Die enge atomare Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Brasilien bleibt über das Ende der Fußballweltmeisterschaft hinaus weiter bestehen. Für das kommende Jahr hat die Kanzlerin, anlässlich ihres Besuchs bei der WM, mit der brasilianischen Regierungschefin strategische Kontakt-Gespräche vereinbart.

15.07.14 Titelblatt BERDie Zusammenarbeit beider Länder im Atomsektor hat hat eine lange Tradition. Für Bereits 1975 starteten Deutschland und Brasilien gemeinsame Aktivitäten. Angela Merkel wirkte zu der Zeit noch als Physikerin an der Akademie der Wissenschaften der DDR. Nicht nur die USA, auch die Staatssicherheit der damaligen DDR, hatte zu der Zeit bereits ihre großen Lauscher aufgestellt, um herauszufinden, was es mit den gemeinsamen atomaren Aktivitäten deutscher Unternehmen und Wissenschaftler in Brasilien auf sich habe.

Atomare Verbindungen Deutschland - Brasilien
Atomare Verbindungen Deutschland – Brasilien

In einem als „streng geheim“ gekennzeichneten Papier vom 08. August 1975, BSTU 0001, erstellt von der Hauptabteilung A, Abteilung VII, wird von der Gründung einer westdeutsch-brasilianischen Gesellschaft berichtet an der die Urangesellschaft mbH u. Co KG, Frankfurt a. Main 49 Prozent und die brasilianische Staatsgesellschaft Nuclebras zu 51 Prozent beteiligt seien. Einzelheiten des Abkommens sind in dem Papier aufgeführt, zum Beispiel welche deutschen Unternehmen mit welchen Anteilen, in welcher Höhe, an gemeinsamen Atom-Firmen beteiligt sind. Schon damals bilanzierte der Bericht: „Der Aufbau eines geschlossenen Kernbrennstoff-Kreislaufes durch die BRD und die Überlassung von westdeutschem Know how versetzt Brasilien objektiv in die Lage, in absehbarer Zeit militärisch verwendbare Kernbrennstoffe herzustellen und sich das erforderliche Wissen für den Bau von Kernsprengkörpern und Kernwaffen anzueignen.“

In der Ausgabe vom 17.November 1989 berichteten wir bereits über das atomare Parallelprogramm der brasilianischen Militärs
In der Ausgabe vom 17.November 1989 berichteten wir bereits über das atomare Parallelprogramm der brasilianischen Militärs

Aber nicht nur Brasiliens Militär geriet in der Folgezeit immer wieder in den Verdacht, dass es trotz aller vereinbarter internationaler Kontrollen durch die Internationale Atom-Energie-Organisation mit Sitz in Wien auf geheimen Wegen nach der A-Bombe strebe. Auch Deutschland wurde unterstellt, dass sich seine Wissenschaftler und Atom-Unternehmen das Wissen zum Bomben-Bau verschaffen wolle. Nicht nur Atomgegner in Brasilien hatten gehofft, dass Deutschland die WM zum Anlass nähme, um den Atom-Kooperationsvertrag zu kündigen. Der Architekt und brasilianische Anti-Atom-Aktivist Chico Whitaker betonte in einem Interview mit einer Publikation der Heinrich Böll-Stiftung der Atom-Vertrag trage bis heute dazu bei, die „Atomträume“ in Brasilien am Leben zu erhalten. „Seine Kündigung würde auch der brasilianischen Gesellschaft zeigen, dass sich international etwas verändert hat und energiepolitische andere Weichen gesetzt werden.“

Bundeskanzler Helmut Kohl sieht keine Probleme
Bundeskanzler Helmut Kohl sieht keine Probleme

Deutschland stellt sich gerne als Vorreiter in der Überwindung der Atomenergie dar und verweist auf den eigenen ‚Atomausstieg‘. Im Inland werden Atomkraftwerke abgeschaltet, im Ausland wurden sie bisher mit deutschen Steuergeldern über Hermesbürgschaften gefördert. Darüber gab es seit Jahren Streit. Diese Praxis wurde kürzlich nun von Bundeswirtschafts-minister Sigmar Gabriel abgeschafft. Perfekter Anstoß zur WM Wie passt das noch zusammen mit dem deutsch- brasilianischen Atomvertrag? Wir berichten in loser Folge weiter: Auch über die atomare Zusammenarbeit mit Argentinien, dem Endspiel- Gegner bei der WM in Brasilien.