Trotz Drucks aus den USA will die deutsche Industrie an dem Pipeline-Projekt Nord Stream 2 festhalten, wie der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) Dieter Kempf gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ)offenbarte. Diese Nachricht, Teil eines umfassenden Interviews der SZ mit Kempf, das  am Montag, 24. September in der SZ erschien, wurde dann auch sogleich von der von Moskau gesteuerten Nachrichten-Agentur Sputnik-news  wiedergegeben.

Die deutsche Industrie will sich, so Kempf im SZ-Interview,  nicht dem Druck aus den USA beugen, auf die Gaspipeline Nord Stream 2 zu verzichten und stattdessen amerikanisches Flüssiggas zu kaufen.

Gas können wir auch durch Pipelines bekommen ...!, Dieter Kempf. BDI-Präsident
Gas können wir auch durch Pipelines bekommen …!, Dieter Kempf. BDI-Präsident

„Gas können wir auch durch Pipelines bekommen. Wir haben eine. Und wegen der Versorgungssicherheit plädiert die Wirtschaft für eine zweite Leitung“, sagte Kempf und bezog sich dabei auf  den geplanten Bau von Nord-Stream 2. Sputnik berichtete auch über Kempfs-Kritik an den USA: „Ich habe ein großes Problem, wenn sich ein dritter Staat in unsere Energieversorgung einmischt.“

Laut Kempf  kann amerikanisches Gas in Deutschlang überhaupt nicht wettbewerbsfähig sein. „Dass der Preis der Erzeugung niedrig ist, heißt gar nichts. Das Gas muss ja auch über den Atlantik kommen“, argumentierte er. Von selber fliege das ja über den Atlantik nicht. Für den Transport müsse es flüssig gemacht und dann wieder  in gasförmigen Zustand gebracht  werden. Kempf liegt mit seiner Kritik nicht verkehrt, sie ist auch ökonomisch begründet. Auch deshalb irritiert es ja besonders, wenn Polen erklärt bis 2022 überhaupt kein russisches Erdgas mehr zu importieren und nur noch Flüssiggas vor allem aus den USA einzukaufen. Das soll dann über ein von der EU finanziertes Flüssiggas-Terminal im polnischen Swinoujscie geschehen. Darüber wird bereits jetzt amerikanisches Fracking-Gas ins europäische Netz eingespeist.

Gegen das Nord-Stream 2 -Projekt machen mehrere Länder Front. Dazu gehört unter anderem die Ukraine, die um ihre Einnahmen aus dem Transit russischen Gases nach Europa  bangt. Die russische Seite hatte wiederholt erklärt, dass es sich um ein rein wirtschaftliches Projekt handle und  nicht unbedingt einen Stopp des Gastransits durch die Ukraine bedeute.

Dennoch: Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hatte zwei Tage vor dem SZ-Interview mit

Die Kritiker der geplanten russischen Gaspipeline Nord-Stream 2; Petro Poroschenko und Andrezj Duda (rechts): Wir sind froh, dass wir von den USA Gas bekommen ...
 Kritiker der geplanten russischen Gaspipeline Nord-Stream 2; Petro Poroschenko und Andrezj Duda (rechts): Wir sind froh, dass wir von den USA Gas bekommen …

Kempf  in einem Interview für die Zeitung die „Rheinische Post“ den Bau der Gaspipeline Nord Stream 2 als sinnlos bezeichnet.

Laut Poroschenko sprechen die Fakten gegen dieses Projekt. Diese Pipeline mache ökonomisch keinen Sinn. Es sei ein Versuch Russlands, die Ukraine zu schwächen, die bisher im Jahr rund drei Milliarden Dollar Transitgebühren einnehme, erklärte  der ukrainische Präsident.

Mit dieser Pipeline wolle sich Russland ein geopolitisches Druckmittel auf Westeuropa verschaffen. Und er fügte hinzu die Ukraine verfüge über mehr als ausreichende Transportkapazitäten, um russisches Gas nach Westeuropa zu leiten, deshalb: Nord-Stream 2 brauche es nicht. Poroschenko sagte im Gespräch mit der Rheinischen Post“ allerdings nichts über den Zustand der ukrainischen Gaspipelines.  Das Land hat sie ziemlich verlottern lassen und die Gastransit-Einnahmen in andere Bereiche des Staatshaushalts fließen lassen.

So ist schnell verständlich, dass Poroschenko deutsche Energiekonzerne über das Interview einlud, in die ukrainische Gaswirtschaft zu investieren. „Wenn sie möchten, können sie auch  gerne das Management kontrollieren, sollte es da irgendwelche Zweifel geben.“