RWE-Vorstandschef Peter Terium: Uns bläst der Wind ins Gesicht, Karik. U&E
RWE-Vorstandschef Peter Terium: Uns bläst der Wind ins Gesicht, Karik. U&E

Hinter RWE-Chef Peter Terium liegen turbulente Wochen. Terium gestand: „Uns bläst der Wind ins Gesicht.“

Wohl wahr: Dem Energieunternehmen fehlen laut entsprechender Untersuchungen im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums im Extremfall 30 Milliarden Euro Rückstellungen, um die Kosten für ihre atomaren Altlasten, den Rückbau von Atomkraftwerken und die Entsorgung atomaren „Abfalls“ , zu schultern. Die Aktienkurse brachen nach Bekanntgabe der Zahlen zeitweise zweistellig ein. Hoffnungen ein arabischer Investor könnte für Kapitalzufuhr sorgen und damit zur Stärkung der Aktienkurse beitragen, haben sich zerschlagen. Der Investor ist inzwischen abgesprungen.

Bei Aktien: Keine Gegenbewegung zu erwarten
Börsenexperten berichten etliche verzweifelte Anleger rechneten immer noch damit, dass bei den arg gebeutelten Aktienkursen von RWE und auch bei seinem ebenso betroffenen Konkurrenten Eon bald doch noch eine Gegenbewegung einsetzt.

Analysten-Experten wie Dr. Dirk Becker, von Kepler Cheuvreux,sehen das jedoch anders. Die deutschen Versorger stehen seiner Ansicht nach wegen der niedrigen Strompreise und der deutschen Gesetzgebung zum Ausstieg aus der Atomenergie zu massiv unter Druck. Becker warnte: Niemand solle sich einreden lassen, dass die Aktienkurse der beiden Energieversorger bereits den Tiefpunkt erreicht hätten. Er hat seine Einschätzung für die E.on- und RWE-Papiere auf “Reduce” belassen. Die RWE-Aktie hat seit Jahresbeginn rund 60prozent an Wert verloren.

Terium: Der Zug fährt in die richtige Richtung
Der Vorstandschef von RWE sieht die Dinge dagegen selbstverständlich etwas anders. „Der Zug fährt in die richtige Richtung. Wir müssen nur sehen, dass die politischen Risiken das Ganze nicht überschatten“, erklärte Terium Mitte vergangenen Woche in Düsseldorf.

Zugleich betonte der Vorstandschef die Untersuchungen des Bundeswirtschaftsministeriums zu den notwendigen Rückstellungsmilliarden für atomare Altlasten seien übertrieben.
Terium will nun RWE mit eigener Kraft in die Zukunft steuern. Der Konzern werde neue Geschäfte erschließen. 28.09.15 Titelbild BER zu RWE

Zum Beispiel bei der dezentralen Energieversorgung. Hier hatte der Konzern schon Mitte der Achtziger den richtigen Ansatz gefunden. Der geprintete Vorläufer von Umwelt-Energie-Report hatte im September 1986 getitelt: RWE – Solarkonzept: Ein Riese wirft Schatten. „Nach Tschernobyl gibt sich Deutschlands größter Stromversorger ungewohnt alternativ“, hatten wir seinerzeit geschrieben. Und weiter: Die Rheinisch-Westfälische-Elektrizitätswerke AG (RWE) plant ein Solarkraftwerk Mit einem Megawatt Leistung soll es das größte Europas werden.“ Doch „weil Solarstrom gegenwärtig nicht wirtschaftlich erzeugt werden kann, soll der Staat zur Kasse gebeten werden.“ Sechzig Prozent der Gesamtkosten des Projektes sollte damals Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber auf den Tisch legen.

RWE: Verzweifelte Suche nach Milliarden und einer gesicherten Zukunft mit wärmenden Sonnenstrahlen ...
RWE: Verzweifelte Suche nach Milliarden und einer gesicherten Zukunft mit wärmenden Sonnenstrahlen …;Graf. U&E

Der forschungspolitische Sprecher der CDU/CSU Bundestags-fraktion, Christian Lenzer, urteilte; „ Für das RWE ein Armutszeugnis.“ Lenzer auf die Frage von Bonner-Energie-Report welchen Förderumfang er sich denn vorstellen könne, antwortete: „ Ich könnte mir eine Summe von 20 oder 30 Prozent vorstellen. Quasi als symbolischer Akt, der zeigt, dass der Staat voll hinter dem Projekt steht.“
Nachdem der Essener Energie-Konzern sich sehr lange Zeit am Atom-Strom „gewärmt“ hat, suchen Vorstand und Aufsichtsrat von RWE nun intensiv nach Möglichkeiten etwas von den warmen Sonnenstrahlen abzubekommen.