Wo Starkregen, Stürme und Gewitter auf Ortschaften treffen, verursachen sie immer wieder erhebliche Schäden: Allein die schweren Unwetter Ende Mai und Anfang Juni verursachten versicherte Schäden von rund 1,2 Milliarden Euro (Quelle Gesamtverband der 31.07.16 Karikatur StarkregenDeutschen Versicherungswirtschaft, GDV), berichtet der Verband der Kommunaler Unternehmen (VKU) und hatte deshalb am Freitag 29.Juli im Berliner VKU- Forum zahlreiche Medien, auch Umwelt – und Energie-Report, zum Gespräch geladen, um dem  Thema zu einer großen Öffentlichkeit zu verhelfen.

 

Diskussions-Themen:

Wie gehen kommunale Abwasserbetriebe mit Starkregenereignissen um? Welcher Schutz vor den Auswirkungen solcher Ereignisse ist möglich und was ist dafür notwendig?

 Zum Beispiel: Als am 29. Mai 2016 das Sturmtief Elvira auf Baden-Württemberg und Bayern trifft, werden ganze Landstriche in Mitleidenschaft gezogen. Die Anzahl der Starkregenereignisse hat laut einer Untersuchung des Deutschen Wetterdienstes im Verlauf des letzten Jahrhunderts kontinuierlich zugenommen und sich dabei zunehmend verstärkt, warnte der VKU bereits vor der Veranstaltung und zog damit eine große Anzahl Medien zum Diskussionsforum an.

 Zum Thema passte,

dass  zwei Tage zuvor, am Mittwoch, ein so heftiger Wolkenguss auf Teile der Hauptstadt niedergegangen war, dass U-Bahnhöfe, Tunnel und Straßen

Alexanderplatz Berlin im Regen
Alexanderplatz Berlin im Regen

überschwemmt und Autos von den Wassermassen übereinander geschoben worden waren. Ein Sprecher der Berliner Wasserbetriebe war sich sicher, dass nur alle 50 Jahre ein derart starkes Unwetter eintritt.

Starkregenereignisse treten, wenn sie herunterprasseln, lokal mit großer Heftigkeit auf. Dass sie herunterkommen, ist  nicht immer  genau vorherzusagen. Aber eines steht inzwischen fest: Aufgrund des Klimawandels werden sie häufiger. Laut einer Untersuchung des Deutschen Wetterdienstes hat sich die Anzahl der Starkregen im Verlauf des vergangenen Jahrhunderts kontinuierlich erhöht.

25.03.16 Pfeil für TextRegenwasser-Schutzmaßnahmen sind teuer

Für den Abfluss des Wassers sind zunächst mal und in der Regel heißt es, eine vage Aussage,  kommunale Unternehmen zuständig. Denn inwieweit die Bürger selbst Vorsorg zu trfeffen haben, muss im Einzelnen noch festgelegt werden.

Fest steht aber auch so VKU-Hauptgeschäftsführerin Katherina Reiche.: „…ein Unternehmen wird die Herausforderungen alleine nicht lösen können.“ Die Planung der Kanalanlagen, Wasserspeicher und Rückhaltebecken orientiere sich an den Durchschnittswerten für Regenfälle, nicht an den äußerst seltenen Ausnahmezuständen. „Wir müssen eine Balance finden, um die Bürgerinnen und Bürger

VKU-Hautgeschäftsführerin Katherina Reiche: Ein Unternehmen wird die Herausforderungen alleine nicht schaffen können ...
VKU-Hautgeschäftsführerin Katherina Reiche: Ein Unternehmen wird die Herausforderungen alleine nicht schaffen können …

nicht über Gebühr zu belasten“, begründet Reiche das. Und nennt ein Kostenbeispiel: Für den Neubau eines einzigen Kanal-Meters müssten die Abwasserbetriebe 1500 Euro investieren. Schon jetzt erstreckten sich die Kanalanlagen in Deutschland über 600.000 Kilometer. Der Schutz vor Überschwemmungen nach besonders starken Regenfällen sollte aus Sicht der Gemeinden verbessert werden, forderte Reiche und stellte zugleich fest:  In vielen Orten mangele es noch an der Risikovorsorge. Die jüngsten Fälle hätten gezeigt, dass nicht nur Städte mit ihren versiegelten Flächen, sondern auch ländliche Gebiete von Überflutungen betroffen seien.

Abseits von Hochwasserzonen …

müssten mehr natürliche Überflutungsflächen geschaffen werden, verlangte Reiche. In Neubaugebieten müsse es ausreichend Grünflächen geben. Gefahren- und Risikokarten für jede Gemeinde könnten zeigen, wo sich Wasser bei Starkregen sammelt. Und: Die Bundesregierung sollte Schutzprojekte fördern.

Reiche plädiert deshalb für eine „Gesamtbetrachtung“ und fordert ein Maßnahmenbündel:

  • Benötigt würden mehr natürliche Überflutungsflächen (im Fachsprech: Retentionsflächen).
  • Das Programm „Anpassung an den Klimawandel“ der Bundesregierung sei gut und richtig, könne aber noch ausgeweitet werden.
  • Hilfreich seien Gefahren- und Risikokarten, die besonders zu schützende Gebiete ausweisen und gezieltere Risikovorsorge ermöglichen.
  • Der Fokus der Debatte müsse geweitet werden: Neben den kommunalen Wasserbetrieben sollen auch die Hoch- und Tiefbauämter, Grünflächenämter und Feuerwehren stärker in die „Gemeinschaftsaufgabe“ Starkregenvorsorge einbezogen werden, fordert der VKU.

Auch Bürger sollen Beitrag zum Schutz vor Starkregen leisten

Auch die Bürger können ihren Beitrag leisten, betont der Vorstand der Kölner Stadtentwässerungsbetriebe Otto Schaaf. Er fordert mehr Aufklärung und Sensibilisierung.

Das Kölner Unternehmen macht zum Beispiel Hauseigentümer mit Broschüren   auf die Gefahren aufmerksam und informiert über Maßnahmen, mit denen Häuser vor den Fluten geschützt werden können. Manchmal sind es auch nur Kleinigkeiten, die den

Otto Schaaf:   Bild Bettina Fürst-Fastré
Otto Schaaf: Gullis setzen sich schnell mit Ästen und Blättern zu …; Bild Bettina Fürst-Fastré

Unterschied machen. „Gullis setzen sich schnell zu mit Ästen und Blättern“, sagt Schaaf. Da sei es hilfreich, wenn Bürger auch einfach mal zum Besen greifen, um den Abfluss in die Kanalisation wieder frei zu machen. Doch selbst wenn alle Beteiligten ihr Bestes geben: Einen 100-prozentigen Schutz gegen Starkregen-Fluten wird es nicht geben können, meint der Kölner Stadtentwässerer.

Zum Problem wird der Klimawandel

deshalb auch für die Versicherer. Mehrere Unwetter, die allein vom 27. Mai bis zum 9. Juni dieses Jahres in Deutschland wüteten, verursachten Versicherungsschäden von rund 1,2 Mrd Euro. Der Hauptgrund waren massive Regenfälle.