Nach der Flut: Nicht an derselben Stelle einfach wiederaufbauen !
„Beim Wiederaufbau der von den Fluten zerstörten Gebieten im Westen Deutschlands drohen schwere Fehler“, warnte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) am vergangenen Mittwoch, 21. Juli, mit Hinweis darauf, dass mehrere Politikerinnen und Politiker in Interviews bereits angekündigt hätten, alles exakt so wiederaufzubauen wie zuvor.
Dies mag als Reflex gerade vor Ort zwar nachvollziehbar sein, berge aber die Gefahr, dass beim nächsten Hochwasser die Menschen abermals alles verlieren warnt die DUH und fordert deshalb wichtige Veränderungen, damit die neu aufgebauten Gebiete gegen die Folgen der Klimakrise wie eine Flutkatastrophe besser gewappnet sind.
Die Organisation fordert neben einem entschlosseneren Kampf gegen die Erderhitzung müssten beim Wiederaufbau und auch bei allen anderen Planungen in Deutschland der ökologische Hochwasserschutz und eine naturbasierte Anpassung an die Klimakrise an erster Stelle stehen. Und die DUH verweist darauf, dass sie dazu ein 10-Punkte-Programm veröffentlicht, wie dies umzusetzen ist. Wichtig sei dabei unter anderem, Flüssen mehr Raum zu geben sowie Städte und Gemeinden klimaresilient zu gestalten. „Das von der Politik versprochene Geld für den Wiederaufbau muss deswegen für eine gegen die Klimakrise widerstandsfähige Siedlungs- und Infrastruktur genutzt werden“, fordert die DUH ganz konkret.
Dazu DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner: „Den in den Regionen betroffenen Menschen muss jetzt schnellstmöglich dabei geholfen werden, wieder ein Dach über dem Kopf zu bekommen. Wichtig ist dabei aber: „Damit die Menschen beim nächsten Hochwasser nicht wieder alles verlieren, dürfen manche Gebäude nicht wieder am gleichen Ort erreichtet werden wie zuvor“ mahnt DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner . Darüber hinaus in natürlichen
Überschwemmungsgebieten dürften keine Häuser gebaut werden und landwirtschaftlich genutzte Flächen in Flussnähe müssten der Natur wieder zurückgegeben werden, fordert Müller-Kraenner. Aus seiner Sicht brauchen wir mehr unversiegelte Flächen und mehr Grünflächen in den Städten. Nur so werde es gelingen, die verheerenden Folgen zukünftiger Starkregenereignisse abzumildern. Der entscheidende Dreiklang laute: entschiedener Kampf gegen die Klimakrise, Klimaanpassungsmaßnahmen und ökologischer Hochwasserschutz!
Nach den Hochwasserereignissen von 1997 an der Oder und 2002 an der Elbe hieß es von Seiten der Politik immer, man müsse den Flüssen mehr Raum geben. Wie der Auenzustandsbericht von 2021 jedoch zeige, erfolgte die praktische Umsetzung bisher höchstens in homöopathischen Dosen. Dabei liegen die Lösungen seit langem in den Schubladen. Naturnahe, widerstandsfähige Flussauen speichern große Mengen an Kohlenstoff, und können damit nicht nur zum Hochwasserrückhalt, sondern auch zum Klimaschutz beitragen.
Der DUH-Spitzenmann weist auch noch mal darauf hin Städte und Gemeinden seien zugleich Betroffene von Extremereignissen und Verantwortliche für die Anpassung an die Klimakrise und den Katastrophenschutz. Es gebe zahlreiche Beispiele und fundierte Ansätze, wie durch so genannte grün-blaue Infrastruktur das Lebensumfeld in der Stadt verbessert werden kann. Offene, unversiegelte Flächen etwa bieten Raum für mehr Wasseraufnahme und gleichzeitig mehr Grün, Biodiversität und Erholung. Dies muss unbedingt beim Wiederaufbau, aber auch bei jedem Neubau, Berücksichtigung finden.
Und um die notwendigen Anpassungen an die Klimakrise zu gestalten, benötigt es eine bessere Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Kommunen. Dazu gehört eine konsequente Ausrichtung der notwendigen Finanzierungsinstrumente an den Zielen der Klimaneutralität, des Hochwasserschutzes und des Naturschutzes.
„Die Anpassung an die Klimakrise ist eine gemeinsame Herausforderung für Bund und Länder. Dafür muss, fordert der DUH-Spitzenmann, die bisher beim Bundeslandwirtschaftsministerium angesiedelte Gemeinschaftsaufgabe ‚Agrarstruktur und Küstenschutz‘ in eine Gemeinschaftsaufgabe ‚Anpassung an die Klimakrise und nachhaltige Landnutzung‘ umgewandelt werden. Immer noch werden klimaschädliche Praktiken in der Landnutzung von staatlicher Seite subventioniert, dabei muss in Zukunft eine nachhaltige, naturbasierte Anpassung im Vordergrund stehen!“