Während der Regierungspressekonferenz am vergangenen Freitag, 06. November, spielte auch eine ganz spezielle internationale Zusammenarbeit im Energiesektor eine  besondere Rolle. Es ging bei der Regierungspressekonferenz zum ersten Mal um Biomasse, Namibia und Hamburger Heizkraftwerke. Zuvor war dieses Zusammenspiel schon öffentlich  heftig diskutiert worden.

"Wir versuchen, in Afrika mehrere Wege zu gehen, um das Klima zu schützen...!" Roderick Wickert, bild bmz
“Wir versuchen, in Afrika mehrere Wege zu gehen, um das Klima zu schützen…!” Roderick Wickert, bild bmz

Ein Journalistenkollege wollte von Roderick Wickert, dem Sprecher von Gerd Müller, Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, wissen:  „Frage: …unter Federführung der GIZ, also der Vorfeldorganisation des BMZ, wurde ein Projekt in die Wege geleitet, das sich – ich zitiere – „transkontinentale Biomasse-Partnerschaft Hamburg-Namibia“ nennt. Ziel ist es, Hamburger Heizkraftwerke mit Buschholz aus Namibia zu versorgen und so – so wird in dem Projektantrag argumentiert – den Kohleausstieg zu verbessern und schneller voranzutreiben. Mich würde zum Thema „Abbau und Transport von Buschholz aus Namibia nach Deutschland“ interessieren: Wie bewertet das BMZ die Klimaverträglichkeit des Projektansatzes dieser Vorfeldorganisation?“

Wickert verwies gleich darauf: „Wir versuchen, in Afrika mehrere Wege zu gehen, um das Klima zu schützen, unter anderem auch mit dem von Ihnen erwähnten Projekt. Wie diesbezüglich der Stand genau ist, kann ich, ehrlich gesagt, nicht sagen. Wir versuchen, möglichst viele Wege zu gehen, unter anderem die Förderung von Wasserstoff. Wir versuchen, grundsätzlich den Bau von Kohlekraftwerken zu vermeiden und möglichst viele Optionen auszuwählen und auszuloten….!“

Es folgte auf Wickerts Antwort– zu Recht-  gleich eine Zusatzfrage einer Journalistenkollegin: „Der Ansatz bei diesem GIZ-Projekt ist, dass man Buschholz aus Namibia nach Hamburg bringt. Es geht also um die Befeuerung von deutschen Heizkraftwerken mit namibischem Buschholz. Da stellt sich natürlich schon Fragen. Erstens. Wie wird, allein schon angesichts des Transports, die Klimaverträglichkeit

"Wieso wird Heizmaterial aus einem Land abgezogen, das sich in einer Energiekrise befindet, und nach Hamburg transportiert? bild Henning Schacht
“Wieso wird Heizmaterial aus einem Land abgezogen, das sich in einer Energiekrise befindet, und nach Hamburg transportiert? bild Henning Schacht

gewertet?“

Zweitens. Namibia ist ein Land, das sich in einer massiven eigenen Energiekrise befindet und 60 Prozent Strom importieren muss. Wieso wird Heizmaterial aus einem Land abgezogen, das sich in einer Energiekrise befindet, und nach Hamburg transportiert?“

Wickert muss passen: „Dazu kann ich weiter nichts sagen. Ich müsste die Antwort nachreichen.“

Zuvor hatte es schon massive Proteste gegen das Projekt gegeben. Robin Wood forderte in einer Presseerklärung der rot-grüne Senat in Hamburg solle das Projekt einer Biomasse-Partnerschaft mit Namibia stoppen. Wir fordern eine klimagerechte, zu 100 Prozent erneuerbare Energieversorgung, die ohne neokolonialen Import von Ressourcen aus dem globalen Süden auskommt“, forderte  Ronja Heise, ROBIN WOOD-Energiereferentin. Die Umweltorganisation hatte zusammen mit dem Hamburger Energietisch eine gemeinsame Stellungnahme initiiert.

„Namibia befindet sich in einer Energiekrise und importiert bis zu 60 Prozent schmutzigen Kohlestrom aus Nachbarländern, um den lokalen Energiebedarf zu decken. Statt Biomasse zu exportieren, sollte Namibia sie im eigenen Land zur Stromproduktion nutzen. Dabei müssen nachhaltige Methoden zur Entbuschung angewendet werden. Büsche sind eine wichtige Kohlenstoffsenke. Sie dürfen daher nur gezielt geerntet werden, was bei einem Export sehr großer Holzmengen nicht garantiert werden kann“, konstatierte zum Beispiel  Bertchen Kohrs, Vorstand der Organisation Earthlife Namibia.