„Mit über einem halben Jahr Verspätung legt die Bundesregierung nun endlich ihre Wasserstoffstrategie vor2, kommentierte der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Anton Hofreiter, am vergangenen Mittwoch anlässlich der Präsentation der Strategie durch die Vertreter der Koalitionsregierung in Berlin, ( s. auch unseren gestrigen Bericht, unten)

"...die Bundesregierung mus nachbessern...;  Anton Hofreiter, Bild Achim Melde
“…die Bundesregierung mus nachbessern…; Anton Hofreiter, Bild Achim Melde

Nicht nur Hofreiter stellte weitere Forderungen an die Strategie. Auch zwei für das Thema direkt Zuständige aus der Fraktion waren unzufrieden und gaben das deutlich zu Protokoll. Ingrid Nestle, Sprecherin für Energiewirtschaft und Julia Verlinden, Sprecherin für Energiepolitik:der Grünen im Bundestag konstatierten: „Was lange währt, wird leider nicht immer gut. Die nationale Wasserstoffstrategie sollte uns den Klimazielen näher bringen. Eine solche Strategie wird aber erst glaubwürdig, wenn gleichzeitig Erneuerbare Energien massiv ausgebaut werden.“

Und Hofreiter monierte: „… zu lange wurde die Branche in der Schwebe gelassen.“ Und weiter forderte er: „…die Bundesregierung mus nachbessern und den Wunschträumen der fossilen Gasbranche eine Absage erteilen.“ Vor allem müsse:

„…klar sein, dass die Wasserstoffproduktion nicht zum Einfallstor für Kohlestrom wird. Grüner Wasserstoff ist daher nur dort sinnvoll, wo überschüssiger Strom aus Erneuerbaren Energien anfällt und es keine Nutzungskonkurrenzen gibt. Dafür braucht es eine intelligente Reduktion der Abgaben und Umlagen, damit Wasserstoff da und dort produziert wird, wo viel Erneuerbare Energie zur Verfügung steht. Erst dann kann die Wasserstoffwirtschaft einen Beitrag zu Klima- und Nachhaltigkeitszielen leisten”, urteilte Hofreiter.

Ingrid Nestle und Julia Verlinden monieren, dass  „…bei dieser Regierung nach wie vor nichts

"..nichts davon  zu sehen“ ist, dass die Erneuerbaren weiter stark ausgebaut werden...; Dr. Ingrid Nestle ; bild Stefan Kaminski
“..nichts davon  zu sehen, dass die Erneuerbaren weiter stark ausgebaut werden…; Dr. Ingrid Nestle ; bild Stefan Kaminski

davon  zu sehen“ ist, dass die Erneuerbaren weiter stark ausgebaut werden. . Stattdessen befürchten sie, wie auch ihr Fraktionsvorsitzender Hofreiter,  „drohe die Wasserstoffstrategie zum Einfallstor für Kohlestrom zu werden.“ Denn: „Trotz sehr optimistischer Annahmen rechnet die Regierung selbst damit, dass über 80 Prozent des Wasserstoffs in 2030 bei ihrer Politik nicht aus erneuerbaren Quellen in Deutschland stammen wird.

Tatsächlich möchte die Regierung Kohlestrom für Wasserstoff genauso subventionieren wie Grünstrom für Wasserstoff, monieren sie.  Und dann stellen sie zurecht kategorische fest: „Der sogenannte graue Wasserstoff aus Kohlestrom ist aber klimapolitisch noch schlechter als Benzin oder Heizöl.“  Und sie weisen schließlich daraufhin,  müsse der wertvolle Wasserstoff zielgerichtet eingesetzt werden, anstatt

. .Der sogenannte graue Wasserstoff aus Kohlestrom ist aber klimapolitisch noch schlechter als Benzin oder Heizöl..; Julia Verlinden
“..Der sogenannte graue Wasserstoff aus Kohlestrom ist aber klimapolitisch noch schlechter als Benzin oder Heizöl…. …; Julia Verlinden

ihn wahllos in allen Sektoren als scheinbar einfache Lösung zu präsentieren. Industrie, Schwerlastverkehr und in 10-20 Jahren auch der Stromsektor seien auf Wasserstoff angewiesen. „Da ist es ein Problem, wenn die Zahlungsbereitschaft der Autofahrer die ökologischen Potenziale weggekauft“, warnen sie.

Und dann fordern sie bereits jetzt, wo Gas noch dringend benötigt wird: „Damit Erdgas so schnell wie möglich durch grüne Gase wie Wasserstoff auf Basis von Ökostrom ersetzt werden kann, müssen wir außerdem den Gasbedarf konsequent reduzieren. Die Regierung muss endlich die gesetzliche Grundlage für Energieeinsparung schaffen. Mit gezielter energetischer Sanierung von Gebäuden, dem Einsatz von erneuerbarer Wärme und der Umstellung von Wärmenetzen können wir Erdgas in der Wärmeversorgung zügig ersetzen, ohne in diesem Sektor wertvollen Wasserstoff zu benötigen. Grüner Wasserstoff kann stattdessen in der Industrie und im Transportsektor genutzt werden.“

Lesen Sie dazu auch unseren Bericht: Mit der Wasserstoffstrategie Nummer eins in der Welt? … Dem Kabinett fehlt der Wind …