Stream würde die Wirtschaftssanktionen gegen Russland und die Finanzierung des Ukraine-Krieges sinnlos machen.“

US-Vize will Erdgas nach Europa bringen
Die Nachrichtenagentur zitiert auch einen Einwohner von Skopje, sinnigerweise einen ehemaligen jugoslawischen Sicherheitsbeamten, mit Namen Ivan Babanovski. Der erklärte, dass US-Vizepräsident Joe Biden „persönlich ein Interesse daran hat, amerikanisches Erdgas nach Europa zu bringen“.

US-Vize Joe Biden mit ukrainischem Staatschef Poroschenko
US-Vize Joe Biden(rechts) mit ukrainischem Staatschef Poroschenko, Bild Sputnik news

Nach Ansicht dieses ehemaligen jugoslawischen Sicherheitsbeamten sollte sich Ministerpräsident Gruevski um die eigene Sicherheit kümmern — „eingedenk des Schicksals von Saddam Hussein und Muammar Gaddafi.“
Die mehrheitlich unter Regierungseinfluss stehenden Medien, hätten die Demonstrationen kleingeredet berichtet Die Welt über die Ereignisse in Mazedonien. Dass die russische, staatliche Nachrichtenagentur sie aber ausführlich in ihrem Bericht zu Wort kommen lässt besagt einiges. Einerseits gibt es die Sicht Moskaus auf die Ereignisse wider. Andererseits wird wieder mal deutlich wird wie sehr die Energieversorgung die Politik bestimmt. Im Folgenden geben wir unkommentiert die Einschätzungen verschiedener Kommentatoren aus Mazedonien und Russland wider, damit Sie sich ein Bild machen können.
Für den mazedonische Medienpropaganda-Analysten Vladimir Pandovski, so berichtet Sputnik news, sind die Proteste in Skopje nichts weiter als eine „Inszenierung“ — die Teilnehmer seien massiv durch soziale Netzwerke angeworben worden. Nach seinen Angaben weiß Regierungschef Nikola Gruevski einen Großteil der Bevölkerung hinter sich und hat einen klaren „Aktionsplan“. Dass der Regierungschef populär ist, schildert die Agentur weiter, weiß auch Slobodan Tomic. Der prominente mazedonische TV-Journalist vergleicht Gruevski mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin: „Beide sind in ihren Ländern zunehmend populär, beide werden von westlichen Medien gebasht.“ Tomic hält eine bunte Revolution in Mazedonien für unmöglich.

Kreml-Chef Putin: "Wird von westlichen medien gebashed."
Kreml-Chef Putin: “Wird von westlichen Medien gebasht”

Der Chefredakteur des Magazins Chronicles, Srdja Trifkovic, erklärt laut Sputnik news: „Die Antiregierungs- aktionen laufen nach dem klassischen Sze- nario des Westens und richten sich gegen die Politiker, die Turkish Stream unterstützen.“ Seiner Meinung nach stecken Washington und Brüssel hinter der Krise in Mazedonien. Der Anlass für deren Einmischung war der Wunsch des mazedonischen Ministerpräsidenten Gruevski, sein Land für Turkish Stream zu eröffnen. Durch diese Pipeline, die das geplatzte Projekt South Stream ersetzen soll, soll Erdgas aus Russland abseits des instabilen Transitlandes Ukraine nach Südeuropa strömen.
Politikwissenschaftler Georgi Engergart von der Russischen Wissenschaftsakademie pflichtet, laut der russischen Nachrichtenagentur bei: „Die USA und die EU haben enorme Anstrengungen unternommen, um South Stream zu blockieren. Nun versuchen sie auch die Transitoption Mazedonien auszuschalten, um – wie sie selbst glauben – Russland wirtschaftlich vom Balkan zu verdrängen.“
Der Experte, so Sputnik news, ist sich sicher: Ein Machtantritt von Oppositionschef Zaev würde die Pläne für den Transit russischen Gases durch Mazedonien durchkreuzen.