Wasserstoff: “… droht Deutschland in neue Importabhängigkeiten zu geraten?”

Nachdem das Bundeskabinett am vergangenen Mittwoch, 26. Juli, seinen Entwurf für die Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) beschlossen hatte, gab es ein starkes Echo bei den verschiedenen betroffenen Verbänden. Wir berichten heute über die Einschätzung der DVGW  und jetzt hier auch die der Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie e.V. (BEE), Simone Peter.

Sie singt aber nicht nur ein Loblied zum Beschluss sondern kritisiert als erstes: „Die NWS soll den für die Energiewende wichtigen Hochlauf einer Wasserstoffwirtschaft in Deutschland voranbringen. Doch statt auf heimische Potenziale zur Produktion von grünem Wasserstoff zu setzen, zielt die Bundesregierung mit ihrer Strategie vorrangig auf Importe per Schiff, auch von blauem Wasserstoff. Der ist durch seine Vorkettenemissionen nicht nur viel klimaschädlicher als grüner Wasserstoff, sondern auch teurer, wie kürzlich eine Studie  des Wuppertal Instituts gezeigt hat. Nach der durch die hohe Erdgasabhängigkeit verursachten Kosten- und Versorgungskrise des letzten Jahres droht Deutschland in neue Importabhängigkeiten zu geraten!“

Deshalb fordert die BEE Präsidentin: „Angesichts der großen Invesititionsvolumina in die Wasserstoffproduktion und Infrastruktur, aber auch aufgrund steigender Anforderungen an Energiesicherheit und Resilienz sind Fehlinvestitionen und -anreize unbedingt zu vermeiden. Deutschland verfügt nicht nur über große Gas- beziehungsweise Wasserstoffspeichermöglichkeiten, es gibt heute auch schon große Mengen an Erneuerbarer Energie, die für die Wasserstoffproduktion eingesetzt werden könnten: Allein 2021 wurden 5.817 Gigawattstunden Strom abgeregelt, die besser genutzt worden wären!“

Und sie verweist besonders darauf, dass Biogas und Holz Potenziale bieten, heimischen grünen Wasserstoff zu erzeugen. Dieser regional erzeugte grüne Wasserstoff steigere nicht nur die Flexibilität unseres Energiesystems, um die fluktuierenden Quellen Wind und Solar auszugleichen, und stabilisiere damit die Strompreise, „… sondern kann durch den regionalen Aufbau von Elektrolyseuren, Dampfreformern (für die Biogasumwandlung) und Pyrolyseanlagen (für holzartige Biomassesortimente) auch den Standort für die Technologieproduktion verbessern!“

Simone Peter fordert: „Statt den zweiten Schritt vor dem ersten zu machen, sollte die Bundesregierung daher auf eine No-Regret-Strategie setzen, die zunächst den Hochlauf vor Ort anstößt und den verbliebenen Bedarf durch Importe deckt.”

Lesen Sie dazu auch unseren Bericht: Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie gemeinsam beschlossen