19.04.16 Logo GazpromDer russische Energiekonzern Gazprom hat die Preisformel seiner langfristigen europäischen Verträge, nach denen der Preis an den der Ölprodukte gebunden ist, geändert und geht zu einer Preisbildung über, die sich an den Gas-Spotpreisen in Europa orientiert, zitiert die von Moskau gesteuerte  Nachrichten-Agentur Spunik-news einen Bericht der Zeitung Kommersant (* s. unten).

Gazprom traf sich danach zuletzt mit zwei am Nord-Stream-2-Projekt beteiligten Unternehmen – der deutschen E.On sowie der französischen Engie. Dabei einigten sie sich auf die Einstellung der Arbitrageverhandlungen zu den Gasverträgen. Im Unterschied zu früheren Streitfällen, in denen Gazprom seinen Kunden oft Entschädigungen zahlen musste, muss im aktuellen Fall E.On retroaktive Zahlungen in Höhe von 800 Millionen Euro an Gazprom tätigen.

Beide Unternehmen hätten so berichtet Sputnik,  dann Ende März die Revision der langfristigen vertraglichen Preisbedingung bekannt. Die 2014 beim Schiedsgericht vorgebrachten gegenseitigen Klagen wurden daraufhin zurückgezogen.

Auch ein Kredit kannTeheran nicht von seiner Linie abbringen ...
Auch ein Kredit kannTeheran nicht von seiner Linie abbringen …

Die E.On-Zahlung

… decke laut Kommersant den Zeitraum zwischen 2013 und 2015 ab. Sie beruht auf Gas-Spotpreisen, nach denen das deutsche Unternehmen seit  2012 einen Teil des Gasvolumens bei Gazprom einkaufen durfte.

Diese hätten jedoch zeitweise höher gelegen als der im Vertrag fixierte Preis mit Ölpreisbindung.
Mit der französischen Engie habe Gazprom in der letzten Woche einen ähnlichen Streitfall regeln können. Laut Kommersant seien hier jedoch keine retroaktiven Zahlungen erforderlich.

In beiden Fällen seien die neuen Vereinbarungen für die nächsten drei Jahre getroffen worden.

Bisher galt die Ölpreisbindung

Bisher besaß der Gaspreis in allen langfristigen Verträgen auf dem europäischen Markt eine Ölpreisbindung, berichtet Sputnik.  Nach der Krise 2009 ließ die Gasnachfrage in Europa nach und entsprach nicht mehr dem vertraglich festgelegten Liefervolumen.

Auf Bestehen der EU-Regulatoren wuchs dabei der Umfang des Spot-Gashandels beträchtlich an. Die europäischen Gazprom-Kunden wurden dadurch genötigt, das Gas zum vertraglichen Preis mit Ölpreisbindung zu kaufen, konnten es aber nur zu niedrigeren Spotpreisen verkaufen. Sie mussten Einbußen hinnehmen und verlangten deshalb von dem russischen Lieferanten Preisnachlass und einen Übergang zur Bindung an die Spotpreise.

Wie die Zeitung weiter anmerkt, hat dieser Übergang der E.On offenbar erneut Verluste beschert.

Gazprom: Erdgasexporte nach Europa gestiegen

Wie der onlinedienst der Zeitschrift Der Aktionär gestern berichtete meldete Gazprom, dass die Erdgasexporte in die Länder der Europäischen Union im ersten Quartal im Jahresvergleich um stattliche 22,6 Prozent gestiegen seien.

Während sich etwa die Zuwachsraten beim Gasabsatz nach Deutschland und Italien mit 21,3 beziehungsweise 16,0 Prozent leicht unterdurchschnittlich entwickelten, legte danach vor allem der Export nach Polen (35,7 Prozent), Frankreich (50,2 Prozent) sowie vor allem in das Vereinigte Königreich (162 Prozent) und die Niederlande (115 Prozent) sehr stark zu.
*Im September 2006 wurde bekannt, schreibt wikipedia, dass der Kommersant-Verlag von  Alischer Usmanow erworben wurde, Unternehmer in der Metallbranche und Manager einer Tochterfirma des  Gasgiganten Konzerns  Gazprom.  Gerüchte, hinter dem Kauf stehe die Regierung, wies Usmanow zurück.