Um einen höheren Anteil Erneuerbare Energien zu ermöglichen und damit unabhängig von fossilen Energien zu werden, forderte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) am vergangenen Donnerstag, 20. Oktober, eine grundlegende Reform und Weiterentwicklung des Strommarktes.

„Unser Strommarkt muss endlich auf die Zukunft ausgerichtet werden....."; Sascha Müller-Kraenner, DUH Bundesgeschäftsführer..!.“ Sascha Müller-Kraenner bild steffen kugler duh
Unser Strommarkt muss endlich auf die Zukunft ausgerichtet werden…..”; Sascha Müller-Kraenner,  bild steffen kugler duh

Und sie klagt noch immer werde für die Versorgungssicherheit stark auf fossile Energien gesetzt, insbesondere auf teure Erdgaskraftwerke. Dabei könnten die fossilen Backup-Kapazitäten deutlich verringert werden, wenn den Erneuerbaren größere Beiträge für Systemstabilität und Versorgungssicherheit zugesprochen würden. „Dem steht allerdings der gegenwärtige Aufbau des Strommarktes entgegen. Denn das Strommarktdesign sorgt dafür, dass zu oft auf fossile Kapazitäten zurückgegriffen wird“, diagnostiziert die DUH. Sie fordert  deshalb eine Anpassung des Strommarktes und hat dafür beim Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) Politikempfehlungen in Auftrag gegeben und am vergangenen Donnerstag auch veröffentlicht.
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH, fordert schon mal: „Unser Strommarkt muss endlich auf die Zukunft ausgerichtet werden. Das bedeutet eine klare Priorisierung der erneuerbaren Energien bei allen Aufgaben, die im Strommarkt übernommen werden müssen. Regeln und Anreize, die für große statische fossile und nukleare Kraftwerke gedacht waren, müssen durch ein Marktdesign für Erneuerbare abgelöst werden. Erneuerbare müssen und können die Systemverantwortung übernehmen – wenn man sie lässt!“ Müller-Kraenner warnt:  „Leider steuert die Bundesregierung gerade in die falsche Richtung und will neue Kapazitäten bei Gaskraftwerken fördern. Solche fossilen Überkapazitäten müssen unbedingt verhindert werden, da die Klimaziele sonst in Gefahr geraten.“

Dass neue fossile Überkapazitäten drohen, machen aus Sicht der DUH der RWE-Deal in Nordrhein-Westfalen sowie das „Machtwort“ des Kanzlers zu Atom deutlich. Hier wird eine Förderung neuer Gaskraftwerke angekündigt. Diese Entwicklung können wir nur unterbrechen, wenn es eine grundsätzliche Reform und Weiterentwicklung des Strommarktes und der Reservemechanismen gibt. Dann werden die fossilen Backup-Kapazitäten zunehmend überflüssig. Dies führt auch zu mehr Unabhängigkeit von fossilen Gasimporten.

Carolin Schenuit, geschäftsführende Vorständin des FÖS, stützt die Thesen der DUH: „Das zukünftige Energiemarktdesign muss die physikalische Realitäten und die Marktregeln zusammenbringen. Dafür braucht es Regeln und Preise, die ehrlich die aktuellen Limitationen des Systems abbilden, wie z. B. Netzengpässe und eine ungleiche regionale Verteilung der Erneuerbaren. Eine kapazitätsbezogene Systemdienlichkeitskomponente bei der Förderung der Erneuerbaren kann dafür sorgen, dass sie mehr zur Systemstabilität beitragen und so der Bedarf an fossilen Reservekapazitäten sinkt. Durch den Einbezug von Transportengpässen direkt in den Marktpreis wird der Bedarf für Redispatch und fossile Reservekraftwerke reduziert.“

Das am vergangenen Donnerstag  veröffentlichte Policy Paper hat das FÖS im Auftrag der DUH erarbeitet. Da heißt es: Stromnetz und Strommarkt müssen stärker zusammengedacht werden. So können z. B. Lastverschiebung und Speicher den Bedarf an fossilen Reservekapazitäten rasch reduzieren. Um Erzeugungsspitzen erneuerbaren Stroms sinnvoll nutzen zu können, müssen auch Anwendungen und Speicher in anderen Sektoren einbezogen werden. Für die Stromreserve müssen zudem rein erneuerbare Kapazitätsmechanismen eingesetzt werden.