Gestern, Dienstag 24. November, vor fünf Jahren, wenige Tage vor Beginn der historischen UN-Klimakonferenz von Paris, hat der peruanische Bergführer und Kleinbauer Saúl Luciano Lliuya seine zivilrechtliche Klage gegen RWE beim Landgericht in Essen eingereicht, erinnerte die Organisation Germanwatch am selben Tag. Darüber hinaus: Umwelt- und Energie-Report hatte auch immer wieder darüber berichtet.

Er schreibt bereits jetzt Geschichte: der peruanische Bauer der RWE verklagt hat ...
Er schreibt bereits jetzt Geschichte: Der peruanische Bauer der RWE verklagt hat

Was damals seinen Anfang nahm, ist heute einer der weltweit meistbeachteten Präzedenzfälle für die Frage geworden, ob einzelne Großemittenten für den Schutz vor Klimarisiken aufkommen müssen, die Anderen durch ihr Tun entstanden sind, so Germanwatch in seinem Statement zum gesamten Vorgang.

Und: Noch immer ist kein Ende des Verfahrens absehbar. Die Fortsetzung der Beweisaufnahme vor dem Oberlandesgericht Hamm verzögert sich durch die Corona-Krise in Peru, ein in Huaraz anberaumter Ortstermin des Gerichts konnte noch nicht stattfinden. Aber schon mit der Entscheidung des OLG  Hamm zur Beweisaufnahme vor knapp drei Jahren hat das Verfahren Rechtsgeschichte geschrieben, denn die drei Richterinnen und Richter haben den juristischen Sachverhalt geklärt: Prinzipiell kann ein privates Unternehmen für seinen Anteil an der Verursachung klimabedingter Schäden und Risiken zur Verantwortung gezogen werden. Nun geht es darum, in diesem Einzelfall den wissenschaftlichen Zusammenhang zwischen den CO2-Emissionen der Beklagten und dem Risiko für den Kläger zu beweisen.

Saúl Luciano lebt mit seiner Familie in der Andenstadt Huaraz (Peru) und ist dort gemeinsam mit Tausenden weiteren Menschen dem Risiko einer zerstörerischen Flutwelle ausgesetzt. Der Grund liegt in einem durch die beschleunigte Gletscherschmelze stark wachsenden See oberhalb der Stadt. RWE soll nun vor Gericht dazu verpflichtet werden, sich finanziell an den erforderlichen Schutzmaßnahmen zu beteiligen. Und zwar in Höhe des Anteils von RWE am menschgemachten Klimawandel – rund 0,5

Prozent. „Vor fünf Jahren haben wir einen Kampf begonnen mit einem Gegner, der sich in der

"... Keine andere vergleichbare Klimaklage weltweit hat bisher ein so fortgeschrittenes Stadium im Verfahren erreicht...;Anwältin Roda Verheyen, bild germanwatch
“… Keine andere vergleichbare Klimaklage weltweit hat bisher ein so fortgeschrittenes Stadium im Verfahren erreicht…;Anwältin Roda Verheyen, bild germanwatch

Atmosphäre als CO2 verbreitet. Dieser ist eine Gefahr für die Zivilisation auf dem Planeten, auf dem wir leben. Nach fünf Jahren habe ich erkannt: Es ist einfach, die Erde zu zerstören, aber sehr schwierig, sie wieder zu heilen”, sagt Lliuya heute und wurde so auch von Germanwatch zitiert. .

„Dieses Verfahren ist aus rechtlicher Sicht schon jetzt historisch“, betont seine Rechtsanwältin Dr. Roda Verheyen (Hamburg). „Keine andere vergleichbare Klimaklage weltweit hat bisher ein so fortgeschrittenes Stadium im Verfahren erreicht. Dass ein deutsches Gericht nun nach Huaraz fahren will, um die Situation vor Ort zu prüfen, zeigt die große Ernsthaftigkeit, mit der das Oberlandesgericht Hamm hier vorgeht.”

Der „Huaraz-Fall“ hat auch Bedeutung für andere Unternehmen mit hohen Emissionen. “Die Musterklage zeigt, wohin die Reise geht“, sagt der Klimaforscher Prof. Dr. Mojib Latif, der das Verfahren schon länger beobachtet. „Wer die Umwelt über Gebühr belastet, wird dafür zur Verantwortung gezogen werden. Nur nachhaltige Geschäftsmodelle werden sich in der Zukunft rentieren.” Die Entscheidung des OLG Hamm, dass Klimaschäden zu einer Haftung von Unternehmen führen können, kann bereits Auswirkungen für die Berichtspflichten großer Emittenten weltweit haben.

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Peruanischer Bauer: RWE rügt Beweisbeschluss des Gerichts