Saúl Luciano Lliuya wird der Kasseler Bürgerpreis „Das Glas der Vernunft“ verliehen.(Hintergrund s. unten) Der peruanische Bergführer und Kleinbauer Saúl Luciano Lliuya, der derzeit vor dem OLG Hamm gegen den Energiekonzern RWE wegen Klimarisiken klagt, wird den Preis persönlich entgegennehmen.

Er schreibt bereits jetzt Geschichte: der peruanische Bauer der RWE verklagt hat ...
Er schreibt bereits jetzt Geschichte: Der peruanische Bauer der RWE verklagt hat …

Die  Entscheidung haben gestern, Dienstag 29. Mai, Vorstand und Kuratorium der Gesellschaft der Freunde und Förderer dieses Preises bekannt gegeben. Die 28. Verleihung der renommierten Auszeichnung findet am 23. September (Sonntag) in Kassel statt.

Unter den bisherigen Preisträgern finden sich Persönlichkeiten wie Hans-Dietrich Genscher (1991), Joachim Gauck (2009), Vandana Shiva (2012), Jürgen Habermas (2013) oder Edward Snowden (2016) sowie Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen (2017).

Luciano Lliuya freute sich in einer ersten Reaktion sehr über diese Auszeichnung: “Der Preis ist eine große Überraschung. Meine Familie und ich sind sehr glücklich über diese Anerkennung unserer bisherigen Bemühungen. Dies zeigt, dass unser Engagement als richtig und notwendig wahrgenommen und geschätzt wird.”

Saúl Luciano Lliuya lebt in Huaraz in den Anden und ist dort gemeinsam mit Tausenden weiteren Bewohnern dem Risiko ausgesetzt, von einer riesigen Flutwelle getroffen zu werden. (Wir haben immer wieder berichtet, s. unten) Der Grund liegt in einem durch die beschleunigte Gletscherschmelze stark wachsenden See oberhalb der Stadt. In einem Zivilprozess fordert er von RWE, einem der Hauptmitverursacher des Klimawandels, so Germanwatch in einer Mitteilung, eine finanzielle Beteiligung an Schutzmaßnahmen am Rand des Sees. RWE soll sich entsprechend seines Anteils am menschgemachten Klimawandel – rund 0,5 Prozent – an den Kosten beteiligen. Das

Investoren weltweit schauen auf das Verfahren ...;Klaus Milke, Vorsitzender Germanwatch
Betroffene und Investoren weltweit schauen auf das Verfahren …;Klaus Milke, Vorsitzender Germanwatch

Oberlandesgericht Hamm hat Ende vergangenen Jahres entschieden, dass diese Auffassung rechtlich schlüssig sei und es daher nun in die Beweisaufnahme gehen wird. Derzeit wählt das Gericht auf Grundlage von Vorschlägen der am Verfahren beteiligten Parteien geeignete Sachverständige aus. Allerdings macht dies ganz offensichtlich Probleme und RWE verzögert das weitere Prozedere.

Klaus Milke, Vorsitzender der Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch, die Saúl Luciano Lliuyas Anliegen in diesem Präzedenzfall unterstützt ist sich sicher : „Seit dem bahnbrechenden Zwischenentscheid des Oberlandesgerichts Hamm im November 2017 schauen Betroffene des Klimawandels und Investoren weltweit auf dieses Verfahren. Gleichwohl kann es noch ein bis zwei Jahre dauern, bis tatsächlich ein Urteil fällt.“

Germanwatch will der Familie Luciano Lliuya weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen, die Stiftung Zukunftsfähigkeit hat sich verpflichtet, für die Anwalts-, Gerichts- und Gutachtenkosten aufzukommen und ruft  zu Spenden auf.

Der Bürgerpreis „Das Glas der Vernunft“ wurde 1990 von Kasseler Bürgerinnen und Bürgern als eine Auszeichnung gestiftet, mit der Personen oder Institutionen geehrt werden, die sich in besonderer Weise um die Maximen der Aufklärung verdient gemacht haben. Der Preis besteht aus einer von Karl Oskar Blase entworfenen Skulptur und einem Geldpreis in Höhe von 10.000 Euro.