02.04.15 Bild Stadtwerke Rhede, Bild Stw. RhedeZweiter Teil des Berichts:

Stadtwerke mit neuem Geschäftsmodell

Die Stadtwerke in Deutschland bereiten sich auf starke Veränderungen ihrer Geschäftsmodelle in den kommenden Jahren vor.

Dabei rückt der Kunde noch stärker in den Fokus. Wir hatten gestern im ersten Teil unseres Berichts: Stadtwerke mit neuem Geschäftsmodell, über die Kernaussagen der Stadtwerke-Studie 2015 berichtet die von der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young) und des Bundesverbandes der Energie- und

Hildegard Müller  Hauptgeschäftsführerin (BDEW) :  Konsequente Reform des Emissionshandels ...
Hildegard Müller Hauptgeschäftsführerin (BDEW) : Gemeinsame Studie mit Ernst & Young

Wasserwirtschaft (BDEW) mit dem Titel “Gewohnte Wege verlassen – Innovation in der Energiewirt-schaft”erstellt wurde. Heute, im zweiten Teil berichten wir darüber, dass die Innovationskulturen in den Stadtwerken gestärkt werden sollten.

Daran beteiligt waren 100 deutsche Versorgungsunternehmen aller Größenordnungen. Befragt wurden deren Vorstände und Geschäftsführer.

Hier bringen wir nun, wie am Ende des Berichts geschrieben den zweiten, Teil zu den Ergebnissen Studie.

Innovationskultur im Unternehmen stärken
„Zentral für die Entwicklung neuer Geschäftsfelder“, heißt es im Bericht der beiden Veranstalter der Studie, „ist die weitere Stärkung der Innovationskultur in den Unternehmen.“ Zwar gäben 60 Prozent der Befragten an, dass das Topmanagement Innovationen unterstütze – eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr, in dem erst 48 Prozent der Vorstände und Geschäftsführer diese Unterstützung branchenweit sahen. Doch die Existenz einer Innovationskultur könne nur jeder Dritte beobachten, und nur 30 Prozent würden eine ausgeprägte Innovationsstrategie in der gesamten Branche erkennen.

Edelmann
Helmut Edelmann, Direktor Utilities bei EY und Autor der Studie

Führungsspitzen bleibt kaum Zeit

„Die Beschreibung der Strukturen innerhalb des eigenen Unternehmens ergibt ein ähnliches Bild“, heißt es in dem Bericht weiter.

Mehr als die Hälfte der befragten Stadtwerke hätten keinen eigenen für Innovationen verantwortlichen Bereich. Bei gut einem Viertel läge die Zuständigkeit zwar direkt bei der Unternehmensleitung, fraglich sei aber, wie viel Kapazität den Führungsspitzen bleibe, um diese Aufgabe mit der notwendigen Intensität wahrnehmen zu können. „61 Prozent der Stadtwerke und EVU verfügen über keine spezifischen Methoden zum Innovationsmanagement“, ist ein Ergebnis der Befragungen.

Nach wie vor dominieren nach Meinung der befragten Manager operative und eher kurzfristige Themen die Agenden in den nächsten zwei bis drei Jahren. Ganz oben stehen die Optimierung der Geschäftsprozesse, Absatz, Marketing und Kundenbetreuung sowie die Umsetzung IT-gestützter Prozesse. Etwas weiter unten stehen danach Themen, die sich unmittelbar aus der Umsetzung der Energiewende ergeben, darunter der Ausbau der erneuerbaren Energien sowie die Steigerung der Energieeffizienz. Zudem messen nur 37 Prozent der Befragten dem intelligenten Netz (“Smart Metering/Smart Grids/Netzintegration”) eine hohe bis hohe starke Bedeutung zu.

Wenig wirtschaftliche Erfolgserwartungen an Smart Grids und Smart Metering

Das dürfte an den geringen wirtschaftlichen Erfolgserwartungen liegen: Nur jedes vierte Unternehmen stuft den intelligenten Netzausbau als erfolgversprechendes Geschäftsfeld der Zukunft ein, ist ein weiteres Ergebnis der Befragungen.

Auch dem Smart Metering, der intelligenten Verbrauchserfassung, attestieren nur 24 Prozent Erfolgsaussichten. Ähnlich sind übrigens auch die Erwartungen an das aktuelle Thema Elektromobilität. Jedes zweite Unternehmen ist in diesem Bereich aktiv, doch nur jedes sechste rechnet sich nennenswerte Erfolge in diesem Geschäftsfeld aus. Einigkeit herrscht jedoch darüber, dass digitale Technologien in den kommenden fünf Jahren signifikant an Bedeutung für die Geschäftsmodelle der Versorger gewinnen werden.

Kreativität und Fokussierung gefragt

Helmut Edelmann, Direktor bei Utilities bei EY und Autor der Studie, hält zum Abschluss fest:

“Jetzt sind Kreativität und Fokussierung gefragt. Die Stadtwerke sollten sich auf wenige Bereiche konzentrieren, weil sie sonst Gefahr laufen, vieles zu machen, aber nichts davon richtig. Nur eine Strategie erscheint wenig erfolgversprechend: abwarten und an den alten Strukturen festhalten. Die Innovationskultur muss in den Stadtwerken fest etabliert und vom Topmanagement bis zu jedem einzelnen Mitarbeiter gelebt werden.”