G 7-Sitzung Schloss Elmau: Ein freundlicher Blick zurück, Erinnerungen an frühere zeiten als Putin noch dabei war; Bild Bundesregierung Kugler
G 7-Sitzung Schloss Elmau: Ein freundlicher Blick zurück, Erinnerungen an frühere zeiten als Putin noch dabei war; Bild Bundesregierung Kugler

Es sind Schlagzeilen und Meldungen wie diese, die belegen wie vergiftet, brisant und vielleicht auch hochgefährliche Seiten der Konflikt zwischen Moskau, Berlin, Paris und Washington inzwischen entwickelt hat.

Im Vorfeld des G7-Gipfels auf Schloss Elmau in Bayern bezeichneten westliche Beobachter den Konflikt zwischen Moskau und zum Beispiel der EU als mittlerweile tief systemisch, der Ton eisig wie nie. Allein die deutsche Wirtschaft bedauerte, dass Wladimir Putin nicht eingeladen wurde. Altkanzler Helmut Schmidt warnte gar den Westen davor, „Öl ins Feuer zu gießen“.
Nach Ansicht von Arkady Moshes, Leiter der Russland-Studien am Finnish Institute of International Affairs, ist der Konflikt zwischen Moskau und der EU seit einem Jahr über die Ukraine-Krise hinausgegangen und hat mittlerweile einen tief systemischen Charakter. Die russische Tageszeitung „Kommersant“ zitierte Moshes mit den Worten: „Es gibt immer mehr Hinweise auf diesen Konflikt. Der russische Energiekonzern Gazprom hat beispielsweise nur noch anderthalb Monate, um den EU-Vorwurf des Verstoßes gegen das Kartellgesetz zu beantworten.

Gefährlicher als im Kalten Krieg
„Die jetzige Situation ist längst gefährlicher als die im Kalten Krieg“, befand Matthias Platzeck, heute Vorstandsvorsitzender des Deutsch-Russischen Forums während er Anfang vergangener Woche an der deutsch-russischen Städtepartnerkonferenz in Karlsruhe teilnahm. Platzeck war von 2002 bis vor etwa zwei Jahren Ministerpräsident von Brandenburg.
Es sei jetzt angesagt, so Platzeck weiter, mit aller Kraft, dagegen zu steuern und den Versuch zu machen, dass uns nicht Dinge zerbrechen, die mühsam in 25 Jahren aufgebaut wurden. Dazu gehörte auch der Energieverbund zwischen Deutschland und der damaligen Sowjetunion der in den Siebzigern und Anfang der Achtziger Jahre mit dem sprichwörtlichen Gas-Röhrengeschäft bereits seinen Anfang nahm.

Was gab es doch mal für potisive Perspektiven
So kann es und so darf es nicht weiter gehen. Was waren das doch mal für positive Aussichten in den deutsch-russischen Beziehungen.

Schon 1983 träumten die Russen von Energie-Großprojekten mit dem Westen. Und Bundeskanzler Helmut Kohl machte sie, obwohl es Washington gar nicht gefiel.
Der Autor erinnert sich noch an sein Interview im Kreml das er dort mit dem sowjetischen Wirtschaftsminister Leonid Kostandow auf Einladung Moskaus machte. Kostandow wies im Gespräch darauf hin, wie viel vorteilhafter es doch sei, Autos mit Gas anzutreiben. In Westeuropa sei diese Möglichkeit noch nicht richtig erkannt worden, konstatierte, aber „wir“, warf er sich in die Brust „stellen bereits Autos auf Gasantrieb um. Wir wollen eine Million Autos auf Gasantrieb umstellen,“ verkündete er überzeugt weiter.
Und dann kam es: Auf diese Weise könne das Land Benzin und Dieselöl einsparen. „Wir exportieren Brenn- und Treibstoffe und importieren Ausrüstungen . Ist das gegenseitig nicht vorteilhaft?“, fragte er insistierend. „Und worin besteht das Problem?“ fragte der Autor ihn.

Die USA schüchtern ihre Partner ein
„Darin, dass die Amerikaner ihre Partner einschüchtern: Treibt keinen Handel mit den Russen, kauft nicht ihr Gas, sie können jederzeit den Hahn zudrehen. Übrigens sehen in uns bundesdeutsche Firmen zuverlässige Partner, die ihr Wort nie gebrochen haben,“ betonte Kostandow mit ernster Miene.

Ich machte im Juli 1983 ein Interview im kreml mit dem sowjetischen Wirtschaftsminister Leonid Kostandow
Im Juli 1983 machte der Autor ein Interview im Kreml mit dem sowjetischen Wirtschaftsminister Leonid Kostandow

( klicken Sie auf den nebenstehenden Ausschnitt und lesen sie den heute vor allem interessanten Ausschnitt aus dem Interview )
Aber es ging nicht nur um den russischen Gasexport durch Röhren der deutschen Mannesmann-Werke der Deutschland und die damalige Sowjetunion verbinden sollte. Auch vom Ost-West-Stromverbund versprachen sich die Sowjets zu der Zeit ein gegenseitiges Milliardengeschäft. ( Klicken Sie doch ebenfalls auf nebenstehenden Ausschnitt)
Es wird höchste Zeit, dass sich alle Seiten an diese Ausgangspunkte erinnern und sich an den Aussagen von Kostandow orientieren und messen lassen. Ja, und dann wieder dort anknüpfen, wo die Zusammenarbeit vor der Ukraine-Krise stehen geblieben ist.

Autor: Dieter Kassing