Während der Regierungspressekonferenz in Berlin  am vergangenen Mittwoch, 26. Juli, gab es auch eine heiße Debatte über die Neuorientierung der Wasserstoffstrategie durch das Bundeskabinett. Wir, Umwelt- und Energie-Report berichtetn heute in einem ersten Teil über die Debatte und setzen die Berichterstattung am kommenden Sonntag, 30. Juli, fort.

  „...eine heiße Debatte über die Neuorientierung der Wasserstoffstrategie,..!?" ,Regierungspressekonferenz..., Bild Christian Plambeck
„...eine heiße Debatte über die Neuorientierung der Wasserstoffstrategie,..!?” ,Regierungspressekonferenz…, Bild Christian Plambeck

Zunächst wollte eine Journalistenkollegin wissen: „Frage: Ich probiere es einmal beim Wirtschaftsministerium. Ich weiß nicht, ob Sie auch in der Funktion des amtierenden Kanzlers angesprochen sind.
Warum weicht die Bundesregierung mit der Neuorientierung der Wasserstoffstrategie von der ursprünglichen Wasserstoffstrategie, die vor drei Jahren beschlossen wurde, ab oder geht zurück? Damals war beschlossen worden, dass eigentlich nur grüner Wasserstoff, also aus erneuerbaren Energieträgern erzeugter, förderfähig sei. Mit der Neuregelung wird offenbar auch blauer Wasserstoff, der auf Erdgas basiert, förderungsfähig. Warum machen Sie das?

Robert Säverin, Sprecher von Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck übernahm zunächst die Antwort: : „Vielen Dank, Herr Kollege. Ich möchte voranschicken, dass sich das Ambitionsniveau durch die Fortschreibung der Wasserstoffstrategie erheblich verbessert oder erhöht hat. Bis jetzt waren fünf Gigawatt Wasserstoffproduktion vorgesehen, jetzt sind zehn. Das heißt, wir erhöhen das Ambitionsniveau insgesamt.
Sie haben recht: Die Wasserstoffstrategie und ihre Fortschreibung ist technologisch breiter angelegt. Das muss auch so sein. Ich nenne ein Beispiel: Vier große Stahlunternehmen haben die Absicht bekundet, grünen Stahl auf Wasserstoffbasis herzustellen. Da gehen Milliarden Investitionen hinein. Ich glaube, ThyssenKrupp will bis 2026 seinen Hochofen aufbauen. Die Unternehmen investieren mit längerfristiger Perspektive. Wenn wir eine Wasserstoffstrategie vorliegen würden, die eindimensional wäre – grün oder nix -, könnte man diese Investition nicht tätigen. Wir müssen eine solche Strategie auf breiterer Grundlage ausarbeiten. Aber man muss davon unterscheiden: Was fördern wir? Wir fördern in der Herstellung nur grünen Wasserstoff, in der Anwendung auch blauen Wasserstoff. Das heißt, die Wasserstoffstrategie ist technologisch durchaus breiter aufgestellt. Die Förderung ist sehr begrenzt auf

"....Unser Ziel ist, dass wir zwei Drittel des Wasserstoffbedarfs importieren und ein Drittel selbst herstellen!“..Dr.  Robert Säverin , bild bmwk
“….Unser Ziel ist, dass wir zwei Drittel des Wasserstoffbedarfs importieren und ein Drittel selbst herstellen!“..Dr. Robert Säverin , bild bmwk

diese beiden Felder.

Die Journalistenkollegin schob schnell eine Zusatzfrage nach: „Danke für die Ausführungen. – Nachfrage: Faktisch bedeutet das aber eine Änderung der Perspektive gegenüber der ursprünglichen Wasserstoffstrategie und der tatsächlichen Aussage, nur grüner Wasserstoff sei nachhaltig. Entweder sagen Sie jetzt bewusst: „Wir verzichten auf die Nachhaltigkeit in einem Sektor“ – – – Anders kann ich es mir nicht erklären. Noch einmal die Frage: War dann die Wasserstoffstrategie vor drei Jahren ein Irrtum, eine naive, idealistische Vorstellung? In der Sache ist es eine Revision, die Sie jetzt machen. Wie begründen Sie die? Oder sagen Sie nur: „Wir müssen das machen, weil sonst die Stahlwerke nicht mitziehen“?
Säverin widersprach gleich: „Das ist keine Revision. Wir sind immer darauf ausgerichtet: Grüner Wasserstoff ist die Zukunft. Und dabei bleibt es. Das ist bei der ursprünglichen Wasserstoffstrategie so gewesen und jetzt bei der Fortschreibung genauso.
Ein Journalistenkollege insistierte: „Frage: Herr Säverin, in der Strategie steht, dass die Importstrategie erarbeitet wird. Wann kommt die genau?

Säverin holte aus und erklärte : „Wir haben engen Kontakt zu Norwegen aufgenommen. Der Minister war dort und hat die Perspektiven der Nutzung von blauem Wasserstoff in Zusammenhang mit CCS, der Speicherung von Kohlendioxid in der Erde, aufgenommen. Den genauen Zeitplan für diese Importstrategie kann ich jetzt nicht nennen. Das baut aufeinander auf, ohne dass man genaue Jahreszahlen nennen kann. Unser Ziel ist, dass wir zwei Drittel des Wasserstoffbedarfs importieren und ein Drittel selbst herstellen!“
Es war erwarten eine Journalistenkollege schoß eine Zusatzfrage hinterher: „In dem ursprünglichen Entwurf, auf den man sich vor zwei Wochen in der Regierung geeinigt hat und der dann an dieses Expertengremium ging, stand auch, dass separat eine Speicherstrategie erarbeitet werden soll. Das habe ich auf die Schnelle nicht mehr gefunden. Ist das rausgefallen?“
Säverin bestätigte darauf: „Es findet zurzeit ein Konsultationsprozess in Bezug auf CCS statt, der noch unterwegs ist. Die Konsultation zur Kohlenstoffspeicherungs-strategie – den korrekten Namen habe ich jetzt nicht drauf – läuft parallel zu den Bemühungen, diese Wasserstoffstrategie aufzubauen. Sie haben über den blauen Wasserstoff Berührungspunkte; insofern besteht dort ein Zusammenhang. Das ist aber nicht das Gleiche, und sie gehören auch nicht so eng zusammen !”

Lesen Sie dazu auch unseren Bericht: Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie gemeinsam beschlossen !