Mit der Energiewende, der Verkehrs- und der Wärmewende steigen die Anforderungen an die Stromnetze massiv an: Immer mehr Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen, aber auch Wärmepumpen, Ladesäulen, Speicher und Rechenzentren müssen in den kommenden Jahren in die Verteilnetze integriert werden. Die Verteilnetzbetreiber haben am vergangenen Freitag, 30. Juni,  erstmals Schätzungen zur künftigen Stromerzeugung und zum Stromverbrauch sowie zu den zu erwartenden Netzanschlüssen veröffentlicht.

 „Wärmepumpen, Ladesäulen, Speicher und Rechenzentren müssen in den kommenden Jahren in die Verteilnetze integriert werden...!“  Kerstin Andreae
Wärmepumpen, Ladesäulen, Speicher und Rechenzentren müssen in den kommenden Jahren in die Verteilnetze integriert werden…!“ Kerstin Andreae

Dazu wurden ihren Angaben zufolge  sechs Planungsregionen definiert, in denen sich die Verteilnetzbetreiber zum Netzausbau abstimmen. In einem ersten Schritt wurden auf Basis der Planungen der Übertragungsnetzbetreiber so genannte Regionalszenarien erstellt, in denen die Verteilnetzbetreiber die voraussichtliche Entwicklung von Stromerzeugung und -verbrauch innerhalb ihrer Planungsregion beschreiben. Diese sollen dann  alle zwei Jahre aktualisiert werden und dienen dann als Grundlage für die Erstellung der Netzausbaupläne der einzelnen Verteilnetzbetreiber, die bis zum 30. April 2024 und danach ebenfalls im Zwei-Jahres-Turnus veröffentlicht werden.

Legt man die Regionalszenarien nebeneinander und addiert die Zahlen, so verdreifacht sich allein bis 2028 die bundesweit installierte Leistung beispielsweise von Photovoltaik-Anlagen von derzeit 55 Gigawatt (GW) auf über 164 GW. Bis 2033 steigt die Leistung auf knapp 276 GW und erreicht fast 453 GW im Jahr 2045 . Damit liegen die Prognosen auf dem Zielpfad der Erneuerbaren-Ausbauziele nach dem EEG.

„Die Verteilnetzbetreiber stehen vor einer Mammutaufgabe“, erklärte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung auch anlässlich der prognostizierten Entwicklung und der nötigen Vorarbeiten Und sie bilanzierte dazu: . „Die Erneuerbaren Energien werden weiter massiv ausgebaut und sollen ihren Anteil an der Stromversorgung in den nächsten sieben Jahren von rund 50 auf 80 Prozent steigern, bis 2030 sollen 15 Millionen Elektroautos auf den deutschen Straßen fahren und in den Häusern werden immer mehr Wärmepumpen installiert. All diese neuen Erzeuger, Verbraucher und Speicher müssen zunächst an das Stromverteilnetz angeschlossen und dann intelligent in das Stromsystem integriert werden. Das gelingt nur mit Ausbau und Digitalisierung der Verteilnetze. Die Regionalszenarien machen die Größe der Herausforderung deutlich. Der Aus- und Umbau der Netze erfordert Investitionen in Milliardenhöhe. Die Netzbetreiber stellen sich dieser Herausforderung, benötigen dafür aber einen angemessenen regulatorischen Rahmen. Darüber hinaus braucht es ausreichend qualifizierte Fachkräfte, sichere Lieferketten und eine spürbare Verschlankung und Digitalisierung der bürokratischen Prozesse.“