Ist das der deutsche Atom-Ausstieg? – Urananreicherung für die Bombe in Gronau
Im Rahmen der bundesweiten Ostermärsche der Friedensbewegung finden Karfreitag (14. April) auch Protestaktionen an den NRW-Standorten des Urankonzerns Urenco in Gronau und Jülich statt. Am Gronauer Bahnhof startet um 13 Uhr ein Ostermarsch zur bundesweit einzigen Urananreiche-rungsanlage und in Jülich findet um 14 Uhr am Tor der ETC/Urenco (am Forschungszentrum Jülich) eine Ostermarsch-Mahnwache statt, haben die Veranstalter bekannt gegeben.
Veranstalter der Aktionen sind in Gronau das Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen, in Jülich das Aktionsbündnis Stop Westcastor. Beide Veranstaltungen würden von regionalen und überörtlichen Organisationen unterstützt, heißt es in einer Mitteilung dazu.
Die Veranstalter der Märsche erklären weiter in der Gronauer Urananreicherungsanlage werde Natururan für den späteren Einsatz in Atomkraftwerken vorbereitet (angereichert). Der Urenco-Konzern, an dem u. a. die Energieunternehmen RWE und E.ON beteiligt sind, hat für die Anlage in Gronau eine unbefristete Betriebsgenehmigung.
Mit Uran aus Gronau werden Atomkraftwerke in der Bundesrepublik, aber auch in Belgien, Frankreich und anderswo betrieben. Die Urananreicherung in Gronau erfolgt mit dem Zentrifugenverfahren, das grundsätzlich auch zur Produktion von Uran für Atomwaffen geeignet ist. Auch das iranische und pakistanische Atomprogramm basiert auf dieser Zentrifugentechnik. In Jülich ist die Enrichment Technology Company (ETC) ansässig, ein Tochterunternehmen des Urenco-Konzerns und des französischen Atomkonzerns Areva. Die ETC erforscht und entwickelt Zentrifugen für Urananreicherungsanlagen und baut sie auch. In der Vergangenheit hatte sie auch einen Produktionssitz neben der Urananreicherungsanlage in Gronau, der aber bereits vor einigen Jahren geschlossen wurde.
In den Aufrufen zur Teilnahme an den Osteraktionen in Gronau und Jülich heißt es: „Die in Jülich erforschte und in Gronau angewandte Zentrifugentechnologie für die Urananreicherung ist eine massive Bedrohung für den Frieden. In der Urenco-Anlage in Almelo (NL) entwendete der pakistanische Wissenschaftler Dr. Khan in den 1970erJahren Baupläne und verhalf so Pakistan zur Atombombe. Von dort gelangten die Pläne auch an den Iran und Nordkorea.“
So weit die Veranstalter.
Umwelt- und Energie-Report war in den Achtzigern mit seiner Berichtserstattung über den größten deutschen Atomskandal plötzlich mitten darin verwickelt. Unser Verlag hatte bei einem Interview mit dem damaligen hessischen Reaktorsicherheitsminister Karl Heinz Weimar mitgeteilt wir verfügten über Hinweise wonach deutsche Atom-Unternehmen Plutonium nach Pakistan und Libyen geliefert hätten. In dem Abschlussband des damaligen Untersuchungsausschusses des deutschen Bundestages zu dem Skandal, der weltweit für Aufsehen gesorgt hatte, ist festgehalten: Bis auf die Bombe selbst haben deutsche Unternehmen Pakistan alles zum Atom- Bombenbau geliefert.
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