In aller Öffentlichkeit: Backpfeife für die eigene Verkehrsgesellschaft
Etwas das es wohl so nicht alle Tage gibt, passiert zur Zeit in Bonn. Die Stadt ist, neben Essen, Herrenberg, Mannheim und Reutlingen, eine dieser fünf Lead Cities für saubere Luft, die vom Bund im Februar 2018 auserkoren wurden Wege aufzuzeigen, wie angesichts stärkerer Luftverschmutzung Diesel-Fahrverbote vermieden werden können. Nun sorgen Ticketerhöhungen und Bahnausfälle nicht nur bei den Kunden für große Empörung.
Die „Lead Cities“ erhalten dafür vom Bund insgesamt rund 130 Mio Euro um unter anderem auch mit speziellen Ticketangeboten zu testen wie man Menschen, die noch nie oder selten mit dem ÖPNV gefahren sind, mit verbesserten Angeboten bewegen kann, statt des privaten PKWs den ÖPNV zu benutzen. Dass die Stadt Bonn in diesem Jahr mehrfach die Ticketpreise insgesamt um mehr als fünf Prozent erhöht hat, und damit die Bahnfahrer empört, ist die eine Seite, andererseits erregt eine andere Begebenheit in dem Zusammenhang ÖPNV öffentliches Aufsehen.
Den Stadtwerken Bonn-Verkehr (SWBV) wird vom Bonner Oberbürgermeister Ashok Sridharan und dem Landrat des verbundenen Rhein-Sieg-Kreises Sebastian, Schuster, nicht am Konferenztisch, nein, öffentlich die „rote Karte“ gezeigt.
Denn: Die Stadtbahnlinie 66 ist das Herzstück der Verbindung von Bonn in die Städte Bad Honnef, Königswinter, Sankt Augustin und Siegburg. Knapp 60.000 Menschen sind auf der Linie 66 täglich unterwegs, seien es Pendler und Schüler, Umsteiger von anderen Linien oder Kunden, die zum ICE-Bahnhof nach Siegburg/Bonn müssen.
Schon länger inzwischen aber immer häufiger kommt es auf der Stadtbahnlinie zu Verspätungen und
Ausfällen. Ein Kreispolitiker drohte den Stadtwerken Bonn jetzt deshalb mit einer möglichen Vertragskündigung. Der Bonner General-Anzeiger übertitelt seinen jüngsten Bericht dazu so: „ Stadt und Kreis stellen Ultimatum.“
Verwunderlich ist einerseits, dass die Unzulänglichkeiten auf der Stadtbahnlinie auch nach längerer Zeit und auch unter Betrachtung der Aktion „Lead City“ nicht behoben wurden. Andererseits macht sprachlos, dass man diese Dinge nicht gemeinsam am Konferenztisch bespricht und regelt. Ein Oberbürgermeister der über die Medien der Spitze seiner Stadtwerke-Verkehrsgesellschaft die Leviten lesen muss? Für den Landrat des nachbarschaftlichen Rhein-Sieg-Kreises, der ebenfalls in engster Verbundenheit mit allen Beteiligten häufig am gemeinsamen Tisch Platz nimmt… und dann das?
Aber: Macht, neben allen diesen als unglaublich erscheinenden Randbedingungen, das Geschehen nicht auch deutlich auf welche Probleme die am Kabinettstisch geplante Energiewende auch ganz konkret vor Ort stößt. Die Stadtwerke-Verkehrsgesellschaft gibt an es sei nicht einfach zusätzliche Fahrer für die Bahnen zu engagieren. Am morgigen Dienstag, 03. Dezember muss der Vorstand der Stadtwerke der Stadtspitze und der Spitze des Rhein-Sieg-Kreises Lösungen präsentieren… am Konferenztisch zunächst wohl.-
Lesen Sie dazu auch unseren Bericht: Lead-City erhöht Ticketpreise