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Immer mehr Städte und Gemeinden holen sich die Hoheit über ihre Energieerzeugung und –verteilung zurück. Mehr und mehr produzieren sie auch Erneuerbare Energien und leiten sie selbst an ihre Bürger. Das gilt auch für die Gemeinde Wachtberg mit ihren 20 000 Einwohnern.
Das Gemeindegebiet ist geprägt von Kuppen vulkanischen Ursprungs, unter anderem dem Wachtberg, der der Gemeinde den Nahmen gegeben hat. Er ist ganze 258 Meter hoch. Wachtberg liegt unmittelbar an der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz, aber nahe zur Bundesstadt Bonn. So haben hier immer noch viele Menschen ihren Wohnsitz, die in den restlichen Bundesbehörden und in Bonn ansässigen Unternehmen arbeiten. Aber es gibt auch noch den einen oder anderen unvergessenen Politiker der Geschichte geschrieben hat und trotz des Umzuges des großen Politik-Trosses nach Berlin hier immer noch sein Zuhause hat. So der langjährige Außenminister Hans-Dietrich Genscher. Einer der populärsten Staatsmänner der Nachkriegszeit. Er prägte die deutsche Politik und gilt als diplomatischer Architekt der Wiedervereinigung. I
Nicht für weltweite Schlagzeilen wie Genscher sie häufiger während seiner Amtszeit erzeugte, aber für große Aufmerksamkeit in der Gemeinde selbst sorgte vor rund zwei Jahren die Gründung der eigenen Stadtwerke enewa. Bisher waren die Bürger von der Rheinenergie aus dem ferneren Köln versorgt worden. Die enewa beliefert seit Anfang 2013 den Großteil der Gemeinde Wachtberg mit Trinkwasser und bietet seitdem auch Ökostrom und Erdgas an.

enewa-Geschäftsführer Kai Birkner: Nun wollen wir auch die Stromnetze übernehmen
enewa-Geschäftsführer Kai Birkner: Nun wollen wir auch die Stromnetze übernehmen

Das Unternehmen wurde im Juli 2012 als kommunale Tochtergesellschaft gegründet und hat im Februar 2013 die STAWAG, Stadtwerke Aachen AG, als strategischen Partner mit einer Beteiligung von 49 Prozent ins Boot geholt. „Möglichst bis 2016 wollen wir auch die Stromnetze der RWE-Westnetz übernehmen und später unseren eigenen Strom dadurch leiten“, erklärt Kai Birkner, seit März des Jahres Geschäftsführer der enewa im Gespräch mit Umwelt und Energie-Report (U&E) Chefredakteur Dieter Kassing. Dies, lässt Birkner durchblicken, sei noch mit einigem Hin und Her verbunden. Aber er sei guten Mutes am Ende die Netzhoheit zu erhalten.

Die enewa hat inzwischen über 1000 Stromkunden gewonnen, berichtet Birkner stolz. „Das ist ein guter Start im heiß umkämpften Energiemarkt“, betont er weiter und: „Ich freue mich sehr darauf noch mehr Wachtberger als Kunden zu gewinnen.“ Birkner verweist auf die ökologische Ausrichtung und die klare regionale Verankerung der enewa: „Mit beiden Aspekten können wir hier punkten und uns einen hohen Marktanteil erarbeiten.“
Inzwischen haben die Stadtwerke durch ihre Angebote einen hohen Bekanntheitsgrad in der Gemeinde erreicht, betont Birkner.

Nicht nur dort. Die Redaktion von U&E war durch eine im Bonner 06.10.14 Enewa GarantieGeneralanzeiger geschaltete Anzeige der enewa auf Wachtberg aufmerksam geworden. „Sicherheit mit Strompreisgarantie bis 2017“ und weiter „FIX17- worauf Sie sich verlassen können!“ Das sind Zeichen von Mut und Selbstbewusstsein. Die bundesweit auf vollen Touren laufende Energiewende hat bisher viele preisliche Aufs- und nur wenige Abs erlebt. Und dann wird der Preis von einer kleinen Gemeinde garantiert.
Jegliche Skepsis erstickt Birkner mit dem Hinweis darauf, dass enewa sich mit den Stadtwerken Aachen einen wirklich erfahrenen Partner an Deck geholt habe.

In der Tat, die Stadtwerke Aachen verfügen über viel Erfahrung. Sie sind Gründungsmitglied der, wie sie sich selbst bezeichnet „führenden Stadtwerke Kooperation“ Trianel, ebenfalls mit Sitz in Aachen. Trianel angeschlossen sind zur Zeit weit über fünfzig Stadtwerke.
Nun geht enewa aber, wie sich im weiteren Gespräch mit Birkner schnell zeigt, kein wirkliches Risiko mit dieser Preisgarantie ein. Wie immer gilt auch hier, bei der Preisgarantie genau hinzusehen. Die Stadtwerke sind nicht einfach ins kalte Wasser gesprungen. Sie haben sich schon zum guten Teil abgesichert. Im Kleingedruckten ist nachzulesen von der FIX17 Strompreis Garantie ausgenommen sind staatliche Abgaben, Steuern und Umlagen, „die wir nicht beeinflussen können und weitergeben müssen.“ Der Strompreis wird zur Zeit sehr stark von diesen Größen bestimmt.
Soweit zum Strom, der zur Zeit noch zum größten Teil von den Stadtwerken Aachen bezogen wird, die zugleich für Wachtberg auch den besten Preis an den Strombörsen aushandeln.

Immer mehr Strom aus Erneuerbaren Energien

Der enewa-Strom soll künftig aber weitestgehend aus erneuerbaren Energien stammen und auf lange Sicht auch in Wachtberg selbst erzeugt werden. Möglichst viele Gemeindedächer sollen  mit Photovoltaik ausgestattet werden. Der überschüssige Strom wird in die Netze eingespeist und verkauft. Besonders die kleinen Wachtberger Kinder und die jungen Familien lernen auf die Weise was mit der Energie der Sonne alles angestellt werden kann. Auf dem Dach der Niederbachemer Kindertagesstätte „Glühwürmchen“ wurde eine Photovoltaik-Anlage installiert. Die 47 installierten Photovoltaik-Module, beliefern die Kindertagesstätte mittels Sonnenenergie mit selbst gewonnenem Strom. Überschüsse werden auch hier ins öffentliche Netz eingespeist. Am Wochenende, wenn die Kleinen zu Hause sind, gibt es viel überschüssigen Strom. Auch das Berkumer Schulzentrum soll durch eine Photovoltaikanlage mit Strom versorgt werden .
Für das städtischen Hallenbad wurde ein Blockheizkraftwerk errichtet. Damit wird das Wasser aufgeheizt. Der überschüssige Strom wird ebenfalls in die Netze eingespeist und verkauft. Weitere Anlagen befinden sich bereits auf der Pecher Kläranlage. Der enewa Ökostrom stammt zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien und ist ausgezeichnet mit dem ok-power-Gütesiegel des Öko-Instituts e.V. und der Verbraucherzentrale NRW.

Bestnoten der Kunden
Im Juni hat das junge Unternehmen über ein renommiertes Marktforschungsinstitut telefonisch 200 Bürgerinnen und Bürger in Wachtberg zu ihrer Energieversorgung befragt. Kai Birkner, in der Geschäftsführung für den Vertrieb zuständig, freut sich über die guten Bewertungen für die enewa: „Wir haben von unseren Kunden Top-Noten bei den Punkten Zuverlässigkeit, Kompetenz und Kundenorientierung erhalten. Und unsere Kunden sind mit uns um zehn Prozentpunkte zufriedener als diejenigen, die nicht unsere Kunden sind, mit ihrem Energieversorger.“
Bei der Umfrage haben über 77 Prozent aller Befragten angegeben, dass ihnen bei ihrer Stromversorgung eine Preisgarantie sehr wichtig ist. Dies war der am höchsten bewertete Aspekt von allen vor Ökostrom und einem Ansprechpartner vor Ort.