Auch hierzulande könnten indirekte Folgen von El Niño in den kommenden Monaten deutlich spürbar werden, signalisierte am gestrigen  Dienstag der Deutsche Wetterdienst. Denn, im östlichen und zentralen äquatorialen Pazifik  werden  in den kommenden Monaten die Meeresoberflächentem-peraturen deutlich ansteigen. Das zeigen eben  die saisonalen Klimavorhersagen des Deutschen Wetterdienstes (DWD).

"...die Folgen des aktuellen El Niño-Ereignisses dürften  für die betroffenen Regionen noch heftiger ausfallen ...!" Andreas Becker DWD, bild dwd
“...die Folgen des aktuellen El Niño-Ereignisses dürften für die betroffenen Regionen noch heftiger ausfallen …!” Andreas Becker DWD, bild dwd

Dieses sogenannte El Niño-Ereignis trat zuletzt vom Herbst 2014 bis zum Frühjahr 2016 auf und sorgte weltweit für Temperaturrekorde, veränderte und extremere Niederschläge und regional ausgeprägte Trockenheit. Besonders in den niedrigen Breiten zwischen dem nördlichen und südlichen Wendekreis gehen dabei Trockenheit und Hitze Hand in Hand .

Der Leiter der Abteilung Klimaüberwachung des DWD , Dr. Andreas Becker, prognostiziert  anhand der vorliegenden Erhebungen: „Da sich die Erde in den vergangenen zehn Jahren aufgrund des Klimawandels deutlich erwärmt hat, dürften die Folgen des aktuellen El Niño-Ereignisses für die betroffenen Regionen noch heftiger ausfallen. Für Deutschland, das in den mittleren Breiten liegt, zeigen unsere Modelle keine zusätzliche Bedrohung durch Hitzewellen oder Extremniederschläge.“ Allerdings könnten auch hierzulande indirekte Folgen von El Niño deutlich spürbar werden. In einer globalisierten Ökonomie werden die negativen Folgen von marinen Hitzewellen im Pazifik auf die Fischerei und von Dürren und Überschwemmungen auf die Landwirtschaft der betroffenen Regionen auch in Deutschland spürbar, heißt es im Statement des DWD.

Und Becker gibt weiter zu bedenken: „El Niño kann in Deutschland zu steigenden Preisen oder gar Versorgungsengpässen bei importierten Lebensmitteln führen.“ In von Dürren schon bisher stark betroffenen Regionen wie Ostafrika drohe eine noch größere Nahrungsmittelknappheit und damit die Gefahr von noch mehr Hunger und Migrationsdruck.

Während seiner Andauer von wahrscheinlich 1-2 Jahren werde El Niño zudem die globale Mitteltemperatur weiter erhöhen. Im Jahr 2022 lag das globale Mittel der Temperatur bereits 1,15 Grad über dem vorindustriellen Niveau (1850-1900) und damit nur noch 0,35 Grad unter der 1,5-Grad-Schwelle des Pariser Klimaschutzab-kommens – obwohl die Jahre 2020-2022 ausgeprägte La Niña Jahre waren, von denen die Klimaforschung weiss, dass sie eher kühlend auf das globale Mittel wirken. Becker: „Leider besteht die Möglichkeit, dass mit El Niño als Beschleuniger im Jahr 2024 erstmals die Pariser 1,5-Grad-Hürde gerissen wird“, schließt der DWD nicht aus.

Angesichts der mit El Niño aktuell und durch den Klimawandel grundsätzlich zu erwartenden Zunahme extremer Wetterereignisse wachse weltweit die Bedeutung von Frühwarnsystemen. Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) hat deshalb zum Beispiel „Climate Watch Advisories“ eingerichtet, die mit Hilfe von Monatsvorhersagen auf solche Risiken aufmerksam machen. Der DWD ist für Europa zuständig und warnt vor drohenden Hitze- und Kältewellen, längeren Starkregenereignissen und Dürren. Ein Beispiel war die länger andauernde Dürreperiode in Portugal, Spanien, Süd-Frankreich und Nord-Italien mit teilweise extrem hohen Temperaturen im Frühjahr 2023.